Die Botin des Koenigs reiter2
Daumen aufhängen und mit einer Feder kitzeln.«
Karigan schnaubte.
Garth starrte sie mit gespielter Strenge an. »Ich weiß zufällig, wo ich ein paar wirklich gute Federn herbekommen kann. Sie sind brutal.«
»Oh.«
Er lächelte selbstzufrieden. »Lady Moranes Hutsammlung.«
Lady Morane, das ältere Oberhaupt eines kleinen adligen Clans aus Oldbury, hatte eine Vorliebe für Garth entwickelt und verwöhnte ihn immer mit Tee und Leckereien, wenn er eine Botschaft überbrachte. Sie war für ihre Hutsammlung berüchtigt, und es war überraschend, dass in dieser Provinz überhaupt noch Vögel mit Federn übrig geblieben waren.
»Woher weißt du denn überhaupt, dass sich die Federn der Dame so gut zum, äh, Kitzeln eignen?«
Garth erkannte errötend, dass er sich selbst eine Falle gestellt hatte.
»Hier«, sagte er und drückte ihr das Päckchen in die Arme. »Das hier ist für dich gekommen – Connli hat es aus Selium mitgebracht.«
Sie wog das Päckchen neugierig in der Hand. Es fühlte sich an wie ein Manuskript. »Connli ist wieder da?«
»Ja, und schön braun gebrannt. Er sagte, sein Schiff wäre von einem gewaltigen Sturm vom Kurs abgebracht worden, und sie wären vor einer einsamen Insel auf Grund gelaufen. Einer sehr angenehmen Insel, sagt er. Es dauerte eine Weile, bis die Mannschaft das Schiff wieder seetüchtig gemacht hatte. Er erstattet gerade dem Hauptmann Bericht.«
Die Erleichterung darüber, dass ein weiterer Reiter es sicher nach Hause geschafft hatte, ließ sie beinahe erneut in Tränen ausbrechen. Garth tätschelte ihr die Schulter und ging.
»Schöne Grüße an Lady Morane«, rief sie ihm hinterher. Zur Antwort hörte sie nur ein unverständliches Murmeln.
Sie nahm das Päckchen mit in ihr Zimmer und drehte die Flamme in ihrer Lampe höher. Als sie es öffnete, fand sie einen Brief von Estral.
Liebe Karigan,
ich hatte gehofft, Du würdest das hier eher erhalten, aber der Spielmann, den ich gebeten hatte, es Dir zu bringen, ist unerwartet auf der Straße umgekommen. Ein ehrlicher Reisender, der das Manuskript fand, hat es mir zurückgebracht. Es ist eine Kopie des Manuskripts, das wir im Archiv entdeckt haben. Wie ich schon in meinem letzten Brief erwähnte, denke ich, dass es Dich und Deinen Vater sehr interessieren wird. Es hat auch immensen historischen Wert und gibt Einsicht in den Langen Krieg und die Besetzung unseres Landes durch das arcosische Kaiserreich. Der Oberarchivar ist außer sich vor Aufregung, und er und mein Vater halten es für echt.
Mit herzlichen Grüßen
Estral Andovian, von meiner eigenen Hand geschrieben.
Karigan wickelte das Manuskript vollständig aus und besah sich das Titelblatt: Tagebuch des Hadriax el Fex. Es war das Letzte, was sie erwartet hätte. Sie starrte das Manuskript auf ihrem Schoß an und wagte nicht, über das Titelblatt hinauszublättern. Warum, fragte sie sich, sollte es so interessant für sie und ihren Vater sein?
Sie hatte sich gerade entschlossen, doch weiterzulesen, als jemand an ihre Tür klopfte.
»Herein«, rief sie.
Die Tür ging auf, und draußen stand eine Waffe. »Fastion? Was kann ich für dich tun?«
»Nicht für mich«, sagte er lächelnd. »Aber ich glaube, ich habe vielleicht etwas, was du sehen möchtest.«
»Und was sollte das sein?«
»Reitersachen«, sagte er.
»Reitersachen?« So ungern Karigan das Manuskript beiseitelegte, er hatte ihre Neugier geweckt.
»Ein paar Gegenstände, die ich Hauptmann Mebstone schon lange zeigen wollte, aber sie hat nie Zeit für mich, und es gibt noch etwas anderes, das ich vergessen hatte und das mit euch Reitern zu tun hat.«
Nun war sie wirklich neugierig und machte sich auf, mit ihm zu gehen. »Geh voran.«
Er führte sie durch verlassene Flure. In jedem hing eine Lampe, um die Dunkelheit zu vertreiben.
»Als wir die Verschwörer vom Zweiten Reich verfolgten«, sagte Fastion, »fand ich einen bestimmten Raum wieder, den ich lange nicht mehr aufgesucht hatte.«
Karigan erinnerte sich, wie stolz Fastion darauf war, alle verlassenen Flure in der Burg zu kennen, und er führte sie mit sicherem Schritt. Er strahlte dabei einen Eifer aus, den Waffen selten an den Tag legten. Karigan nahm an, dass Waffen unter dem schwarzen Tuch und dem Leder ihrer Uniformen auch nur Menschen waren. Sie lächelte.
Das Zimmer, in das Fastion sie brachte, war voller verrotteter und durcheinandergeworfener alter Möbelstücke, die zerklüftete Schatten auf die Wände warfen.
»Alte
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