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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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immer davon ausgegangen, dass das Ganze etwas mit Schach zu tun hatte. Aber wenn Sie recht haben und der Tod meines Vaters im Zusammenhang mit dem Mord an Taras Petrossian steht - in welcher Verbindung steht das alles zu der Schachfigur in Sagorsk?«
    »Das weiß ich noch nicht - aber es muss eine Verbindung geben«, erwiderte Wartan. »Ich erinnere mich noch sehr gut an den Gesichtsausdruck Ihres Vaters an jenem Morgen, als er die Schachfigur in der Vitrine betrachtete - es war, als hörte er plötzlich kein Wort mehr von dem, was ich zu ihm sagte. Und als er sich zum Gehen wandte, wirkte er ganz und gar nicht wie ein Mann, der über ein Schachspiel nachdachte.«
    »Wie wirkte er denn?«, fragte ich drängend.
    Aber Wartan schaute mich an, als versuchte er selbst, sich einen Reim darauf zu machen. »Ich würde sagen, er wirkte wie ein Mann, der Angst hat«, sagte er. »Mehr als Angst. Das blanke
Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, auch wenn er sich beeilt hat, es vor mir zu verbergen.«
    »Entsetzen?«
    Was konnte meinen Vater nach wenigen Minuten dort in der Schatzkammer so entsetzt haben? Aber als Wartan weitersprach, fühlte ich mich, als hätte mir jemand eine eisige Klinge ins Herz gestoßen.
    »Ich kann es selbst nicht erklären - es sei denn, für Ihren Vater war es von Bedeutung, dass es sich bei der Schachfigur in der Vitrine um die schwarze Dame handelte.«

    Wartan öffnete die Tür, und wir kehrten in den Wohnraum zurück. Ich konnte ihm schlecht sagen, was die schwarze Dame für mich bedeutete. Wenn alles, was er mir gerade erzählt hatte, stimmte, dann hatte das Verschwinden meiner Mutter wahrscheinlich sowohl etwas mit dem Tod meines Vaters als auch mit dem Mord an Petrossian zu tun. Dann schwebten wir möglicherweise alle in Gefahr. Nach wenigen Schritten blieb ich wie angewurzelt stehen. Wartans Worte hatten mich dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass ich Lily und Key ganz vergessen hatte.
    Die beiden hockten auf dem Boden vor dem Feldschreibtisch, zwischen sich die leere Schublade, während Zsa-Zsa auf den Perserteppich sabberte. Lily hatte Key etwas zugeflüstert, und die beiden sprangen auf, als wir eintraten, Lily mit etwas in der Hand, das aussah wie eine Nagelfeile. Um die beiden herum lagen Späne auf dem Boden verstreut.
    »Die Zeit wartet auf niemanden«, verkündete Key. »Während ihr beide in Klausur wart und Geheimnisse ausgetauscht habt - oder was auch immer -, sind wir fündig geworden.«
    Sie wedelte mit etwas, das aussah wie ein altes, zerknittertes
Blatt Papier, während Lily mir mit ernster Miene entgegenblickte. Ihre hellgrauen Augen wirkten seltsam verschleiert, so als wollte sie mich vor etwas warnen.
    »Ihr dürft es euch ansehen«, sagte sie, »aber nicht anfassen. Du bist uns so nah am Feuer ein bisschen zu impulsiv. Wenn sich das, was wir gerade in der Schublade gefunden haben, als das entpuppt, wofür ich es halte, handelt es sich um etwas von außerordentlicher Seltenheit, wie deine Mutter sicherlich bestätigen würde, wenn sie hier wäre. Ich glaube sogar, dass dieses Dokument der Grund dafür ist, dass sie nicht hier ist.«
    Vorsichtig glättete Key das Blatt Papier und hielt es uns hin.
    Wartan und ich beugten uns vor, um besser sehen zu können. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir, dass es sich um einen Fetzen Stoff handelte - so alt und verschmutzt, dass er so steif war wie ein Stück Pergament -, mit einer Zeichnung aus rostroter Farbe, die sich an einigen Stellen aufgelöst und Flecken gebildet hatte, ohne jedoch das Bild gänzlich unkenntlich zu machen. Die Zeichnung stellte ein Schachbrett mit vierundsechzig Quadraten dar, von denen jedes ein anderes seltsames esoterisches Symbol enthielt. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was das Ganze bedeuten sollte.
    Aber Lily klärte uns alle auf.
    »Ich weiß nicht, wie und wann das hier in die Hände deiner Mutter geraten ist«, sagte sie, »aber wenn ich richtig vermute, dann ist dieses Stück Stoff der dritte und letzte Teil des Puzzles, der uns vor fast dreißig Jahren fehlte.«
    »Was für ein Puzzle denn?«, fragte ich frustriert.
    »Hast du noch nie vom Montglane-Schachspiel gehört?«, entgegnete Lily.

    Lily sagte, sie müsse uns eine Geschichte erzählen. Um sie zu Ende bringen zu können, ehe noch weitere Gäste eintrafen, bat sie mich, sie nicht mit Fragen zu unterbrechen, außerdem wolle sie weder auf dem Boden noch auf einer Steinbank hocken - die einzigen Sitzgelegenheiten in unserem

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