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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Gänge geben. Und es soll doch schließlich alles nach Plan ablaufen, nicht wahr? Außerdem wollen Sie bestimmt nicht die ganze Nacht hier verbringen.«
    Plötzlich packte Rosemary mich am Arm und drückte mich auf den Stuhl. Vor Verblüffung hätte ich beinahe das Wasser aus dem Krug verschüttet, den ich immer noch in der Hand hielt.
    »Ich sagte, ich will mit dir reden«, zischte sie in einem Ton, der wie ein kaiserlicher Befehl klang.
    Mein Herz raste. Was zum Teufel bildete sie sich eigentlich ein? Konnte jemand in einem Restaurant umgebracht werden, wo es von Geheimdienstleuten nur so wimmelte? Dann musste ich daran denken, was Rodo mir über die Unmöglichkeit gesagt hatte, hier im Keller Gespräche abzuhören. Also stellte ich den Krug auf dem Tisch ab und nickte.
    »Sicher. Ein paar Minuten sind wohl drin«, sagte ich so
ruhig wie möglich, während ich mich aus ihrem schraubstockartigen Griff befreite. »Was hat Sage und Galen denn nach Denver geführt?«
    Rosemary schaute mich mit verkniffener Miene an. »Du weißt ganz genau, was sie dort zu tun hatten. Deine kleine Halbblutfreundin hat dir doch längst Bericht erstattet, oder?«
    Es gab überall Spione.
    Sie verwandelte sich wieder in die Person, die mir vertraut war, und ihr Blick wurde eiskalt. »Was glaubst du eigentlich, mit wem du es zu tun hast? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wer ich bin ?«
    Ich war drauf und dran zu antworten, dass ich nicht einmal mehr genau wusste, wer ich selbst war, aber in Anbetracht von Rosemarys Reaktion, ganz zu schweigen von ihren geheimnisvollen Gästen, sagte ich mir, dass uns allen mehr damit gedient wäre, wenn ich mich zusammenriss.
    »Wer Sie sind ?«, fragte ich schließlich. »Sie meinen, abgesehen davon, dass Sie Rosemary Livingston sind? Meine ehemalige Nachbarin?«
    Rosemary stieß einen ungehaltenen Seufzer aus und klopfte mit dem Fingernagel gegen den Teller mit dem meschoui , das sie immer noch nicht angerührt hatte.
    »Ich habe Basil von vornherein gesagt, dass das alles Unsinn ist - ein Abendessen , Herrgott noch mal -, aber er wollte ja nicht auf mich hören«, sagte sie, als spräche sie mit sich selbst. Dann sah sie mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Aber du weißt natürlich, wer Wartan Asow in Wirklichkeit ist, oder?«, sagte sie. »Ich meine, abgesehen davon, dass er ein Schachmeister von Weltklasse ist.«
    Als ich nur verwirrt den Kopf schüttelte, fügte sie hinzu: »Wir kennen Wartan schon, seit er ein kleiner Junge war. Damals war er der Stiefsohn von Taras Petrossian, Basils Geschäftspartner,
der kürzlich in London gestorben ist. Wartan spricht nicht gern über die Beziehung zu seinem Stiefvater. Und auch nicht über die Tatsache, dass er der Alleinerbe von Petrossians Vermögen ist - einem beträchtlichen Vermögen.«
    Ich wollte mir nicht anmerken lassen, was ich angesichts dieser Eröffnung empfand, doch unwillkürlich starrte ich Rosemary an. Dann wandte ich mich hastig ab. Natürlich war Petrossian reich. Schließlich war er während der kurzen Glanzzeit des russischen Kapitalismus ein Oligarch gewesen. Außerdem würde Basil Livingston nichts mit ihm zu tun haben, wenn er nicht reich wäre.
    Aber Rosemary war noch nicht fertig. Im Gegenteil, sie schien langsam zu Hochform aufzulaufen.
    »Ich frage mich, ob du mir vielleicht erklären kannst«, sagte sie immer noch sehr leise, »wie es Wartan Asow, einem Staatsbürger der Ukraine, so kurzfristig gelungen ist, ein Visum für die Vereinigten Staaten zu bekommen, bloß um an einer Geburtstagsparty teilzunehmen? Oder warum er und Lily Rad - wenn die beiden es tatsächlich so eilig hatten, nach Colorado zu gelangen - auf die absurde Idee gekommen sind, gemeinsam in einem Privatfahrzeug quer durch die Staaten zu fahren?«
    Ich hätte mich ohrfeigen können für meine Blödheit. Falls Rosemary versuchte, meine Freunde verdächtig zu machen, gelang ihr das verdammt gut. Warum war es mir bloß nie in den Sinn gekommen, solche Fragen zu stellen?
    Aber in dem Moment, als ich anfing, mir den Kopf über diese Dinge zu zerbrechen, gefror mir das Mark in den Knochen. Zum Glück saß ich immer noch auf dem Stuhl. Mein limbisches System richtete in meinen Eingeweiden schlimme Verwüstungen an. Mir brach der Schweiß aus.
    Immer wieder hörte ich den einen Satz, der wie eine Kollision von Symbolen in meinem Kopf herumwirbelte - den
Satz, der alles auf eine Weise auf den Punkt brachte, die zu begreifen sich jede Faser in mir

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