Die Botin des Koenigs reiter2
gewollt.«
»Und ich habe sie dabei unterstützt«, knurrte Ansible. »Ich habe ihrer Entscheidung, das Lager auf der Lichtung aufzuschlagen, zugestimmt. Im Nachhinein weiß man es immer besser.«
Everson hob abwehrend die Hände. »Nichts für ungut, Hauptmann.«
Tatsächlich war Lordstatthalterin Penburns Tod ein schwerer Schlag für Zacharias, nachdem schon so viele seiner Anhänger in der alten Statthaltergarde beim Aufstand seines Bruders gestorben waren. Nun würde Penburns Provinz, Larens Heimatprovinz, einen neuen Statthalter bekommen, den erstgeborenen Sohn der Verstorbenen. Würde dieser junge Mann treu zu seinem König stehen?
»Was ist aus dem Waldläufer geworden?«, fragte Colin. »Es wäre vielleicht nützlich, mit ihm zu reden.«
»Er ist an seinen Wunden gestorben«, sagte Karigan. Der gehetzte Ausdruck lag wieder in ihren Augen. Dann warf sie Major Everson einen Blick zu. »Die Entscheidung, das Lager auf der Lichtung aufzuschlagen, war nicht gut für die Delegation, aber selbst wenn wir es nicht getan hätten, wäre der Geist entkommen.«
Erneut senkte sich Schweigen über die Anwesenden. Zacharias stand am Ende des Tisches und schaute Ansible und Karigan an.
Sein Zorn war verschwunden, und so etwas wie Mitgefühl ließ seine Züge weicher werden.
»Wir haben Euch lange genug aufgehalten«, sagte er. »Wir werden noch Zeit für Fragen und Antworten haben, nachdem Ihr Euch angemessen ausgeruht habt.«
Ansible setzte zum Widerspruch an, aber Zacharias bedeutete ihm zu schweigen. »Ihr habt für heute Abend Eure Pflicht getan, Hauptmann.«
Während Karigan und Ansible langsam den Saal verließen, beobachtete Laren den König, der den beiden hinterherschaute. Ein anderer Herrscher hätte vielleicht nicht solches Mitgefühl aufgebracht und stattdessen darauf bestanden, sie bis tief in die Nacht zu befragen. Sie konnte sehen, wie besorgt er um sie war. Dieses Mitgefühl war einer der Gründe, wieso Laren so treu zu ihrem König stand. Sie würde bis zum Tod kämpfen, um dafür zu sorgen, dass er weiterherrschen konnte.
Und in ihrer Rolle als Beraterin würde sie möglichst dafür sorgen, dass dieses Mitgefühl niemals den Frieden in Sacoridien oder Zacharias selbst gefährdete.
Laren wäre Karigan gern nach draußen gefolgt. Sie wollte ihr weitere Fragen stellen, ohne dass die anderen anwesend waren, aber sie durfte noch nicht gehen, und selbstverständlich hatte der König Karigan weggeschickt, damit sie sich ausruhen konnte und nicht, damit sie von ihrer neugierigen Vorgesetzten ausgefragt wurde. Sie wusste nur, dass etwas unausgesprochen geblieben war, und das nagte an ihr. Sie seufzte. Mara hatte sicher schon dafür gesorgt, dass Karigan in der Unterkunft ein gemütliches Zimmer vorfand.
Wie um ihren Gedanken zu widersprechen, erschien Karigan noch einmal im Eingang des Thronsaals. Sie kam schnell auf sie zu, denn nun bestand nicht mehr die Notwendigkeit, auf Hauptmann Ansibles Tempo Rücksicht zu nehmen.
»Verzeiht mir, Exzellenz«, sagte sie und deutete eine Verbeugung
an. »Ich wollte Hauptmann Mebstone ein paar Dinge zur Aufbewahrung übergeben.«
»Ihr braucht nicht um Verzeihung zu bitten, Reiter«, sagte er.
»Danke.« Karigan ging um den Tisch zu Laren. Sie suchte in ihrer Botschaftstasche herum und zog einen Gegenstand heraus.
»Hauptmann«, sagte sie, »diese hier gehörte Ereal.« Sie drückte kaltes Metall in Larens Hand. Ereals Brosche. Das Gold glitzerte im Lampenlicht.
»Sie ist gestorben, als sie mir mein Schwert brachte«, sagte Karigan. »Sie hat unterwegs immer auf mich aufgepasst. Zwei Pfeile haben sie durchbohrt. Noch während sie starb, hat sie versucht, mir das Schwert zukommen zu lassen.«
Die anderen – von Zacharias einmal abgesehen – waren verwirrt. Sie konnten die Brosche nicht so sehen, wie ein Reiter es konnte, und sie wussten auch nicht, dass Ereals besondere Fähigkeit darin bestanden hatte, Gegenstände mit dem Geist zu bewegen. Laren schluckte, als sie die Brosche anschaute, die in ihrer Hand lag. Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie sah auch, was es Karigan kostete, dies zu tun. Sie war noch bleicher geworden und schien gegen Erinnerungen anzukämpfen.
Karigan griff erneut in ihre Tasche, und abermals blitzte Gold auf, als sie die Hand herauszog. »Die hier gehörte Barde.« Was sie Laren nun überreichte, war allerdings keine Brosche, die ein Pferd zeigte, das sich mit ausgebreiteten Flügeln in die Luft erhob. Es war ein formloser Klumpen aus
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