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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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nordamerikanischen Kontinent zerstören; es passiert ungefähr einmal in einer Million Jahre. Aber wir wissen eben nicht, wann er wieder explodieren wird. Und das ist nicht der einzige Vulkankessel, der uns Sorgen bereitet.
    Mittlerweile nimmt man an, dass die Yellowstone-Caldera
durch Idaho hindurch über den Mount St. Helens mit dem pazifischen Raum verbunden ist - bis hin zu dem Vulkangürtel entlang der Pazifikküsten, der unter dem Namen Pazifischer Feuerring bekannt ist.«
    Wartan warf ihr einen kurzen Blick zu. Vielleicht bildete ich es mir ja ein, aber es sah fast so aus, als bestünde zwischen den beiden eine Art stillschweigendes Verstehen, als überlegten sie gemeinsam, ob sie mich einweihen sollten.
    Aber im nächsten Moment war der Blick wieder verschwunden.
    Nach einer guten halben Stunde Fahrt mit den Schneemobilen hielt Key an und verkündete: »Wir verlassen jetzt die Piste. Es ist nicht weit, aber wir brauchen beide Schneemobile, damit wir unsere Freundin und ihre Ausrüstung abholen können.« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Solltet ihr neugierige Grizzlys bemerken, stellt den Motor ab, legt euch in den Schnee und spielt toter Mann.«
    Alles klar.
    Key pflügte in einen wunderschönen Wald hinein, dann entlang einem Geysirfeld, das silbrigen Dampf in den Himmel blies. Wir kurvten an zahlreichen mudpots vorbei, brodelnden Schlammlöchern, die wir in unserer Kindheit schon häufig aufgesucht hatten. Sie blubberten wie Hexenkessel und machten noch andere Geräusche, die sich unmöglich beschreiben lassen.
    Im Tal direkt unter uns befand sich eine der kleinen Hütten zum Aufwärmen, die überall in den Wäldern verstreut stehen. Normalerweise wird dort Kaffee und heißer Kakao für die Skifahrer und Schneewanderer angeboten, aber diese hier war ein bisschen abgelegen.
    Key nahm ihr Parkranger-Funkgerät aus der Tasche und sagte: »Wir kommen, Ende.«

    Und ich will verdammt sein, wenn das nicht die Stimme meiner Mutter war, die über Walkie-Talkie erwiderte: »Wieso habt ihr so lange gebraucht?«

    Ich hatte meine Mutter seit fünf Jahren nicht mehr gesehen.
    Und sie hatte sich überhaupt nicht verändert: als hätte sie in einem Jungbrunnen gebadet.
    Ich vermute, dass es ihre schier unerschöpfliche Energie war, gepaart mit einer sinnlichen Ausstrahlung, was die Männer in unserem Leben ihr gegenüber völlig willenlos gemacht hatte und auch mich in ihrer Gegenwart vor Bewunderung immer wieder regelrecht erstarren ließ.
    Aber was jetzt geschah, haute mich glatt um. In dem Moment, als wir die Hütte betraten, fiel meine Mutter mir - ohne Wartan und Key eines Blickes zu würdigen - um den Hals, ein Gefühlsausbruch, wie ich ihn bei ihr noch nie erlebt hatte. Sie umfing mich mit dem vertrauten Duft ihrer Haare, dieser Mischung aus Sandelholz und Salbei, und als sie mich wieder freigab, standen ihr tatsächlich Tränen in den Augen. Nach allem, was ich in den vergangenen Tagen über sie erfahren hatte - welche Mühen sie auf sich genommen hatte, um nicht nur dieses schreckliche Schachspiel, sondern auch meinen Vater und mich zu retten -, versetzte es mich vor allem in einen Zustand von Staunen und Ehrfurcht, plötzlich wieder mit ihr vereint zu sein.
    »Gott sei Dank, es geht dir gut«, sagte meine Mutter, umarmte mich wieder, diesmal noch heftiger, als könne sie es nicht glauben.
    »Das wird sich bald ändern«, schaltete Key sich ein, »wenn wir unser Zirkusgespann nicht schnellstens in Bewegung setzen. Vergesst nicht, dass wir noch eine wichtigere Mission zu erfüllen haben.«

    Meine Mutter schüttelte den Kopf, als müsste sie erst einmal zur Besinnung kommen, und ließ mich widerwillig los. Dann drehte sie sich zu Key und Wartan um und umarmte die beiden auch flüchtig. »Ich danke euch«, sagte sie. »Ich bin so erleichtert.«
    Nachdem wir ihr geholfen hatten, ein paar Taschen aus der Hütte zu tragen, stieg meine Mutter hinter Key auf das Schneemobil. Lächelnd deutete sie mit einer Kinnbewegung zu Wartan hinüber, der gerade seinen Motor startete. »Ich bin so froh, dass ihr beide euch einig geworden seid«, sagte sie.
    Nachdem ich bei Wartan aufgestiegen war, rasten wir hinter Key her durch den Wald.
    Als wir uns sicher waren, dass die Luft rein war, kehrten wir auf die Hauptstraße zurück. Nach einer halben Stunde erreichten wir im Westen das Tor nach Idaho, wo die Schranke für den Verkehr zum Targhee National Forest geschlossen war. Key hielt ihr Schneemobil an, stieg ab und nahm

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