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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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noch nicht genug vertraute, um mit offenen Karten zu spielen.
    Und ehrlich gesagt erwartete ich nach der Bombe, die Wartan über die schwarze Dame, das Schachbrett und jenes Kärtchen von Sagorsk hatte platzen lassen, ein paar ausführlichere Informationen. Mangels anderer Optionen entschloss ich mich jedoch, vorerst mit dem Strom zu schwimmen.
    Die Bonanza roch nach altem Leder und feuchtem Hundefell. Ich fragte mich, wo Key dieses Fossil wohl aufgetrieben hatte. Sie brachte den Motor auf Touren, und die Maschine vibrierte und zitterte über die Startbahn, als glaubte sie selbst nicht, dass sie es schaffen würde; aber im allerletzten Moment hob sie ab und stieg mit erstaunlicher Leichtigkeit in den Himmel. Nachdem wir unsere Flughöhe erreicht hatten und aus dem dichten Flugverkehr heraus waren, legte Key ein paar
Schalter um und sah Wartan und mich an. »Während Otto das Fliegen erledigt, könnten wir doch unsere kleine Unterhaltung fortführen, oder?« »Otto« stand im Buschfliegerjargon für Autopilot.
    Ich schaute Wartan ebenfalls an. »Du hast unsere volle Aufmerksamkeit«, flötete ich zuckersüß. »Wenn ich mich nicht irre, waren wir an der Stelle stehengeblieben, wo dein seliger Stiefvater gerade dabei war, die schwarze Dame zu umarmen.«
    »Ich würde euch gern alles erklären, was ihr wissen wollt«, versicherte uns Wartan, »aber ihr müsst euch darauf gefasst machen, dass es eine sehr lange Geschichte ist, die zehn Jahre und mehr zurückreicht. Sie lässt sich nicht in wenigen Sätzen erzählen.«
    »Das ist in Ordnung«, erwiderte Key. »Mit Tankunterbrechungen und so weiter haben wir mindestens zwölf Stunden Zeit zuzuhören.«
    Wir beide sahen sie entgeistert an. »Das nennst du null Komma nichts?«, fragte ich.
    »Ich habe Einstein studiert.« Sie zuckte die Achseln.
    »Also gut, relativ gesprochen«, sagte ich. »Und wohin fliegen wir jetzt, relativ gesehen?«
    »Nach Jackson Hole, Wyoming«, sagte sie. »Wir holen deine Mutter ab.«

    Jackson war dreieinhalbtausend Kilometer Luftlinie entfernt. Nur leider gab es, wie Key uns aufgeklärt hatte, entlang der Luftlinie nicht überall Möglichkeiten zum Tanken.
    Ich konnte das alles nicht fassen.
    Die letzte Information über meine Mutter hatte gelautet, sie sei - zumindest metaphorisch - von den Jungferninseln
nach Washington unterwegs gewesen. Was in Gottes Namen machte sie in Jackson Hole? Ob es ihr gutging? Und welcher Idiot hatte uns dazu verdonnert, fast einen ganzen Tag in gerade dieser alten Klapperkiste zuzubringen, nur um dorthin zu gelangen?
    Voller Verzweiflung fragte ich mich, warum ich nicht daran gedacht hatte, meinen Fallschirm mitzubringen - oder ob es mir gelingen würde, mich beim nächsten Tankstopp aus dem Staub zu machen und nach Hause zurückzutrampen -, als Key meine trübsinnigen Gedanken unterbrach.
    »Teile und herrsche - darum ging es dabei«, sagte sie kryptisch. »Deine Mutter mag zwar keine große Schachspielerin sein, aber Kat Velis weiß garantiert, was die Stunde geschlagen hat. Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie lange dieses Spiel schon läuft und wie viel Unheil es angerichtet hat, bis sie schließlich die Bremse gezogen hat?«
    »Bremse?«, erwiderte ich und versuchte ihr zu folgen, obwohl sie anscheinend die Richtung gewechselt hatte.
    Wartan mischte sich ein. »Was Nokomis sagt, ist richtig«, sagte er. »Deine Mutter hat vielleicht etwas sehr Wichtiges verstanden, etwas absolut Entscheidendes, auf das in zwölfhundert Jahren bisher niemand gekommen ist.«
    Das machte mich hellhörig.
    »Es ist … Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll«, fuhr Wartan fort. »Nach all diesen Jahrhunderten ist deine Mutter, wie es aussieht, offenbar die Erste, die die wahre, ursprüngliche Absicht des Schöpfers …«
    »Des Schöpfers ?«, kreischte ich. Worauf, zum Teufel, wollte er hinaus?
    »Wartan meint den Schöpfer des Schachspiels«, erklärte Key augenrollend. »Sein Name war al-Dschabir ibn Hayyan - erinnerst du dich?«

    Ach so . Alles klar .
    »Und was genau war Mr Hayyans ›ursprüngliche Absicht‹?«, stieß ich mühsam hervor. »Ich meine natürlich in Bezug auf die Theorie meiner Mutter, der ihr beide ja so zugetan seid?«
    Während Key mich so lange anschaute, dass es mir vorkam wie eine halbe Ewigkeit, spürte ich die Luftströme unter den Flügeln der Maschine und hörte das hypnotische Tuckern des Motors.
    Anscheinend versuchten sie beide, zu einer unausgesprochenen Entscheidung zu

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