Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
Franzosen andererseits - alles Spieler im sogenannten »Großen Spiel« -, wurde sie erneut erbittert umkämpft. Im Jahrhundert darauf wurde die Krim während der beiden Weltkriege von einer Macht nach der anderen besetzt und entvölkert. Chruschtschow stellte die Krim 1954 unter die Kontrolle der Ukraine - was bis heute für Probleme sorgt.
    Die Ukrainer werden nie vergessen, wie Stalin in den Dreißigerjahren die Hungersnot verursachte, bei der Millionen von Menschen starben, und während des Zweiten Weltkriegs zweihunderttausend Krimtataren, Nachfahren der Mongolen, mit Zügen ins Exil nach Usbekistan deportieren ließ, was fast die Hälfte der Deportierten nicht überlebte. Die Ukrainer mögen Russland nicht, und der russischen Mehrheit auf der Krim gefällt es nicht, zur Ukraine zu gehören.
    Aber niemand mochte die Armenier. Obwohl sie zu den ersten Christen aus der Zeit des Eusebius gehörten - ihre alten Kirchen stehen heute noch an der Küste des Schwarzen Meers, auch wenn deren Tore fast alle zugenagelt sind -, wurden sie von allen als Außenseiter angesehen. In späteren Zeiten schlossen sie sich Russland und Griechenland im Kampf gegen die muslimischen Türken an, was während der vergangenen hundert Jahre zahlreiche Massaker zur Folge hatte. Doch während dieser Säuberungen brachte ihnen die Berufung auf ihr Christentum keinerlei Schutz - auch nicht vonseiten der russischen, griechischen und römischen Kirchen -, was zur Flucht der Armenier aus der Region führte.
    Der Exodus hatte in Wirklichkeit schon in der Antike begonnen und spielt in unserer Geschichte eine entscheidende Rolle.
    Dieser historische Aspekt sollte sich schon bald nicht nur
für Taras Petrossian als sehr wertvoll erweisen, wie ich euch erklären werde:
    Die Minni, eine der ältesten Kulturen der Erde, waren ein Handelsvolk, das die weitläufige armenische Hochebene schon seit Tausenden von Jahren bevölkerte. Das gebirgige Land fällt in Richtung Norden zum Schwarzen Meer hin ab, und seine südlichen Ausläufer erstrecken sich zur mesopotamischen Tiefebene entlang von Euphrat und Tigris, über die die Minni im Lauf der Jahrtausende bis ins Herz von Babylonien, bis nach Sumer und Bagdad, vorgedrungen waren.
    Drei »moderne« Herrscher bemächtigten sich schließlich dieser riesigen Hochebene und teilten sie unter sich auf. Das waren der Zar von Russland, der osmanische Sultan und der Schah von Persien. Sie trafen sich im Zentrum, wo sich ein fünftausend Meter hoher Vulkan, der Berg Ararat, erhebt: Kuh-i-Nuh - der »Berg Noah« -, wo die Arche gelandet ist, ein heiliger Ort im Herzen der alten Welt, wo Osten, Westen, Norden und Süden sich kreuzen.
    Taras Petrossian kannte diese Geschichte sehr gut. Und er wusste auch, dass, wer begreift, wie Macht in der Geschichte funktioniert, in modernen Zeiten noch viel größere Macht erlangen kann.
    Taras war noch jung - Mitte dreißig, gut aussehend, intelligent und ehrgeizig -, als in den Achtzigerjahren Michail Gorbatschow in der Sowjetunion an die Macht kam und mit Glasnost und Perestroika frischen Wind in die Politik brachte. Aus diesem Wind erwuchs ein Sturm, der gewaltig genug war, die morsche und zerfallende Infrastruktur eines vergreisten Politbüros mit seinen schwachsinnigen Ideen und überholten Plänen hinwegzufegen.
    Die UdSSR zerfiel - ohne eine neue Struktur, die sie hätte ersetzen können.

    In dieses Vakuum traten jene, die ihre eigenen Vorstellungen hatten und hohe Posten bekleideten - oder bereits mit ausreichend unrechtmäßig erworbenen Mitteln ausgestattet waren, um ihre Pläne umzusetzen. Kriminelle und Schwarzmarkthändler lieferten »Schutz« gegen Bezahlung, und verarmte Regierungsangestellte sowie bankrotte Wissenschaftler verkauften Wirtschaftsgeheimnisse und waffenfähiges Material.
    Darüber hinaus gab es eine weitere Klasse von Opportunisten: jene neureichen Unternehmer vom Schlag eines Taras Petrossian.
    Petrossian heiratete meine Mutter, als ich neun Jahre alt war. Bis dahin hatte ich längst Schlagzeilen in der Schachwelt gemacht: WITWE VON TAPFEREM RUSSISCHEM VETE-RAN ZIEHT SCHACH-WUNDERKIND GROSS - so oder ähnlich titelte die Boulevardpresse.
    Petrossian hatte mit dem Geld seines stillen Teilhabers Basil Livingston eine Kette eleganter Restaurants und exklusiver Klubs in ganz Russland eröffnet. Mein Stiefvater hatte begriffen, dass sich die Russen nach mehr als nur nach gutem Essen sehnten - sie träumten vom ganz realen Luxus nach so vielen öden

Weitere Kostenlose Bücher