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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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hatten wir an der entlegenen Ecke der Krim-Halbinsel, wo wir lebten, auch noch nicht viele Frauen gesehen. Aber es war auch nicht nur ihre Schönheit. Unsere Mutter hatte etwas Magisches an sich. Es ist schwer zu beschreiben.«
    »Das musst du auch nicht. Ich habe schließlich in Sagorsk ihre Bekanntschaft gemacht«, erinnerte ich ihn.

    Tatjana Solarin. Insgeheim konnte ich es kaum ertragen, dieses kolorierte Foto anzuschauen. Allein ihr Bild beschwor den Kummer der vergangenen zehn Jahre wieder herauf. Aber nachdem diese erste Frage - Wer war sie? - beantwortet war, löste das eine ganze Flut weiterer Fragen aus.
    Was hatte ihre Warnung an jenem Tag wirklich bedeutet? Gefahr! Hüte dich vor dem Feuer ? Wusste sie von der schwarzen Dame, die wir kurz darauf in der Schatzkammer vorfinden sollten? Kannte sie die Gefahr, in die ihr Anblick meinen Vater stürzen würde?
    Hatte mein Vater sie an diesem trüben Wintertag in Sagorsk erkannt? Es konnte gar nicht anders sein - schließlich war sie seine Mutter. Aber wie war es möglich, dass sie vor gerade einmal zehn Jahren noch genauso ausgesehen hatte wie auf diesem verblichenen Foto vor mir, das aufgenommen worden war, als mein Vater und mein Onkel noch kleine Jungen gewesen waren? Außerdem, wenn alle die ganzen Jahre über angenommen hatten, dass sie tot war, wo hatte sie sich dann verborgen gehalten? Und was - oder wer - hatte sie dazu veranlasst, ausgerechnet an jenem Tag wieder aufzutauchen?
    Ich sollte es gleich erfahren.
    »Als Sascha sechs Jahre alt war und ich zehn«, begann Nim, »gab es eines Nachts an der Küste der Krim ein fürchterliches Gewitter. Wir Jungs schliefen in unserem Zimmer im Erdgeschoss, als wir ein Klopfen an unserem Fenster hörten und eine Frau in einem langen, dunklen Mantel draußen im Gewitter stehen sahen. Als wir sie durch das Fenster ins Zimmer einsteigen ließen, stellte sie sich als unsere Großmutter Minerva vor, die aus einem fernen Land mit dem dringenden Auftrag gekommen war, unsere Mutter zu finden. Diese Frau war Minnie Renselaas. Und von dem Augenblick an, als sie durch dieses Fenster hereinkam, sollte sich unser ganzes Leben ändern.«

    »Minnie - das ist doch die, von der Tante Lily sagt, sie hätte behauptet, sie wäre Mireille«, entfuhr es mir, »die französische Nonne, die ewig lebt.«
    Aber ich verfluchte mich auf der Stelle dafür, Nim unterbrochen zu haben, denn er hatte etwas Wichtigeres zu enthüllen.
    »Minnie sagte uns, wir müssten sofort fliehen«, fuhr er fort. »Sie hatte drei Schachfiguren bei sich - einen goldenen Bauern, einen silbernen Elefanten und ein Pferd. Mein Vater wurde mit diesen Figuren durch das Gewitter vorausgeschickt, damit er seinen Schoner für die Flucht der Familie klarmachen konnte. Aber bevor wir aufbrechen konnten, tauchten Soldaten am Haus auf und ergriffen unsere Mutter, während Minnie mit uns Kindern durch die oberen Fenster entkommen konnte. Wir versteckten uns zwischen den Klippen und warteten im Regen, bis die Soldaten verschwunden waren, und dann versuchten wir, Vaters Schiff in Sewastopol zu erreichen. Aber der kleine Sascha konnte nicht schnell genug klettern. Ich wurde allein zu meinem Vater auf das Schiff geschickt.«
    Nim sah mich mit ernster Miene an. »Ich schaffte es aufs Schiff. Wir warteten stundenlang auf Minnie und Sascha. Aber sie kamen nicht, und so stachen wir in See nach Amerika, so wie mein Vater es meiner Mutter versprochen hatte. Viele Tage später musste Minnie Sascha in einem Waisenhaus unterbringen, damit sie zurückkehren und unsere Mutter finden und retten konnte. Aber alles schien verloren.«
    Ich wusste, dass mein Vater in einem russischen Waisenhaus aufgezogen worden war, aber er hatte sich immer geweigert, mit uns darüber zu sprechen. Jetzt verstand ich, warum. Meine Mutter war nicht die Einzige gewesen, die versucht hatte, mich vor dem Spiel zu bewahren.

    »Kat ist die einzige andere Person, die den Rest der Geschichte kennt«, sagte Nim. »Sascha und ich - auseinandergerissen auf der Krim - erfuhren sie selbst erst viele Jahre später, als wir uns endlich dank deiner Mutter wiedersahen und einander und ihr alles erzählten. Unser Vater starb kurz nach unserer Ankunft in Amerika. Und ich hatte in einer Nacht meine Mutter, meinen Bruder und Minnie verloren und hatte keine Möglichkeit, sie ausfindig zu machen. Noch viele Jahre lang war ich davon überzeugt, dass keiner von ihnen überlebt hatte.«
    »Aber jetzt wissen wir beide, dass deine Mutter

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