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Die Botschaft Der Novizin

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Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mund.
    »Vater?«

KAPITEL 64 Die beiden Männer hoben den Kopf und blickten zur Tür, in der Isabella wie erstarrt stand. Padre Antonio schob sie vorwärts und versuchte einen Blick auf die Männer zu erhaschen. Der Patriarch wirkte keineswegs erschrocken, sondern lehnte sich zurück in seinen Stuhl und musterte die Eindringlinge mit dem blasierten Blick, den der Pater bereits kannte. Der andere Mann war blass und bis auf die Haut durchnässt. Die Kleidung klebte regelrecht an seinem Körper. Padre Antonios Blick fiel schließlich auf eine Kassette, die vor den Männern auf dem Tisch stand. Der Deckel war aufgebrochen. Im Inneren der Kassette schwamm etwas, das einem Brei aus Papierfasern nicht unähnlich war.
    Es bestätigte nur, was er ohnehin längst befürchtet hatte. Wenn dies das Manuskript gewesen war, dann hatte es die Feuchtigkeit der Zisterne nicht überlebt. Papyrus war empfindlich. Wurde es nass, dann lösten sich die Klebeverbindungen auf, und die Tinte zerfloss. Zurück blieb nur ein formloser Klumpen Brei, gefärbt von in Wasser gelöster Tinte.
    Padre Antonio atmete tief durch. Wenn es sich bei diesem »Etwas« um das von ihnen gesuchte Evangelium nach Maria handelte, dann war es verloren, so viel stand für den erfahrenen Bibliothekar fest.
    Endlich löste sich die Anspannung.
    »Was tut Ihr hier, Vater?«, zischte Isabella und wäre rückwärts aus dem Raum gelaufen, wenn sie den Türrahmen nicht verfehlt hätte. So stand sie mit dem Rücken gegen die Mauer. »Was habt Ihr mit diesem ... «, sie deutete auf den Patriarchen, »... mit diesem Ungeheuer zu tun?«
    »Oh, das?«, versuchte sich der Mann ein wenig verlegen zu rechtfertigen. Er deutete auf den Tisch. »Seine Exzellenz hat mich als Fachkundigen hinzugebeten. Wir trafen uns heute zufällig im Besucherzimmer.«
    Der Mann, den Isabella als ihren Vater bezeichnet hatte, klei-
dete sich wie ein Handwerker. Seine Hände hatten die muskulösenFinger eines Mannes, der zulangen konnte, seine Gesichtszüge waren jedoch die eines Gelehrten, fein geschnitten, mit hellwachen Augen unter einer hohen Stirn. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den energischen Zügen seiner Tochter war unverkennbar.
    Padre Antonio betrat den Raum ganz. Er achtete nicht weiter auf Isabella, sondern ging an ihr vorbei bis an den Tisch und beugte sich über das Gefäß.
    Hinter ihm folgte die ehrwürdige Mutter, Signora Artella. »Mein Gott!«, entfuhr es ihr.
    Padre Antonio betrachtete das längliche Kästchen. Es bestand aus verwitterter, grün angelaufener Bronze,und war wohl früher gegen Feuchtigkeit abgedichtet gewesen, doch die Jahrhunderte hatten die Lötung brüchig werden lassen, sodass Feuchtigkeit ins Innere hatte eindringen können. Es enthielt, so viel war noch zu sehen, eine ziemlich kräftige Papyrusrolle, deren oberste Blätter völlig aufgelöst im Wasser schwammen, das den Behälter bis zum Rand ausfüllte.
    »Schüttet das Wasser aus!«, krächzte er und nahm das Gefäß in die Hand. Vorsichtig kippte er es und goss die Feuchtigkeit auf den Zellenboden. Darauf drehte er das Behältnis um, und der Papyrusbrei klatschte auf den Tisch.
    »Es war ein Fehler gewesen, es aus dem Tonkrug zu nehmen!«, sagte er bedauernd. In seinem Hals bildete sich ein Kloß, wenn er daran dachte, wie mit diesem wertvollen Manuskript umgegangen worden war. Es war ein Verbrechen, ein Sakrileg. Er fühlte sich wie betäubt.
    »Das Manuskript gehört dem Kloster«, mischte sich jetzt die Stimme der Priorin ein, die sich hinter ihm ebenfalls in den Raum schob. »Was fällt Euch ein, es aus dem Kästchen zu entfernen?«
    Ungerührt beugte sich der Pater über den Papyrus, in der Hoffnung, die innersten Windungen der Rolle noch unbeschädigt zu finden. Doch der Augenschein sagte ihm, dass das Wassermehr als nur ein paar Tage Zeit gehabt hatte, das gesamte Konvolut zu durchtränken. Er blickte auf und schüttelte den Kopf. »Mein Gott, alles umsonst.« Eine Wut breitete sich in ihm aus, die alles und jeden in diesem Zimmer mit einschloss: diesen elenden Patriarchen, dessen Gier das Papier zerstört hatte, die dumpfen Nonnengesichter, die in ihrer Einfalt alles verdorben hatten, den Handwerker, der wie auch immer an der Zerstörung beteiligt war.
    »Unmöglich!«, keuchte es von Seiten des Mannes in der durchnässten Kleidung. Isabella Marosinis Vater stürzte auf den Tisch zu, zog sein Messer und begann die obersten feuchten Breischichten abzulösen. Je tiefer er drang, desto kräftiger wurde

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