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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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geraten, die Ohren zu spitzen, aber vor lauter Arbeit konnte ich keinem Gespräch folgen. Alle unterhielten sich angeregt, bis ich jeweils den nächsten Gang auftrug. Dann lobten sie Rodos hervorragende Küche mit überschwänglichen Worten, hüllten sich jedoch in Schweigen, während ich ihnen die gefüllten Teller vorsetzte.
    Vielleicht bildete ich mir das ja auch nur ein - oder es lag an Rodos düsteren Bemerkungen kurz vor dem Eintreffen der Gäste -, aber sie schienen dennoch in keiner Weise besorgt zu sein, dass ich ihre Gespräche belauschen könnte. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass sie eher mich beobachteten.
    Erst als das meschoui auf den Tisch kam, überließ Rodo das Feuer sich selbst und begleitete mich in den Gastraum. Traditionell wird das Lamm am Spieß serviert, und alle stehen auf, um sich etwas von dem saftigen, mit Kräutern gewürzten Fleisch mit den Fingern abzureißen.
    Ich konnte es nicht erwarten, zu sehen, wie Rosemary versuchte, dieses Kunststück zu vollführen, ohne dabei ihr teures Kleid aus Pariser Seide zu besudeln. Aber einer der Wüstenprinzen eilte ihr zu Hilfe.
    »Gestatten Sie«, sagte er. »Man sollte niemals von einer Frau verlangen, mit den Männern aufzustehen, wenn das meschoui serviert wird!« Er bedeutete ihr, an ihrem Platz sitzen zu bleiben, füllte persönlich einen Teller für sie, den Basil, ganz der Gentleman, galant vor sie auf den Tisch stellte.
    Das war die Gelegenheit, auf die Rosemary gewartet hatte. Während Rodo den Spieß drehte, damit die Männer sich die gewünschten Fleischstücke abreißen konnten, bat sie mich, ihr einen Krug frisches Wasser zu bringen.
    Obwohl ich ihre Aufforderung für eine List hielt, zumal Rodo mir einen warnenden Blick zugeworfen hatte, beugte ich mich über ihren Tisch und füllte ihr Glas. So versnobt
Rosemary auch sein mochte, wenn sie etwas wollte, ließ sie sich nicht von Konventionen daran hindern. Sie kam um den Tisch herum, hauchte mir einen ihrer typischen Luftküsse auf beide Wangen, hielt mich an den Schultern und flötete: »Liebes! Nachdem Basil und ich von dem schrecklichen Schneesturm gehört hatten, der in Colorado erwartet wurde, hätten wir nie damit gerechnet, dich so bald hier anzutreffen. Was für eine angenehme Überraschung! Und wir hoffen, dass deine Mutter ihre Krise überwunden hat - oder was auch immer sie fortgerufen hat. Wir sind natürlich noch am selben Abend mit unserem Learjet an die Ostküste geflogen!«
    Das wunderte mich nicht. Mir war bekannt, dass die Livingstons auf ihrem Privatflugplatz in Redlands ständig einen Stab von Piloten und diverse Designerflugzeuge in Bereitschaft hielten für den Fall, dass Rosemary den plötzlichen Drang verspürte, irgendwo shoppen zu gehen. Natürlich hätten sie uns auch anbieten können, uns mitzunehmen, anstatt uns dem anrückenden Schneesturm auszusetzen.
    Als hätte sie meine Gedanken gelesen, fügte Rosemary hinzu: »Also, wenn wir geahnt hätten, dass ihr auch nach Denver wolltet, dann hätten wir euch selbstverständlich zusammen mit Sage und unserem Nachbarn, Mr March, dort abgesetzt.«
    »Ach ja, das wäre nett gewesen«, erwiderte ich in demselben vornehmen Ton. »Aber ich möchte Sie nicht vom Essen abhalten; das meschoui ist unsere Spezialität. Rodo bereitet es nur äußerst selten zu und er wird mir Vorhaltungen machen, wenn meinetwegen Ihr Fleisch kalt wird, ehe Sie es gekostet haben.«
    »Dann setz dich doch einen Moment zu mir an den Tisch«, sagte Rosemary so liebenswürdig, wie ich es bei ihr noch nie erlebt hatte, setzte sich an ihren Platz und klopfte lächelnd mit der flachen Hand auf den leeren Stuhl neben sich.

    Ich war entgeistert über diese burschikose Geste in Anwesenheit all der Würdenträger, noch dazu von dem größten Snob, der mir je begegnet war. Aber ihre nächsten Worte schockierten mich noch mehr.
    »Monsieur Boujaron, wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn wir beide ein bisschen miteinander plaudern«, versicherte sie mir. »Ich habe ihm bereits erzählt, dass wir Freundinnen sind.«
    Freundinnen! Was für eine Vorstellung!
    Ich ging um den Tisch herum, füllte ein paar Wassergläser auf und warf einen kurzen Blick in Rodos Richtung. Er zog eine Augenbraue hoch, wie um zu fragen, ob alles in Ordnung war.
    Als ich neben Rosemary stand, sagte ich: »Mr Boujaron schaut schon zu uns herüber. Ich glaube, ich gehe lieber zurück in die Küche. Wie Sie der Speisekarte entnehmen können, wird es noch drei weitere

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