Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
Typen, die meine Wohnung verwanzt haben, mögen ja vielleicht Amateure gewesen sein«, erwiderte ich, »aber die Jungs, die letzte Nacht auf der Fußgängerbrücke das Restaurant bewacht haben, hatten Ausweise des Secret Service bei sich. Das waren garantiert Profis. Mein Boss ist mit denen umgegangen, als wären sie alte Kumpels, obwohl ihm andererseits sehr daran gelegen war, dass sie nicht mithören konnten, als er mir kurz vor dem Abendessen erzählt hat, was er über die baskische Version der Geschichte des Montglane-Spiels weiß.«
    »Und was war das genau?« Nim war in der Tür stehen geblieben.
    »Den Rest wollte er mir eigentlich heute Vormittag erzählen«, sagte ich, »aber ich habe verschlafen - was ich deinem Grappa zu verdanken habe. Gestern Abend hat Rodo mir die baskische Version des Rolandslieds aufgetischt, nach der in Wirklichkeit nicht die Mauren, sondern die Basken die Nachhut Karls des Großen am Col de Roncevaux besiegt haben. Die Mauren hätten Karl dem Großen das Schachspiel aus Dankbarkeit geschenkt, und der habe es weit entfernt von seiner Aachener Residenz bei Montglane in den Pyrenäen vergraben. Rodo hat mir auch gesagt, was Montglane eigentlich bedeutet: Berg der Ährenleser. Dann, kurz bevor die anderen eintrafen, war er gerade dabei, mir einen Vortrag über das Säen und Ernten zu halten, und wie das im Zusammenhang damit steht, dass mein Geburtstag in Opposition zu dem meiner Mutter steht …«
    Ich hielt inne, denn Nims Augen hatten plötzlich einen
starren Ausdruck bekommen und blickten in die Ferne. Er stand immer noch mit meinem Frühstückstablett in der Tür, wirkte aber auf einmal wie ein ganz anderer Mensch.
    »Warum hat Boujaron deinen Geburtstag erwähnt?«, wollte er wissen. »Hat er dir das erklärt?«
    »Rodo meinte, es sei wichtig«, antwortete ich, irritiert von Nims Heftigkeit. »Er sagte, ich sei möglicherweise in Gefahr und solle während des Abendessens Augen und Ohren offen halten, vielleicht könnte ich ein paar Hinweise aufschnappen.«
    »Aber das kann nicht alles gewesen sein«, drängte er. »Hat er gesagt, was das Datum für die anderen bedeuten könnte?«
    »Er sagte, die Leute, die er zu dem Abendessen erwartete, wüssten, dass mein Geburtstag am 4. Oktober ist und in Opposition steht zum Geburtstag meiner Mutter und somit dem Datum der Party, die sie geben wollte. Ach ja, und dann hat er noch etwas viel Merkwürdigeres gesagt: Diese Leute glaubten zu wissen, wer ich in Wirklichkeit bin.«
    »Und wer, bitte schön, bist du angeblich?«, fragte Nim mit derart grimmiger Miene, dass ich beinahe ein wenig eingeschüchtert war.
    »Kann uns ganz bestimmt niemand hören?«, flüsterte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es richtig verstanden habe. Aber Rodo sagte, dass sie sich aus irgendeinem Grund einbildeten, ich wäre die neue weiße Dame.«

    »Großer Gott, wahrscheinlich bin ich gerade dabei, völlig durchzudrehen«, sagte Nim. »Oder ich werde mit zunehmendem Alter einfach unaufmerksamer. Aber eins ist mir jetzt klar geworden: Wenn Rodolfo Boujaron dir das alles erzählt
hat, dann weiß irgendjemand mehr, als ich erwartet hätte. Und demjenigen ist es offenbar gelungen, sich erheblich mehr Einblick zu verschaffen, als ich selbst bis zu diesem Augenblick hatte.
    Aber nach dem, was du gerade erzählt hast, und dem, was sich mir vergangene Nacht erschlossen hat«, fügte mein Onkel hinzu, »habe ich jetzt endlich alles verstanden. Auch wenn es noch einiger Erklärung und Überprüfung bedarf.«
    Welche Erleichterung, dachte ich, dass endlich mal einer etwas verstand. Allerdings spürte ich gleichzeitig, dass ich keineswegs darauf erpicht war, mir seine Ausführungen anzuhören.
    Nim hatte darauf bestanden, dass ich mich anzog und noch ein oder zwei Tassen von seinem Kaffee trank, bevor er mich über die Erleuchtungen ins Bild setzte, die er seit der vergangenen Nacht gehabt hatte. Jetzt saßen wir in meinem Wohnzimmer auf dem Sofa, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Die Brieftasche mit dem verblichenen Foto lag geöffnet zwischen uns. Nim berührte das Foto vorsichtig mit der Fingerspitze.
    »Unser Vater, Iosif Pawlos Solarin, ein griechischer Seemann, verliebte sich in eine junge Russin und heiratete sie - unsere Mutter Tatjana«, sagte er. »Er baute am Schwarzen Meer eine kleine Fischfangflotte auf und wollte von da an nie wieder von dort weg. Für uns Jungs war unsere Mutter die schönste Frau der Welt. Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher