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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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sträubte:
    Natürlich kennen wir Wartan schon, seit er ein kleiner Junge war …
    Wenn die Livingstons Wartan Asow schon als kleinen Jungen gekannt hatten - wenn sie ihn kannten, seit Taras Petrossian sein Stiefvater geworden war, und sie seitdem mit Petrossian zu tun gehabt hatten -, dann bedeutete das, dass sie alle sehr miteinander vertraut waren. Und dass sie es schon damals gewesen waren, als mein Vater und ich in Russland angekommen waren.
    Was bedeutete, dass sie alle etwas mit jenem letzten Spiel zu tun haben mussten, dem Spiel, das meinen Vater das Leben gekostet hatte.

    Das Spiel hatte definitiv Fortschritte gemacht. Mit diesen wenigen Worten hatte Rosemary Livingston, wie mir schnell klar wurde, nicht nur ihr wahres Gesicht gezeigt, sondern mir auch reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben.
    Während ich die nächsten drei Gänge auftrug - die Wildpilze, das in Bratfett geschmorte Hühnchen mit scharf gewürztem Gemüse und den gâteau au chocolat mit in Brandy getränkten Kirschen -, drückte ich mich um die Tische herum wie das sprichwörtliche Mäuschen, um einen besseren Blick auf das Brett zu erhaschen, auf dem ich spielte. Und ich erfuhr eine ganze Menge, wenn auch zum Teil nur aus versteckten Andeutungen.
    Obwohl Rodo mich schnell aus den Fängen der Gastgeberin gerettet und dafür gesorgt hatte, dass ich mich wieder um meine Aufgaben wie das Schüren des Feuers und das Auftragen der Speisen kümmerte, ging mir eine Zeit lang nur eins
durch den Kopf: dass fast alle Gäste meiner Mutter, die vor wenigen Tagen in Colorado zusammengekommen waren, seit Langem miteinander bekannt waren, und zwar auf eine Weise, die nahelegte, dass sie auch irgendetwas mit dem Tod meines Vaters zu tun hatten.
    Und das konnte nur bedeuten, dass sie alle in dem Spiel mitspielten.
    Jetzt musste ich nur noch durchschauen, in welcher Beziehung sie zu mir standen. Welche Rolle spielte ich ? Die Vierundsechzig-Felder-Frage, wie Key sich ausdrücken würde - und wie Rodo mir auf seine Weise zu sagen versucht hatte. Ich konnte es gar nicht erwarten, nach Feierabend allein mit ihm zu sprechen und ihn zu fragen, wann genau der Plan für dieses Galadiner gefasst worden war. Wessen Idee war es gewesen? Wie wurde es arrangiert? Wie hatten sie das alles organisiert - mit all den hohen Würdenträgern und den Geheimdienstlern?
    Aber obwohl mir all diese offenen Fragen im Kopf herumschwirrten, gab es etwas, von dem ich wusste, dass ich es entschlüsselt hatte, etwas, das in den Tiefen meines Gedächtnisses geschlummert hatte.
    Vor zehn Jahren war noch etwas passiert. Etwas außer dem Tod meines Vaters und außer der Entscheidung meiner Mutter, mich in New York aus der Schule zu nehmen und mit mir in das Oktagon in den Rocky Mountains zu ziehen - etwas, das beinahe wie ein unerklärlicher Schachzug in dem großen Spiel aussah.
    Vor zehn Jahren hatten die Livingstons, wie ich mich jetzt wieder erinnerte, ihren Wohnsitz in Denver aufgegeben und waren unsere Nachbarn geworden. Sie waren auf ihre Ranch in Redlands auf dem Colorado Plateau gezogen.

    Es war schon nach Mitternacht, als die Livingstons und ihre Gäste sich verabschiedeten. Rodo und ich waren beide viel zu erschöpft für ein ausgiebiges Gespräch. Er schlug vor, dass wir uns am nächsten Morgen treffen und ein stilles Plätzchen suchen sollten, um die Ereignisse des Abends in Ruhe durchzugehen.
    Ich hatte nichts dagegen. Ein Ausflug mit Rodo würde mich vor dem Zorn der Chefköche und meiner Kollegin Leda - ganz zu schweigen von dem der Spüler - bewahren, wenn sie den Saustall sahen, den wir hinterließen.
    Als ich die Töpfe und Pfannen zurück in die Spülküche brachte, um sie dort über Nacht einweichen zu lassen, fiel mein Blick auf das eingebrannte Bratfett, das auf die Steinplatten getropft war. Ich machte Rodo darauf aufmerksam.
    »Wer hat eigentlich den Spieß mit dem mouton über das Feuer gehängt?«, fragte ich ihn. »Derjenige hat jedenfalls eine ziemliche Sauerei veranstaltet. Das hättest du lieber mich machen lassen oder es selbst übernehmen sollen. Wen hast du denn heute Morgen hier runtergeschickt - die Baskenbrigade?«
    Rodo schüttelte bedrückt den Kopf, während er die schwarze, klebrige Masse betrachtete. Er träufelte etwas Wasser darauf und bestreute sie mit Backsoda.
    »Nur einen Freund«, sagte er. »Ich werde das morgen in Ordnung bringen. Jetzt hole ich erst mal unsere Handys. Du solltest dich ins Bett legen und zusehen, dass du ein bisschen Schlaf

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