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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachmittagssonne, deren durch Wolken gefiltertes Licht helle und dunkle Muster auf die Fassade des Klosters warf. Padre Antonio blinzelte und hob die Hand vor die Augen. Suor Anna ging zielstrebig über den Ponte di San Lorenzo und von dort aus die fondamenta entlang. Padre Antonio folgte ihr. Am Ende der Gasse erwartete sie eine Gestalt, die halb im Schatten verborgen stand. Doch der schlanke Körper, die Haltung, die Bewegung, die sie vollführte, als sie sich nach ihnen umdrehte, machte Padre Antonios Vermutung zur Gewissheit.
    »Isabella?«
    Doch Suor Anna zischte ihn an. »Keine Namen! Seid Ihr verrückt?«
    Der Pater wollte scharf erwidern, doch da drehte sich die Frau zu ihnen um und hob den Blick. Es war tatsächlich Isabella. Sie trug ein Bündel auf dem Arm und schaukelte es. Ein Kind? Das konnte unmöglich sein!
    Suor Anna trat an ihre Seite, und Isabella reichte das Bündel behutsam an Suor Anna weiter. Erste Zweifel ob des Inhalts wurden beseitigt, als diese mit dem Bündel zu reden begann, weil es maunzte. Es war zweifellos ein kürzlich geborener Säugling. »Isa... «, begann der Pater erneut, doch ein Finger legte sich auf seinen Mund.
    »Nicht jetzt. Ich werde Euch alles erklären. Wir müssen ins Kloster zurück. Schnell, bevor die Portaria durch eine andere Schwester abgelöst wird.« Sie nahm den Pater am Arm, drehte ihn herum und schob ihn vor sich her. »Jetzt geht zügig und am besten ohne meine Hilfe in diese Richtung, sonst fallen wir auf. Es wird doch nicht so schwer sein, mit mir ins Kloster zurückzukehren.« Stumm drängte sie ihn vorwärts, während hinter ihnen der Säugling zu schreien begann.
    »Ist es Euer Kind?«, platzte der Pater heraus, der sich keineswegs gängeln lassen wollte.
    Padre Antonio konnte zwar das Lachen Isabellas nicht sehen, bemerkte jedoch, wie es sie unwillkürlich schüttelte, sosehr sie es zu unterdrücken versuchte.
    »Bester Padre«, antwortete sie ihm in einem feierlichen Ton, der eher für eine Predigt oder für eine Lesung angebracht war, »selbst bei uns Bräuten des Herrn dauert eine Schwangerschaft mit Geburt neun Monate. Der Herrgott hat es in unseren Körpern nicht anders eingerichtet als bei anderen Frauen.« Unterdessen waren sie an der Pforte angelangt, und Isabella hatte bereits den Löwenkopf aus Bronze in die Hand genommen. »Auf ein Wort noch, Padre. Wenn Ihr jetzt gefragt werdet, mit wem Ihr den Konvent betretet, antwortet einfach: mit SuorAnna, die Ihr eben hinausbegleitet habt.« Sie sah ihn mit ihren dunklen Augen an, und in ihnen lag eine Ernsthaftigkeit, die ihn überzeugte. Er nickte kurz, dann fuhr der Klopfer gegen das Türblatt.
    Trotz seiner Bedenken ging alles rasch. Sie durchschritten den Vorraum, in dem sich Isabella ausgiebig das Wandgemälde über der zweiten Tür betrachtete. Dann wurden sie beide ins Kloster eingelassen. »In Eure Besucherzelle! Rasch!«, flüsterte Isabella, und Padre Antonio wunderte sich darüber, wie schnell er gehorchte.
    Erst als sie hinter sich die Tür geschlossen hatten, streifte Isabella ihre Kapuze ab. Sie setzte sich erschöpft, strich sich über Gesicht und Haar und sah ihn etwas müde an.
    »Ich weiß, was Ihr denkt«, sagte sie langsam. »Weder habe ich meinen Verstand verloren, noch habe ich etwas getrunken. Mein Kopf ist so klar wie niemals zuvor. Nur um eines muss ich Euch bitten, Padre.« Padre Antonio legte den Kopf schief, was sowohl eine Bestätigung oder eine Aufforderung sein konnte, sich zu erklären. »Helft mir, den Schatz zu finden und aus dem Kloster zu entkommen.«
    Unwillkürlich wich der Pater einen Schritt zurück. »Von welchem Schatz sprecht Ihr? Etwa von dem Manus...«
    Im selben Augenblick erkannte der Pater, dass er zu viel gesagt hatte. Isabella hob eine Augenbraue und musterte ihn neugierig.
    »Ihr habt bereits einmal Andeutungen darüber gemacht. Vor nicht allzu langer Zeit.«
    »Und Ihr, Isabella, seid daraufhin verschwunden!« Es ärgerte ihn bis heute, dass er damals so unvorsichtig gewesen war. »Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich den Ort ausfindig gemacht habe, an dem das Manuskript versteckt liegt?«
    Der Pater blieb stumm. Was sollte er sagen? Wenn sie ihn belog, würde es ein Leichtes sein, dies festzustellen. Wenn sie die Wahrheit sagte, dann förderte das nicht nur die Karriere seinesMentors, des Kardinals, sondern ebenso die seine. Die junge Frau strahlte eine derartige Zuversicht aus, dass er geneigt war, ihr zu glauben.
    »Was macht Euch so sicher?«,

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