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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Geheimnisse des Montglane-Spiels waren nicht dort bei den Knochen am Piscataway begraben, ebenso wenig wie die Schachfiguren.
    Sie waren begraben im Kopf meines Vaters.
    Von allen, die je in dieses Spiel verwickelt waren, wusste Alexander Solarin als Einziger, wo sich alle Teile befanden. Wenn er noch lebte - und ich war mir sicher, dass Key und meine Mutter das richtig einschätzten -, dann mussten wir ihn finden, bevor jemand anders es tat.
    Ich konnte nur beten, dass wir nicht zu spät kommen würden.

    Es war kein Scherz gewesen, als Key mich neulich unterwegs gefragt hatte, ob ich auch nur »die leiseste Ahnung« hätte, wie schwer es gewesen war, meine Entführung zu inszenieren. Vor Tagesanbruch, als der Himmel sich gerade blau-violett färbte,
brachten wir die kleine Bonanza auf Touren und düsten über die Black Hills und den Mount Rushmore in Richtung der Rocky Mountains. Für die Logistik hatte Key sich ein paar Tricks ausgedacht. Sie war mit einem Flugzeug gekommen, das nicht auf sie zugelassen war, und sie hatte auch keinen Flugplan eingereicht, sodass es sehr schwer sein würde, uns zu folgen - oder überhaupt herauszubekommen, wohin wir unterwegs sein könnten.
    Solange das Personal auf den Privatflugplätzen einen kannte, erklärte sie, war es kein großes Problem. Zum Auftanken war sie nur an Orten gelandet, wo sie selbst nachts, wenn die Beschäftigten schon Feierabend hatten, vorher über Funk einen Bekannten erreichen konnte - wie ihren Freund, den Mechaniker aus dem Reservat der Sioux, der am Vorabend in Pierre unsere Tanks gefüllt hatte, damit wir auf jeden Fall vor der Morgendämmerung weiterfliegen konnten.
    Eingepackt in Thermokleidung, die Key in den Reisetaschen mitgebracht hatte, flogen wir über die großartige Landschaft hinweg.
    »Die Morgendämmerung!«, rief Key begeistert. »Was für ein Muntermacher! Seht euch das an!«
    Bei Tagesanbruch in viereinhalbtausend Metern Höhe in einem kleinen Flugzeug über die Rockies zu fliegen war einfach atemberaubend. Die Bergspitzen befanden sich nur etwa dreihundert Meter unter uns. Während die hinter uns aufgehende Sonne unsere Flügel vergoldete, zerteilte die kleine Maschine Fetzen rosafarbener Wolken wie ein Raubvogel. Wir konnten alles unter uns ganz deutlich erkennen - die schroffen, ins Violette spielenden Felsen, durchzogen von weißen Schneeadern; die steilen Kämme mit ihrem dichten Pinienund Fichtenbewuchs, den strahlend türkisfarbenen Himmel.
    Obwohl ich mit Key schon Dutzende Male solche Flüge
unternommen hatte, konnte ich mich an dem Anblick nie sattsehen. Wartan drückte sich hingerissen die Nase am Fenster platt. »Gottes Land« nannten die Einheimischen diese Gegend.
    Auch der Anflug auf Jackson Hole vier Stunden später war ein Erlebnis. Key jagte wie ein Pfeil durch die Pässe, die Berghänge auf beiden Seiten in fast greifbarer Nähe. Das war jedes Mal ziemlich nervenaufreibend. Und dann stieß sie mit großer Präzision ins Tal hinunter. Tatsächlich war Präzision die Grundvoraussetzung, um eine Maschine in dem scheinbar bodenlosen Hole abzusetzen.
    Es war bereits später Vormittag, als wir landeten, also schnappten wir uns die Reisetaschen, verstauten sie in Keys Landrover, der immer am Flughafen bereitstand, und gingen, ohne dass wir uns irgendwie darüber hätten verständigen müssen, zuerst mal etwas essen.
    Während ich Fritten, Eier mit Schinken, Toast und Marmelade, Obst und Saft und jede Menge schwarzen Kaffee verdrückte, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich seit dem Frühstück, das mir mein Onkel Slawa bereitet hatte, nichts mehr zu mir genommen hatte.
    Ich musste wirklich aufhören, mich einmal am Tag so vollzustopfen.
    »Wo treffen wir unsere Freundin?«, fragte ich Key, als wir die Rechnung bezahlt hatten und das Restaurant verließen. »In deiner Bude?«
    »Wart’s ab«, erwiderte sie.
    Key hatte ein Apartment im Racquet Club für ihre Flüge mit Zwischenlandung, sodass ihren Buschpiloten, die Richtung Norden unterwegs waren, immer Bett und Dusche zur Verfügung standen. Ich selbst hatte auch schon mehrfach davon Gebrauch gemacht. Das Hotel war von einem Designer für Passagierschiffe
entworfen worden, um eine maximale Raumausnutzung zu erreichen, und es war gemütlich und luxuriös zugleich. Es gab sogar diverse Sportplätze und einen Fitnessraum.
    Meine Mutter war nicht dort. Key forderte uns auf, die Reisetaschen einfach abzustellen. Nachdem sie Wartans Größe abgeschätzt hatte, nahm sie drei

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