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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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irgendwie überhaupt nicht zu Lily«, sagte ich.
    Und es passte auch nicht zu Lilys Angewohnheit, stets extrem förmliche Chauffeure zu beschäftigen. Ganz abgesehen davon, dass die Lily Rad, die ich aus meiner Kindheit kannte, immer viel zu sehr damit beschäftigt war, ihr Image als Königin des Schachs zu pflegen, als dass sie ihre Zeit, ihre Energie oder bündelweise Bares an einen Mann vergeudet hätte. Der
Rest allerdings - das Auto, der Hund, das Gepäck - passte genau ins Bild.
    »Glaub mir«, sagte Key mit ihrer gewohnten Ruhe, »dieser Typ hat so viel Glut, dass ihm Rauch aus den Nüstern strömt. Und wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Deine Tante jedenfalls sieht aus, als wäre sie hart geritten und nass in den Stall gestellt worden.«
    Keys Vorliebe für derbe Sprüche und ausgefallene Redensarten wurde nur noch übertroffen von ihrem Lieblingsthema: Luxuskarossen.
    »Aber das Auto in der Schneewehe«, fuhr sie atemlos fort, »ist ein Vanquish - das Flaggschiff von Aston Martin, davon gibt’s nicht viele.« Sie rasselte alle möglichen Details über Gewichte, Gänge und Ventile herunter, bis ihr schließlich einfiel, mit wem sie sich da unterhielt. In einer für Technikidioten verständlichen Sprache fuhr sie fort: »Dieses Monster macht an die dreihundert Kilometer in der Stunde! Und es hat genug Pferdestärken, um Ophelia von hier bis China zu ziehen.«
    Damit konnte nur Ophelia Otter gemeint sein, Keys Lieblings-Buschflugzeug und die einzige Maschine, mit der sie an die entlegenen Orte flog, an denen sie arbeitete. Aber wie ich Key kannte, würde sie mir noch stundenlang Vorträge über Pferdestärken halten, wenn ich ihr nicht Einhalt gebot. Ich musste einschreiten, und zwar auf der Stelle.
    »Und wo sind sie jetzt - das heiße Pärchen und der Luxusschlitten?«, fragte ich ungeduldig. »Als ich zuletzt mit Lily gesprochen habe, war sie auf dem Weg hierher, um an einer Party teilzunehmen - das war vor etwa einer Stunde.«
    »Sie hatten Hunger. Während meine Leute also ihr Auto ausgraben, schlagen deine Tante und ihr Kumpel sich im Mother Lode den Bauch voll«, sagte Key.
    Das Restaurant, das sich auf Wildgerichte spezialisiert hatte,
kannte ich gut. Dort hingen so viele Hörner und Geweihe und andere Trophäen an den Wänden, dass das Durchqueren der Räume fast so gefährlich war, wie in Pamplona vor den Stieren herzurennen.
    »Herrgott noch mal«, sagte ich gereizt. »Schaff sie einfach her.«
    »Ich bringe sie dir in einer Stunde«, versprach mir Key. »Sie geben dem Hund noch ein bisschen Wasser und trinken ihre Gläser aus. Aber der Wagen ist ein Problem: Der muss zur Reparatur nach Denver abgeschleppt werden. Ich hocke im Moment an der Bar, während die beiden noch am Tisch sitzen, miteinander flüstern und an ihrem Wodka nippen.« Key stieß ein schnaubendes Lachen aus.
    »Was ist denn daran so lustig?« Meine Geduld war fast zu Ende.
    Wieso brauchte Lily - die sonst nie trank - schon morgens um zehn Alkohol? Und was war mit ihrem Chauffeur? Andererseits, wenn der Wagen nicht mehr manövrierfähig war, würde er sich wohl nicht mehr ans Steuer setzen müssen. Ich muss gestehen, es fiel mir schwer, mir vorzustellen, wie meine extravagante, Schach spielende Tante mit ihrer obligat tadellosen Maniküre und ausgefallenen Kleidung im Mother Lode, wo der Boden mit Erdnussschalen und eingetrockneten Bierpfützen übersät war und Gerichte wie Opossum-Auflauf, Klapperschlangensteak und Rocky-Mountain-Austern (eine beschönigende Umschreibung für frittierte Bullenhoden) auf der Speisekarte standen, einen Brunch zu sich nahm. Einfach undenkbar.
    »Ich kapier’s nicht«, fuhr Key mit gedämpfter Stimme fort, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Ich meine, nichts gegen deine Tante - aber der Typ sieht aus wie ein italienischer Filmstar. Als er den Laden betreten hat, sind alle verstummt,
und die Kellnerinnen sabbern immer noch. Er ist in genauso viele Pelze gehüllt wie deine Tante Lily, ganz zu schweigen von dem Designergoldschmuck und den maßgeschneiderten Klamotten. Der Typ könnte jede Frau haben. Könntest du mir also mal erklären, was ihn an deiner Tante fasziniert?«
    »Möglicherweise hast du recht«, antwortete ich lachend. »Es wird ihr Umfang sein.« Als Key nicht reagierte, fügte ich hinzu: »Ich meine, der ihres Bankkontos. Fünfzig Millionen.«
    Während ich auflegte, konnte ich sie noch stöhnen hören.

    Wahrscheinlich kannte ich Lily Rad besser, als überhaupt jemand so eine

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