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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Als sie die Finger wegzog, waren sie blutig.
    »Du hättest dich nicht bewegen sollen.« Die Stimme des Eleters war leise und hatte einen leichten Akzent. Sie verfügte über das Timbre eines kühlen, rasch dahinfließenden Bachs. »Ich hätte dich buchstäblich um Haaresbreite getötet.«
    Karigan warf einen Blick über die Schulter, und es fiel ihr schwer, auch nur die Anwesenheit des Eleters zu begreifen,
von dieser beinahe tödlichen Begegnung mit Pfeil und Geist einmal ganz abgesehen.
    Der Eleter ging an ihr vorbei. Seine opalisierende Rüstung schimmerte im Mondlicht in subtilen Schattierungen von Grün, Rosa und Blau und veränderte sich ununterbrochen, während er sich bewegte. Von den Schulterplatten standen seltsame, tödlich aussehende Stacheln ab, und an den Unterarmschienen gab es Reihen von Widerhaken. Karigan betrachtete ihn gebannt.
    Er blieb vor dem Baumstamm stehen und zog den Pfeil mit dem weißen Schaft heraus. »Ich hatte gut gezielt«, sagte er. »Aber man kann nicht töten, was bereits aus der Substanz des Todes besteht.« An der glänzenden Spitze des Pfeils klebte ein winziges Stück schwarzen Tuchs. Der Eleter verdrehte die Augen, um ihr einen Blick zuzuwerfen, ohne sich umzudrehen, und sie bemerkte sein winziges Lächeln.
    Er sagte etwas in seiner eigenen Sprache, und sie musste an Wasser denken, das über die Steine eines Bachs plätschert. Trotz der Schönheit dieser Sprache fand sie keinen Trost darin, obwohl sie nicht wusste, warum. Schließlich sagte er, diesmal wieder in ihrer Sprache: »Vergiss nicht, was für ein präziser Schütze ich bin, Galadheon.« Und bevor sie begreifen konnte, was er meinte, fügte er hinzu: »Telagioth, unser Anführer, will auf der Lichtung mit dir reden.«
    Karigan stolperte davon und fragte sich, in welchen neuen Traum sie nur eingetreten war.
    Sie suchte sich einen Weg vorbei an den Toten, sowohl Erdriesen als auch Sacorider. Es war deutlich zu erkennen, dass nur sehr wenige Mitglieder der Delegation überlebt hatten. Die Nacht verbarg Einzelheiten – Gesichter –, aber der Gestank von Eingeweiden haftete Karigan schon bald in der Kehle. Als sie die Lichtung erreichte, leuchtete dort überall
das kristallklare Licht der muna’riel, der Mondsteine der Eleter. Und die Toten waren sehr genau zu sehen.
    Zwischen zwei geborstenen Obelisken lag Barde. Er hatte die Augen geschlossen, und auf seinem Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck. Silbernes Licht schimmerte auf den Goldfäden des Wappens mit dem geflügelten Pferd am Ärmel, den Ty noch vor Kurzem so sorgfältig geflickt hatte. Wären nicht die Blutlache unter Bardes Mund und Nase und das klaffende Loch in seinem Rücken gewesen, dann hätte sie glauben können, er schlafe nur.
    »Galadheon.« Das silberne Licht wurde zu einem blendenden Weiß, als ein Eleter auf sie zukam. »Folge mir.«
    Karigan stieg mit zitternden Knien über Barde hinweg und folgte dem Eleter. Die große Woge in ihrem Innern drohte immer noch, sie zu überwältigen, aber im Augenblick konnte sie sie zurückhalten, so gut eine junge Frau eben den Ozean zurückhalten kann.
    Auf der Lichtung lagen viele andere wie Barde – Verteidiger, Diener, Adlige, alle tot, alle mit ähnlichen Wunden, als hätte eine gewaltige Kraft einfach Löcher in ihre Körper gerissen. Ein paar Soldaten suchten nach Überlebenden, aber Karigan spürte, dass sie keine finden würden.
    Der Eleter führte sie zur Mitte der Lichtung, zum Grabhügel. Zwei Soldaten stützten Hauptmann Ansible, dessen Bein tiefe Wunden hatte und nur behelfsmäßig verbunden war. Er schien das Schlachtfeld zu betrachten, und Karigan nahm an, dass seine vor Entsetzen starren Zügen ihren eigenen glich. Ein anderer Eleter stand neben ihm und redete leise auf ihn ein.
    »Es war die Kraft der Magie, die diesen Ort bewachte, welche sie getötet hat. Sie wurde freigesetzt, als der Unaussprechliche sein Grab verließ.«

    Hauptmann Ansible murmelte etwas Unhörbares. »Wir werden euch so gut helfen, wie wir können«, erwiderte der Eleter.
    Der Hauptmann nickte. Als er Karigan sah, sagte er: »Reiter, dieser Eleter will mit Euch sprechen.« Dann wandte er den Blick ab und murmelte vor sich hin: »Muss dem König eine Botschaft schicken.« Die beiden Soldaten halfen ihm davonzuhinken.
     
    Der Eleter wandte sich Karigan mit abschätzendem Blick zu. »Man nennt mich Telagioth. Ich bin ora-tien, Anführer dieser tiendan.«
    Das Wort schien durch den Nebel in Karigans Kopf wie eine leuchtende

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