Die Botin des Koenigs reiter2
sich Drents Ausbildungsstil gefallen ließe, bevor der G’ladheon-Zorn aufflackern würde.
Sie hatte nicht viel Zeit, sich das zu fragen, denn einen Augenblick später stieß Kastellan Sperren das Ende seines Amtsstabs auf den Boden, um den Beginn der öffentlichen Audienz des Königs anzukündigen. Die großen Eichentore mit dem brennenden Scheit und dem Halbmond wurden aufgezogen,
und eine Reihe von Bittstellern betraten den Saal. Es waren gelangweilte Adlige und von Ehrfurcht erfüllte einfache Leute, die den Saal mit seinen hohen Fenstern und den Waffen, die in Nischen entlang der Wände standen, die Banner und Soldaten und vor allem ihren König mit großen Augen anstarrten.
Und es gab Verängstige, Bedrückte und Intriganten. Es war jede Woche das Gleiche, und alle wollten sie etwas vom König.
Zacharias hatte seine Königsmaske aufgesetzt, eine Miene, die keinem der Bittsteller offenbarte, was er dachte, und ihm einen gewissen Vorteil gegenüber jenen gab, die nicht so erfahren darin waren, ihre Gefühle zu verbergen. Wenn das einfache Volk den König kalt und furchterregend fand, dann sollten sie lernen, ihn anhand seiner Gerechtigkeit und Unvoreingenommenheit zu beurteilen.
Die ersten beiden, die der Herold Neff zum Thron führte, waren Schafzüchter, die sich um Weiderechte stritten. Zacharias hörte sich ihre Argumente an, stellte ein paar Fragen, saß dann einen Augenblick schweigend da und strich sich über den Bart. Wenn er wollte, dass Laren ihre Fähigkeit bei einem Bittsteller anwandte, würde er sie ansehen, und sie würde nicken oder den Kopf schütteln, um anzuzeigen, ob jemand die Wahrheit sagte oder log.
In diesem Fall fand Zacharias den Disput recht einfach zu schlichten und arbeitete einen Kompromiss aus, bei dem beide das Weideland nutzen und sich gemeinsam um ihre Herden dort kümmern konnten. Die Schafzüchter waren überrascht über dieses Ergebnis, aber nicht unzufrieden.
Während sich der Morgen weiterschleppte, klagte ein Handwerker einen Mann aus dem niederen Adel an, zu wenig für ein gutes Messer bezahlt zu haben. Der Adlige war ziemlich arrogant, was nach Larens Erfahrung nichts Ungewöhnliches
darstellte. Je geringer der Adel, schien es, desto arroganter waren sie.
Nicht ein einziges Mal sah Zacharias sie an. In den wenigen Jahren, in denen er König gewesen war, hatte er seine Instinkte geschärft und gelernt, welche Fragen er stellen musste. Er hörte auf seine Berater, aber er hatte ein Gefühl dafür entwickelt, wann er ihren Rat brauchte und wann nicht. Aus Larens Perspektive waren seine Entscheidungen in jedem Fall gerecht und angemessen.
Der nächste Mann in der Reihe kam mit niedergeschlagenem Blick und drehte nervös die Mütze in den Händen, während er vor dem König niederkniete. »Ich heiße Vander Smith, Exzellenz. Ich komme aus Aidree in der Provinz Wayman.«
»Was erbittest du vom König?«, fragte Sperren.
Vander Smith schaute den Kastellan an, bevor er wieder auf die Beine kam. »Ich will nichts erbitten, mein Herr. Ich bin gekommen, um einen Bericht abzugeben.«
Das weckte die Aufmerksamkeit des Königs, und auch die von Laren.
»Ihr Herren, ich bin ein Wildhüter für Graf Gavin Aidree, den Vetter von Lordstatthalter Wayman. Er hat mich gebeten, mit Euch zu sprechen.« Vander Smith zog einen versiegelten Brief aus der Tasche und reichte ihn Sperren.
Sperren brach das Siegel und las den Brief. »Seine Lordschaft schreibt:
Bitte hört Euch an, was mein Wildhüter Vander Smith zu sagen hat. Ganz gleich wie seltsam das klingen mag, was er erzählt, ich schwöre bei meiner Ehre, dass er die Wahrheit sagt. Geschrieben von meiner eigenen Hand, Gavin, Graf von Aidree.«
Sperren reichte Zacharias den Brief, und er warf einen kurzen Blick darauf, bevor er ihn an Colin Dovekey weitergab.
»Bitte sagt uns, was Ihr zu berichten habt, Wildhüter Smith«, bat Zacharias. »Ihr seid von weither gekommen.« Die Provinz Wayman lag an der Südwestgrenze von Sacoridien, mit Mirwell als nördlichem und L’Petrie als östlichem Nachbarn. Hinter der westlichen Grenze lag das Land Rhovani.
Vander Smith verbeugte sich. »Ja, Euer Hoheit. Es ist eine seltsame Geschichte.« Er knetete die Mütze noch ein wenig mehr und befeuchtete sich die Lippen. »Der Graf und ich führten eine Jagdpartie durch den westlichen Teil seiner Forste. Ein Hirsch wurde gesichtet, und der Graf schoss einen Pfeil ab.« Hier hielt Vander Smith inne, und er sah alle nacheinander an. »Der Pfeil
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