Die Botin des Koenigs reiter2
ihr aus der Lunge gepresst, als er sie von den Beinen riss und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Als er sie schließlich wieder absetzte, umarmte Tegan sie. Auch Dale hatte sich inzwischen genügend gefasst, um aufstehen und Karigan die Schulter tätscheln zu können.
»Gut, dich so lebendig zu sehen. Jedenfalls verglichen mit gestern Abend.«
Karigan grinste ein wenig atemlos und freute sich wirklich, die anderen zu sehen, aber als sie begannen, tausend Fragen über die Delegation zu stellen, wich sie ein wenig zurück. Es war Mara, die sie rettete.
»Lasst die arme Frau in Ruhe – sie hat noch nicht mal gefrühstückt.
« Sie wandte sich Dale zu und sagte: »Hast du nicht irgendwas zu tun?«
Dale richtete sich auf. »Schon gut.« Sie tätschelte die Botentasche, die über ihrer Schulter hing. »Wir unterhalten uns später«, sagte sie zu Karigan und machte sich auf den Ritt, den man ihr aufgetragen hatte.
Garth umarmte Karigan noch einmal, wenn auch nicht ganz so erdrückend, und stapfte davon, um die Uniform zu wechseln.
»Schön, dich wiederzusehen, Karigan«, sagte Tegan und machte sich ebenfalls davon.
»Wäschereidienst!«, rief Mara hinter ihr her.
»Ich weiß, ich weiß …«, ertönte ihre Stimme leise.
»Das war wirklich ein Willkommen«, sagte Karigan und dachte, dass so etwas nie geschah, wenn man von einem gewöhnlichen Botenritt zurückkehrte.
»Sie sind sehr froh, dass du lebendig zurückgekehrt bist«, sagte Mara. »Die Stimmung war ziemlich finster hier, seit wir von Ereal und Barde gehört haben. Ich bin sicher, dass Tegan diese Streiche nur ausheckt, um die Atmosphäre ein wenig aufzuhellen.«
Sie verließen den Gemeinschaftsraum und gingen den Hauptflur entlang, der sich durch die gesamte Unterkunft zog. Auf Karigan wirkte das Gebäude verlassen, aber das war oft der Fall, wenn sich nur wenige Reiter in der Unterkunft aufhielten.
Dennoch, selbst wenn alle da waren, stand der größte Teil der Zimmer leer. Karigan fragte sich, wie es hier in den Tagen zugegangen war, als noch jedes Zimmer bewohnt gewesen war. Wie lebhaft es damals hier gewesen sein musste! Der Dielenboden des Flurs war von den Stiefeln von zwei Jahrhunderten von Reitern abgetragen.
Mara war entschlossen, Karigan zu zwingen, dass sie alles bis auf den letzten Krümel aufaß, aber dazu brauchte sie sich
nicht anzustrengen, denn die Pfannkuchen waren mit frischen Blaubeeren bedeckt. Karigan fiel jetzt erst wieder auf, wie ausgehungert sie war, und sie musste sich immer wieder daran erinnern, auch noch zu kauen, bevor sie schluckte.
Zwei Personen waren beinahe zu viel für Karigans Zimmer, das kaum größer war als ein Wandschrank, aber sie freute sich über die Gesellschaft. Während Karigan aß, nutzte Mara die Gelegenheit, sie über den Reiterklatsch der letzten paar Monate zu informieren.
Sie wollte gerade über Yates’ neueste Eroberungen berichten, als Karigan sie unterbrach. »Wie geht es Ty?«
»Er ist launisch und grübelt viel. Also habe ich ihn auf einen Botenritt nach Adolind und Mirwell geschickt. Auf Kranich.« Sie lächelte dünn. »Ich denke, die beiden passen zusammen. Es hätte Ereal gefallen.«
Karigan war froh. Ty war nie besonders heiter gewesen, und nun trauerte er. Er und Kranich hatten sich auf dem Ritt von der Lichtung hierher offenbar genug aneinander gewöhnt, dass sie weiterhin miteinander ihre Botendienste erledigen konnten.
»Und was ist mit dir? Wie geht es dir?«
»Mir?« Mara goss sich noch einen Tee ein. »Ich helfe dem Hauptmann, so gut es geht, während Connli mit diesen Handelsverträgen auf dem Weg zu den Wolkeninseln ist.« Connli war Oberster Reiter, und für gewöhnlich war es seine Pflicht, den Alltag der Reiter zu organisieren. Die Tatsache, dass man ihn auf einen solch weiten Ritt geschickt hatte, machte ebenfalls deutlich, wie knapp der Botendienst an Leuten war. »Und selbstverständlich ist Ereal nun nicht mehr da.«
»Also hast du nicht nur den Obersten Reiter vertreten, sondern auch noch Ereals Arbeit erledigt?«
Mara pustete auf ihren Tee und zuckte mit den Achseln.
»Ich war die Älteste, die im Haus war. Sobald Connli zurückkommt, wird der Hauptmann ihn wahrscheinlich zum Leutnant befördern. Ich wünschte, er würde sich beeilen.«
Wieder seufzte sie müde. »Der König gibt dem Hauptmann so viel zu tun, aber sie vertraut sich mir nicht an, wie sie es mit Ereal getan hätte. Ich denke, sie will mich nicht mit diesen Dingen belasten.«
Das klang ganz
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