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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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vertreiben wollen, fehlgeschlagen, was dazu geführt hatte, dass stattdessen die Gambas selbst aus drei italienischen Städten verbannt worden waren.
    Aus diesem Grund wurden seitdem Byrons sämtliche Kontakte, seien sie persönlicher oder schriftlicher Art, von den Herrschern über alle drei Teile Italiens gewissenhaft überwacht - von den österreichischen Habsburgern im Norden, den spanischen Bourbonen im Süden und der Kurie im Vatikanstaat.
    Lord Byron war der geheime Capo der Cacciatori Americani , der »Amerikaner«, wie der bekannte Zweig der Geheimgesellschaft genannt wurde. Aus privaten Mitteln hatte er die Waffen, die Munition und das Pulver für den fehlgeschlagenen Coup finanziert.
    Und er hatte seinen Freund Ali Pascha für dessen Aufstand gegen die Türken mit der neuen Geheimwaffe versorgt, dem Repetiergewehr, das Byron in Amerika speziell für ihn hatte entwickeln lassen.
    Zurzeit finanzierte Byron die Hetaireia ton Philikon , die Gesellschaft der Freunde, einen Geheimbund, der die Bemühungen unterstützte, die osmanischen Türken aus Griechenland zu vertreiben.

    Lord Byron war ein Mann, den die imperialistischen Drachen zu Recht fürchteten: ein erklärter Feind aller Tyrannenherrschaft. Die Mächtigen wussten, dass er der Nährboden war, auf dem genau solche Revolten gediehen. Und er war so reich, dass er das Pflänzchen sogar aus seinem eigenen Brunnen wässern konnte, sofern es nötig war.
    Im vergangenen Jahr jedoch waren alle drei aufkeimenden Aufstände brutal niedergeworfen, der Kopf der Bewegung abgeschlagen worden - und einige andere Köpfe auch im wörtlichen Sinn. Nach Ali Paschas Tod vor sieben Monaten hieß es, man habe ihn an zwei verschiedenen Orten begraben: den Körper in Ioannina und den Kopf in Konstantinopel. Sieben Monate. Warum hatte er so lange gebraucht, bis ihm ein Licht aufgegangen war?, fragte sich Byron jetzt. Erst an diesem Morgen hatte er begriffen.
    Sieben Monate waren seit Ali Paschas Tod vergangen, und immer noch gab es kein Wort, kein Zeichen … Anfangs hatte Byron angenommen, dass ein neuer Plan gefasst worden war. Schließlich hatte sich vieles geändert in den zwei Jahren, die Ali völlig isoliert in Ioannina gelebt hatte. Aber der Pascha hatte immer gelobt, dass er, falls er in Gefahr geraten sollte, über den Geheimdienst Kontakt zu Byron aufnehmen würde - und sein Geheimdienst war die größte und mächtigste Organisation, die es je in der Geschichte gegeben hatte.
    Sollte sich eine Kontaktaufnahme wider Erwarten als unmöglich erweisen, so hatte der Pascha erklärt, würde er sich in seiner Festung Demir Kule - zusammen mit seinem Schatz, seinen Gefolgsleuten und seiner geliebten und schönen Vassiliki - in die Luft jagen, ehe sie den Türken in die Hände fielen.
    Aber jetzt war Ali Pascha tot, und wenn man den Berichten Glauben schenken durfte, war die Festung Demir Kule unversehrt
eingenommen worden. Vergeblich hatte Byron versucht, etwas über Vassiliki und die anderen, die nach Konstantinopel verschleppt worden waren, in Erfahrung zu bringen. Und auch der Gegenstand, den er und die Carbonari beschützen sollten, war bisher nicht bei ihm eingetroffen.
    Der einzige Hinweis befand sich offenbar in Percys Gedichtbändchen. Wenn Byron richtig verstanden hatte, dann enthielt das Dreieck, das sein Freund gezeichnet hatte, nur die Hälfte der Botschaft. Die andere Hälfte verbarg sich in dem Gedicht: in der Passage von Keats’ Der Fall des Hyperion , die Percy markiert hatte. Wenn man diese beiden Hinweise zusammenfügte, lautete die Botschaft:
    Der alte Sonnengott wird von einer viel gefährlicheren Flamme - einer ewigen Flamme - vernichtet werden.
    Falls das stimmte, dann befand sich Byron selbst in höchster Gefahr. Dann musste er handeln, und zwar schnell. Denn wenn Ali Pascha ohne das versprochene Feuerwerk gestorben war, wenn keiner seiner engsten Vertrauten - Vassiliki, seine Berater, sein Geheimdienst, die Bektaschi-Scheichs - überlebt hatte, wenn Percy Shelley von Byrons Palazzo in Pisa aus verfolgt und in den Tod auf dem Meer getrieben worden war, dann konnte das nur eins bedeuten: Alle glaubten, dass die Schachfigur ihren Bestimmungsort erreicht hatte, dass Byron in ihrem Besitz war. Alle mussten das glauben, außer denjenigen - falls es überhaupt welche gab -, die aus Ioannina entkommen waren.
    Und was war aus der verschwundenen schwarzen Dame geworden?
    Byron musste sich unbedingt zurückziehen, um nachzudenken und sich einen Plan

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