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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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geholfen hatten zu überleben und die es uns über die Jahre ermöglicht hatten, miteinander zu kommunizieren, ohne die Dinge ansprechen zu müssen, die uns so sehr schmerzten: die Kunst des Kochens und die des Rätselerfindens.
    Und mein faszinierender Onkel war heute Abend hier, um mir ein drittes Geschenk zu präsentieren - eins, das ich weder erwartet noch mir jemals gewünscht hatte.
    Aber als ich mich jetzt nach und nach in seinen Armen beruhigte, sank ich in einen Zustand der Leere, zu erschöpft, um viele Fragen zu stellen, und zu ausgelaugt, um die Antwort zu verstehen, die mein Onkel für mich bereithielt, das »Geschenk«, das alles ändern sollte: das Wissen um meine Vergangenheit.

    »Gibt dir dein Arbeitgeber denn überhaupt nichts zu essen? Wann hattest du deine letzte vernünftige Mahlzeit?«, fragte Nim mich gereizt.
    Trotz seines sarkastischen Tonfalls lag ein Ausdruck tiefer Sorge in seinen merkwürdigen verschiedenfarbigen Augen - das eine blau, das andere braun -, die durch mich hindurchzuschauen schienen. Die Ellbogen auf den Küchentisch gestützt, beobachtete er stirnrunzelnd, wie ich die zweite Portion der köstlichen Suppe verschlang, die er aus den wenigen Vorräten in meiner spärlich bestückten Küche zubereitet hatte, um meine Lebensgeister wieder zu wecken.
    »Ich fürchte, weder Rodo noch mir ist aufgefallen, dass ich kaum zum Essen gekommen bin«, gestand ich. »Die vergangenen Tage waren ein einziges Chaos. Ich glaube, meine letzte ordentliche Mahlzeit war das Abendessen, das ich in Colorado zubereitet habe.«
    »Colorado!«, stieß Nim leise hervor, während sein Blick hastig zum Fenster huschte. Dann flüsterte er: »Dort warst du also. Ich suche dich schon seit Tagen und war mehrmals in dem Restaurant, wo du arbeitest.«
    Also war er der geheimnisvolle Mann im Trenchcoat, der um das Sutalde herumgeschlichen war.
    Plötzlich, ohne Vorwarnung, schlug er mit der flachen Hand auf die Anrichte. »Eine Küchenschabe«, sagte er und hob seine leere Hand, die Augenbrauen zur Warnung hochgezogen. »Ich habe nur eine gesehen, aber vielleicht sind ja noch mehr da. Wenn du mit deiner Suppe fertig bist, bringen wir die hier nach draußen.«
    Ich verstand: Die leere Handfläche sollte mir signalisieren, dass meine Wohnung »verwanzt« war und wir hier nicht reden konnten. Meine verheulten Augen brannten, und ich hatte Kopfschmerzen vom Schlafmangel. Aber Hunger und Erschöpfung
hin oder her - die Dringlichkeit der Situation war mir ebenso klar wie ihm. Wir mussten unbedingt miteinander reden.
    »Ich bin todmüde«, sagte ich mit einem herzhaften Gähnen, das ich nicht zu spielen brauchte. »Lass uns das doch sofort erledigen. Dann kann ich endlich schlafen gehen.«
    Ich nahm meine große Henkeltasse vom Haken über dem Herd und füllte sie mit Suppe. Später würde ich mir die magische Mischung notieren, die Nim aus den verstaubten Büchsen und Päckchen zusammengestellt hatte: eine ausgesprochen leckere, sämige Maissuppe, gewürzt mit Curry und Zitronensaft und bestreut mit gerösteten Kokosflocken, Krabbenfleisch und gehackten Pfefferschoten. Verblüffend. Wieder einmal hatte mein Onkel bewiesen, dass er sich nicht grundlos des Talents rühmte, aus den simplen Zutaten, die er in einem ganz gewöhnlichen Küchenschrank vorfand, ein vorzügliches Gericht zaubern zu können. Rodo würde ihm Bewunderung zollen.
    Nachdem wir uns die Mäntel übergezogen hatten, stellte ich einen Löffel in meine Tasse und folgte Nim über die dunkle Treppe hinaus in die verregnete Nacht. Der Treidelpfad unter uns und der gewundene Fußweg, der in den Key Park führte, waren düster und verlassen. Wir spazierten den Hügel hinauf zur M Street, wo die Straßenlaternen, die stets die ganze Nacht über schienen, ihre goldenen Lichtkegel warfen. Wie selbstverständlich hielten wir uns nach links in Richtung der beleuchteten Key Bridge.
    »Gut, dass du die Suppe mitgenommen hast. Iss sie erst mal auf.« Nim deutete mit dem Kopf auf die große Tasse, während er mir seinen Arm um die Schultern legte. »Meine Liebe, ich mache mir ernsthafte Sorgen um deine Gesundheit. Du siehst völlig geschwächt aus. Aber das, was dir bisher widerfahren ist - die Einzelheiten kannst du mir später noch erzählen -,
macht mir nicht annähernd so viel Angst wie das, was womöglich noch auf dich zukommt. Was zum Teufel hat dich so plötzlich nach Colorado verschlagen?«
    »Die Geburtstagsparty meiner Mutter«, erwiderte ich zwischen zwei

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