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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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selbst entdeckt hat - warum Mireille und Galen nie die wahre Bedeutung finden konnten, und auch deine Mutter nicht, indem sie ihnen half. Sie hatten bereits das Elixier getrunken - welche persönlichen Gründe jeder von ihnen auch dafür gehabt haben mag. Sie haben das Spiel zu ihrem eigenen Vorteil benutzt, aber nicht für den Zweck, den sein Schöpfer vorgesehen hatte.«
    »Du meinst, es ist so etwas wie ein Sicherungsmechanismus«, sagte ich verblüfft, »den al-Dschabir eingebaut hat, damit niemand, der das Spiel lediglich für seine eigenen Zwecke nutzt, jemals seine wahre Macht entdeckt.«
    Eine großartige Lösung, dachte ich. Aber damit hatten wir das alte Problem immer noch nicht vom Tisch.
    »Und was ist die wahre Macht?«, fragte ich.
    »Deine Mutter meinte, sie hätte dir den Schlüssel für den Rest gegeben«, antwortete Wartan. »Was hat sie dir denn gesagt?«
    »Eigentlich gar nichts«, erwiderte ich. »Sie hat mich nur gefragt, ob ich alle ihre Botschaften verstanden hätte, die sie für mich in Colorado hinterlassen hatte - vor allem die erste: Das Schachbrett ist der Schlüssel . Sie hat gesagt, dass diese Botschaft für mich gewesen sei, ein besonderes Geschenk.«
    »Wie kann das denn ihr besonderes Geschenk gewesen sein?«, wendete Wartan ein. »Sie wusste doch, dass wir alle die Schachbrettzeichnung sehen würden. Sie muss ein anderes Schachbrett gemeint haben.«

    Ich betrachtete das Brett mit der Schachmatt-Position, das noch vor uns auf dem Tisch stand. Wartans Augen folgten meinem Blick.
    »Das habe ich im Klavier meiner Mutter in Colorado gefunden«, sagte ich. »Unsere letzte Moskauer Partie war aufgebaut, und zwar genau die Stelle, an der ich gepatzt habe. Key hat mir erzählt, dass du meiner Mutter eine Skizze mit der Position geschickt hast.«
    Aber Wartan räumte schon unsere Nudelteller und die Weingläser vom Tisch und schob die Bauern und Figuren vom Brett.
    Er drehte sich zu mir um. »Dann muss es hier drin sein - und nicht in den Figuren versteckt. Sie hat von dem Brett gesprochen.«
    Ich sah ihn an und spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Er war bereits dabei, das Brett mit den Fingerspitzen abzutasten, genau wie er es bei dem Schreibtisch in Colorado getan hatte. Ich musste ihm Einhalt gebieten. Noch nie hatte ich so viel Angst vor der Zukunft gehabt.
    »Wartan«, sagte ich, »was ist, wenn wir wie all die anderen enden? Wir beide sind schließlich von Natur aus Konkurrenten. Eben in dem Spiel wollte ich dich einfach nur besiegen. Ich habe dabei nicht einmal an Sex oder Leidenschaft oder Liebe gedacht. Was ist, wenn es uns packt? Was ist, wenn wir, genau wie die anderen, einfach nicht mehr mit dem Spielen aufhören können, vielleicht sogar gegeneinander?«
    Wartan schaute mich an, dann plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ich war völlig überrascht - es war ein so strahlendes Lächeln. Er nahm mich am Handgelenk, drehte meine Hand nach oben und küsste mich auf die Stelle, wo mein Puls zu spüren war, der immer schneller ging. »Schach wird das einzige ›Spiel‹ sein, das wir gegeneinander
spielen werden, Xie«, sagte er. »Und alle anderen Spiele müssen beendet werden.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich und legte meine Stirn auf seine Hand, mit der er immer noch mein Handgelenk hielt. Ich war zu erschöpft zum Denken.
    Er streichelte mir mit der anderen Hand übers Haar, dann hob er meinen Kopf, um mich anzusehen. »Was das betrifft, wie wir ›enden‹ werden«, sagte er, »wird das, glaube ich, eher wie bei deinen Eltern sein. Wenn wir ganz viel Glück haben. Aber jeder Schachspieler kennt ja Thomas Jeffersons berühmten Spruch: ›Ich glaube fest ans Glück, und je härter ich arbeite, desto mehr habe ich davon.‹
    Also an die Arbeit«, fügte er hinzu. »Und hoffen wir, dass uns das Glück hold ist.«
    Er nahm meine Hand, legte sie auf das Schachbrett, schob sie langsam mit seiner Hand darüber und bewegte meinen Zeigefinger, bis es klick machte. Dann nahm er meine Hand von dem Brett, in dem sich eine kleine Klappe geöffnet hatte. Darunter lag ein einzelnes Blatt Papier in einer Plastikhülle. Wartan zog es heraus und reichte es mir, damit wir beide es uns ansehen konnten.
    Es war die winzige Zeichnung eines Schachbretts. Von vielen Figuren waren Linien zum Rand hin gezogen, über denen verschiedene Zahlen standen. Ich zählte: Es waren insgesamt sechsundzwanzig Linien - genau die Anzahl von Figuren, die meine Mutter nach Lilys

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