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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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beiden Großmeister uns verständnislos anstarrten, entschloss ich mich, ein klärendes Wort dazu zu sagen.
    »Meine Mutter hat uns nicht hierher eingeladen und uns dann in die Röhre gucken lassen, bloß weil ihr das eine raffinierte Schacheröffnung zu sein schien«, sagte ich. »Lily hat ja bereits darauf hingewiesen, dass meine Mutter ihren Zug schon gemacht hat, indem sie uns hierherbestellt und dieses Stück Stoff genau an der Stelle versteckt hat, wo Lily es finden würde.«
    Ich schaute Key direkt in die Augen. Wie recht sie hatte - es war an der Zeit, mit dem Kochen anzufangen, und damit erhielten die Hinweise, die meine Mutter hinterlassen hatte, plötzlich alle einen Sinn.

    »Meine Mutter hat uns hierher eingeladen«, fuhr ich fort, »weil sie möchte, dass wir die Teile einsammeln und die Formel des Montglane-Spiels finden.«
    »Haben Sie je herausgefunden, wie die Formel lautet?«, wiederholte Key Wartans Frage.
    »In gewisser Weise, ja - auch wenn ich es nie geglaubt habe«, sagte Lily. »Alexandras Eltern und ihr Onkel dagegen hielten es für möglich. Nach allem, was ich heute erzählt habe, könnt ihr euch selbst ein Urteil bilden. Minnie Renselaas behauptete, dass es stimmte. Sie sagte, sie würde aus dem Spiel aussteigen wegen des Elixiers, dessen Geheimnis sie vor zweihundert Jahren gelöst hat. Sie behauptete, dass sie selbst die Nonne Mireille de Remy sei, die mithilfe der Formel das Elixier des Lebens hergestellt hat.«

Der Tiegel
     
     
     
     
Hexagramm 50: der Tiegel
Der Tiegel bedeutet, dass man Symbole benutzt wie Feuer das Holz.
Man opfert den Geistern etwas, indem man es kocht. … Das schärft
die Ohren und Augen und lässt einen unsichtbare Dinge sehen.
    STEPHEN KARCHER, Total I Ching
     
     
     
    Solange wir noch nicht wussten, was wir damit anfangen sollten, versteckte ich die Zeichnung des Schachbretts im Flügel und klappte ihn zu. Während meine Gefährten das Gepäck aus Keys Auto holten und Lily mit Zsa-Zsa im Schnee spazieren ging, blieb ich drinnen, um mich weiter um das Abendessen zu kümmern. Und um nachzudenken.
    Ich hatte das Feuer geschürt und noch etwas Holz nachgelegt. Das Bœuf Bourguignon blubberte in dem Kupferkessel über dem Feuer vor sich hin. Ich rührte es um und fügte noch etwas Burgunderwein und Brühe hinzu, um die Flüssigkeit zu verdünnen.
    Auch in meinem Kopf blubberte es gewaltig, aber anstatt etwas in meinem Gedankentiegel zu klären, schien es nur dazu zu führen, dass sich alles am Boden zu einem Klumpen verdichtete. Nachdem ich Lilys Geschichte und deren Ausgang gehört hatte, wusste ich, dass ich zu viele Zutaten verarbeiten musste. Und jede neue Erkenntnis schien nur weitere Fragen aufzuwerfen.

    Wenn es zum Beispiel tatsächlich eine Formel gab, mit deren Hilfe man ein Lebenselixier brauen konnte - so wie diese Nonne es vor zweihundert Jahren angeblich getan hatte -, warum hatte seitdem niemand das Experiment wiederholt - zum Beispiel meine Eltern? Zwar hatte Lily erklärt, sie hätte das alles nie geglaubt, gleichzeitig hatte sie jedoch behauptet, dass andere keineswegs daran gezweifelt hatten. Und Onkel Slawa und meine Eltern waren schließlich Wissenschaftler. Wenn es ihnen gemeinsam gelungen war, so viele Teile des Puzzles zusammenzutragen, warum hatten sie sie versteckt, anstatt selbst nach der Lösung der Formel zu suchen?
    Aber anscheinend wusste niemand, wo sich die Figuren des Montglane-Spiels befanden und wer sie vergraben hatte. Als schwarze Dame war meine Mutter die Einzige, die wusste, wem sie welche Figuren gegeben hatte, damit er sie in Sicherheit brachte. Und nur meinem Vater, dem Mann mit dem außerordentlichen Gedächtnis des Schachspielers, hatte sie anvertraut, an welchen Orten die Figuren versteckt waren. Jetzt, wo er tot und meine Mutter verschwunden war, hatte sich die Spur verloren. Womöglich würden die Figuren nie gefunden werden.
    Was mich zu meiner nächsten Frage führte: Wenn meine Mutter tatsächlich wollte, dass wir jetzt, dreißig Jahre später, die Formel fanden - und wenn sie die Flamme an mich weitergereicht hatte, wie es den Anschein hatte -, warum hatte sie dann die Figuren so gut versteckt, dass niemand sie finden konnte? Warum hatte sie nicht irgendeine Karte hinterlassen?
    Eine Karte.
    Aber vielleicht hatte meine Mutter ja eine Karte hinterlassen, dachte ich, und zwar in Gestalt der Zeichnung von dem Schachbrett und all den anderen Botschaften, die ich bereits entdeckt hatte. Ich befühlte die

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