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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach den ihren, seine Zunge ertastete die ihre, erforschte ihren Mund. Und dann verschwamm die Zeit und bettete sie beide in einen nie vergehenden Augenblick. Ein Strudel sog sie hinein, presste sie aneinander im Begehren und wirbelte sie um und um, bis ihnen schwindlig wurde und sie sich auf dem Boden wiederfanden, ineinander verschlungen, verknotet, verschwitzt und außer Atem vom Spiel derLiebe. Nie hätte sie geahnt, zu welchen Dingen menschliche Körper in der Lage waren. Padre Antonios Drängen fand kein Ende, und Isabellas Neugier, ihre Lust erschienen ihr wie ein hoher Turm, den zu erklimmen ihr bislang nicht gelungen war, zu dem sie der Pater jedoch emportrug, bis sie von schwindelnder Höhe auf die Armseligkeit der Welt herabblicken konnte und eine feurige Ohnmacht sie übermannte.
    Langsam kam sie wieder zu sich.
    »Wenn Gott es zulässt, dass Mann und Frau sich auf diese Weise finden, kann es keine Sünde sein!«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie das erste Mal die Augen wieder aufschlug. Ihr Habit war hochgeschlagen, das Hemd über die Hüfte gerutscht. Ihre Brust lag entblößt auf dem kalten Ziegelboden. An ihren Schenkeln war Blut; den kurzen Schmerz hatte sie in der Hitze der Lust kaum gespürt. Doch nun war ihr kalt. Seine Arme, die sich um ihren Körper geschlungen hatten, wärmten nicht. Zu ihrem eigenen Erstaunen fühlte sie Scham in sich aufsteigen. Sie drehte sich von ihm ab, schob ihr Habit über die Hüfte hinab und bedeckte ihre Brüste.
    Zwar hatte sie diesen Hunger empfunden und den Strudel des Gefühls als intensiven Weg aus dieser Welt erlebt, als stürbe sie für einen kurzen Augenblick, um dann wiedergeboren zu werden, doch die Natürlichkeit, mit der sie Marcellos Drängen unter der Felze nachgegeben hatte, mit dem er ihrem Verlangen entgegengekommen war, stellte sich nicht ein.
    Das Läuten der Glocke zur Vesper schreckte sie auf.
    »Wir müssen los«, sagte sie, und ihre Stimme klang, als hätte sie sich heiser geschrien. »Die Nonnen sammeln sich zum Gebet. Kommt.«
    Sie stand auf und ordnete ihre Kleidung. Dabei empfand sie eine Scheu, die sie zuvor nicht gekannt hatte.
    Er räusperte sich. »Gehen wir!«

KAPITEL 51 Der Pater hatte ein Dutzend Kerzen und zwei Laternen besorgt, was einfach gewesen war. Auch ein Hanfseil hatte er mitgenommen, obwohl Isabella sich sicher war, dass sie es nicht benötigen würden. Zisternen mussten begehbar sein, schließlich wurden sie in regelmäßigen Abständen gereinigt.
    Das Hanfseil trug sie unter ihrem Habit. Beide hatten sie eine Laterne in der Hand, in der bereits die Lichter brannten. Noch deckte ein Tuch den Schein ab. Die restlichen Kerzen hatten sie untereinander aufgeteilt, und Isabella hatte sich die ihren in die Innentasche ihres Habits gesteckt.
    Wind war aufgekommen und schickte seinen Atem in leichten Böen durch die offenen Gänge, wirbelte Sand und Staub auf und war, kurz bevor sie in den zweiten Innenhof einbogen, ihre Rettung, denn sie hörten das Husten, bevor sie der Nonne ansichtig wurden.
    Sie drückten sich beide in das Dunkel einer Türöffnung und verharrten dort wie Statuen, ohne Bewegung, ohne Atemzug. Eine Gestalt hastete an ihnen vorüber, eine Nonne, den Kopf gesenkt, den Ärmel ihres Habits vors Gesicht gedrückt, weil sie gegen die Böen laufen musste, die sich in den offenen Fenstern verfingen und den Schmutz verwirbelten.
    »Das war Signora Artella!«, sagte Isabella, nachdem die Gestalt vorüber war. Ihr Herzschlag konnte sich nur langsam beruhigen. »Warum ist sie nicht im Nonnenchor? Als Priorin müsste sie doch aufschließen und darauf achten, dass niemand fehlt.« Sie sagte die Worte mehr zu sich als zu Padre Antonio.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich eng an ihn gedrückt hatte. Es war die erste körperliche Berührung seit dem Rausch ihres Liebesakts in der Zelle.
    Der Pater schob sie langsam zurück in den Gang. Rasch, mit beinahe unhörbaren Schritten, eilten sie ihn entlang und traten durch eine schwere Holztür hinaus auf den zweiten Innenhof.
    »Wo ist der Eingang zur Zisterne?«, flüsterte Padre Antonio neben ihr. Sein Atem strich ihr über die Nackenpartie, doch sie fühlte kein Kribbeln, kein wohliges Kitzeln mehr. Woher der plötzliche Stimmungsumschwung kam, konnte sie nicht sagen.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, man steigt über den Brunnenschacht ein. Wir sollten es einfach versuchen.«
    Sie wollte sich daranmachen, zur Platzmitte zu gehen und den eisernen Deckel zu heben, mit

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