Die Botin des Koenigs reiter2
sogar als Kind darin gespielt hatte.
Der König befragte den Mann noch weiter und erfuhr, dass er tatsächlich gerade erst an die Küste gezogen und mit den Auswirkungen der Gezeiten noch nicht so vertraut war. Offenbar hatte all das Gerede über seltsame Ereignisse im Land ihn glauben lassen, dieser Bach sei ebenfalls verzaubert.
Über die anderen Fragen musste Karigan ein wenig nachdenken. Nach ihrem Gespräch mit Prinz Jametari wusste sie, dass es noch zu vielen anderen solchen Dingen kommen würde,
bis die Welt nach dem Einfluss aus dem Schwarzschleierwald ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, jedenfalls bis der D’Yer-Wall wieder instand gesetzt war und ihn ausschloss. Es gab keine einfache Möglichkeit, diese Ereignisse zu erklären, ohne genau den Aufruhr zu verursachen, den der König zu vermeiden suchte.
»Da wir im Moment nicht viel gegen die Magie unternehmen können, außer den Leuten zu versichern, dass wir uns darum kümmern werden«, sagte Karigan schließlich, »würde ich mit diesen Petitionen genauso umgehen wie mit allen anderen – so, dass die Leute es verstehen.«
Als der König auf weitere Erklärungen wartete, fügte sie hinzu: »Der Mann, der von der Hacke seines Nachbarn erzählt, die zu Gold wurde? Er ist vor allem neidisch. Und die Frau, deren Mann verschwunden ist, hat acht Kinder, die sie nun allein versorgen muss. Sie ist im Augenblick praktisch verwitwet.«
Die Züge des Königs hellten sich auf. »Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint.«
Und so folgte er ihrer Idee und befragte den Mann weiter über die goldene Hacke. Tatsächlich stellte sich heraus, dass der Bittsteller ebenso neidisch auf seinen Nachbarn war wie aufgeregt über die Magie. Auf weitere Fragen musste er zugeben, dass sein Nachbar für seine Großzügigkeit bekannt war und vorhatte, den neuen Reichtum mit dem Dorf zu teilen. Zufrieden, dass der König nun über die Situation informiert war, verabschiedete sich der Mann.
Danach veranlasste der König, dass die Frau, deren Mann verschwunden war, eine Witwenrente erhalten sollte, und zwar, bis der Mann wieder auftauchte. Obwohl sie sehr um den Verschwundenen trauerte, konnte die »Witwe« zumindest mit dem Wissen nach Hause gehen, dass ihre Kinder nicht Hunger leiden mussten.
Der König bearbeitete andere Fälle mit ähnlichem Erfolg, aber er konnte wenig gegen die allgemeine Unruhe unter den Menschen tun, die befürchteten, dass jederzeit etwas Magisches passieren und sich katastrophal auswirken könnte.
Bei allen Entscheidungen machte Colin sich Notizen, was den Bittstellern bestätigte, dass man sich wirklich um ihre Angelegenheiten kümmern und dem König und seinen Beratern Aufzeichnungen über jedes magische Ereignis geben würde, sodass die Vorfälle später im Hinblick auf mögliche Muster untersucht werden könnten.
Im Lauf des Tages bat der König Karigan noch ein- oder zweimal um ihre Einschätzung des Charakters gewisser Bittsteller. Ihre Ausbildung im Geschäft ihres Vaters kam ihr dabei sehr zugute. So konnte sie Zacharias ihren Verdacht mitteilen, dass ein Kaufmann etwas zu verbergen hatte und eine Pferdehändlerin die Qualität ihrer Tiere gewaltig übertrieb und daher nicht so sehr von dem Beklagten geschädigt worden war, wie sie behauptete.
Der König stimmte mit Karigans Einschätzungen überein, und sie hatte das Gefühl, dass er sie nur prüfen wollte, denn er war viel zu geübt darin, mit solchen Leuten umzugehen, als dass er ihren Rat wirklich gebraucht hätte. Dennoch, er schien sich über ihre Antworten zu freuen, und sie ihrerseits freute sich über seine Anerkennung.
Karigan äußerte ihre Meinung, wenn Zacharias sie fragte, und ihr Stolz auf sich selbst als Grüner Reiter wuchs. Es war seltsam, wie sehr sie zuvor an diesem Tag an sich gezweifelt hatte. Wobei es eher ihre Befürchtung war, dass diese Zwiespältigkeit in ihr, von der der Eleter gesprochen hatte, sie veranlassen könnte, etwas zu tun, was den Untergang alles Guten und Richtigen auf der Welt verursachte. Nun, nach ein paar Stunden an der Seite des Königs, waren diese Zweifel
verschwunden. Hatte sie ihre Arbeit etwa nicht gut gemacht?
Ich bin immer noch die Person, die ich immer war, und die Worte eines Eleters können daran nichts ändern.
In diesem Augenblick erschien Lil Ambrioth, ein sanfter Schimmer hinter einem weiteren Bittsteller. Karigan sah gerade genug von ihr, um ihr Lächeln zu erkennen, ein Lächeln als Bestätigung für Karigans Platz als Grüner
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