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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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einem geheimen Ort vergrub, wo sie niemand jemals finden würde, könnte das endlich diesem gefährlichen Spiel ein Ende setzen.

    Heute haben wir erfahren, so fürchte ich, dass sie sich getäuscht hat.

    Als Lily ihre Geschichte beendet hatte, wirkte sie erschöpft. Sie stand auf, ließ die schlafende Zsa-Zsa wie eine nasse Socke auf dem Kissenberg liegen und ging zu dem kleinen Schreibtisch, auf dem das schmuddelige Stück Stoff mit der Zeichnung von dem Schachbrett lag, von der wir nun wussten, dass sie vor fast zweihundert Jahren mit Äbtissinnenblut angefertigt worden war. Lily fuhr mit den Fingerspitzen über die fremdartigen Symbole.
    Die Luft im Raum war erfüllt vom Duft nach Rindfleisch und Wein, und hin und wieder knackte ein Holzscheit im Kamin. Lange sagte niemand etwas.
    Endlich brach Wartan das Schweigen.
    »Mein Gott«, sagte er leise, »wie viel das Spiel Sie alle gekostet hat. Man kann sich kaum vorstellen, dass es so etwas je gegeben hat - oder dass es wieder passieren könnte. Aber eins verstehe ich nicht: Wenn das stimmt, was Sie sagen - wenn das Schachspiel wirklich so gefährlich ist, wenn Alexandras Mutter bereits so viele Teile des Puzzles besitzt, wenn das Spiel wieder angefangen hat und Weiß den ersten Zug gemacht hat und niemand weiß, wer die Spieler sind -, was hätte Katherine davon, heute so viele Leute hierher einzuladen? Und kennen Sie diese Formel, von der sie gesprochen hat?«
    Key blickte mich mit einem Ausdruck an, als wüsste sie es.
    »Ich glaube, die Antwort liegt beziehungsweise steht direkt vor unseren Augen«, meldete sie sich zum ersten Mal von ihrem Platz am Flügel aus zu Wort. Alle schauten sie an.
    »Zumindest kocht sie unser Essen«, fügte sie grinsend hinzu.
»Ich weiß ja nicht viel über Schach, aber mit Kalorien kenne ich mich aus.«
    »Kalorien?«, fragte Lily verblüfft. »Wie die, die man isst ?«
    »Es gibt überhaupt keine Kalorien«, bemerkte ich, obwohl ich zu wissen glaubte, worauf Key hinauswollte.
    »Also, entschuldige, wenn ich dir widerspreche«, sagte Lily und tätschelte ihren runden Bauch. »Ich habe über die Jahre eine ganze Menge von diesen nichtexistierenden Kalorien angesammelt.«
    »Ich fürchte, ich komme da nicht mit«, mischte Wartan sich ein. »Erst geht es um ein gefährliches Schachspiel, bei dem Menschen ums Leben kommen, und jetzt reden wir übers Essen?«
    »Kalorien sind kein Essen«, sagte ich. »Eine Kalorie ist eine physikalische Einheit für Energie, insbesondere der Wärmemenge. Und ich glaube, Key hat gerade ein wichtiges Problem gelöst. Meine Mutter weiß, dass Nokomis Key meine einzige Freundin hier oben im Tal ist und dass sie die Erste und Einzige ist, an die ich mich wenden würde, wenn ich Hilfe bräuchte. Key ist Fachfrau für Kalorimetrie. Sie fliegt in abgelegene Gegenden, um dort die thermalen Eigenschaften von allem zu untersuchen, was sie vorfindet, von Geysiren bis hin zu Vulkanen. Ich glaube, Key hat recht. Aus diesem Grund hat meine Mutter das Feuer hier gebaut: Es ist ein riesengroßer, kalorienstrotzender Hinweis.«
    »Entschuldigt mich«, sagte Lily. Erschöpft schleppte sie sich zur Klavierbank und schob Key zur Seite. »Ich muss ein paar von meinen Wärmeeinheiten ausruhen. Wovon, zum Teufel, redest du eigentlich?«
    Auch Wartan schaute mich verwirrt an.
    »Ich versuche euch zu erklären, dass meine Mutter sich unter diesem Holzscheit befindet - oder dass sie sich zumindest
dort befand «, sagte ich. »Wahrscheinlich hat sie dieses Trumm von Scheit schon vor Monaten im Kamin platzieren lassen, und zwar auf irgendeiner Art von Stützen, die leicht entfernbar waren, damit sie, wenn es so weit war, durch den Luftschacht unter dem Kamin verschwinden und das Feuer von unten her anzünden konnte. Vermutlich wird der Schacht über eine weiter unten am Hang gelegene Höhle belüftet.«
    »Ist das nicht ein ziemlich faustischer Abgang?«, bemerkte Lily. »Und was hat das alles mit dem Montglane-Spiel oder mit Schach zu tun?«
    »Es hat überhaupt nichts damit zu tun«, sagte ich. »Es geht gar nicht um ein Schachspiel - genau das ist der springende Punkt, kapierst du das nicht?«
    »Es hat etwas mit der Formel zu tun«, sagte Key lächelnd. Auf diesem Gebiet war sie schließlich Expertin. »Mit der Formel, von der Sie uns eben erzählt haben, die, an der die Nonne Mireille in Grenoble mit Jean Baptiste Joseph Fourier gearbeitet hat. Der Fourier, der Analytische Theorie der Wärme geschrieben hat.«
    Als unsere

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