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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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merkwürdigen Blick in meine Richtung.
    Ich glaubte ihr aufs Wort. Denn ich hatte tatsächlich einen Geist gesehen: den meines in Sagorsk gestorbenen Vaters. Plötzlich war ich wieder zutiefst misstrauisch. Wie konnte das, was Lily und Wartan über die schwarze Dame zu sagen hatten, beides der Wahrheit entsprechen? War das Teil der Botschaft meiner Mutter? Während ich mir noch über dieses Problem den Kopf zerbrach, ertönte plötzlich der ohrenbetäubende Lärm der Feuerwehrglocke über der Haustür. Wartan blickte entgeistert auf. Ein Besucher, unbeeindruckt von der Aussicht, dass der Bär an der Tür ihm die Hand abbeißen könnte, hatte in das Maul des Untiers gelangt und unsere originelle Klingel gedrückt.

    Als Zsa-Zsa angesichts des Krachs hysterisch zu kläffen begann, zog Lily sich mit ihr in den Wohnraum zurück.
    Ich schob ein paar Gepäckstücke zur Seite, stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte durch die Glasaugen des Adlers. Vor unserer Tür stand eine ganze Schar von Leuten in Anoraks und Pelzmänteln. Obwohl ich unter den hochgezogenen Kapuzen kein Gesicht erkennen konnte, war mir ziemlich schnell klar, um wen es sich handelte: Auf dem verschneiten Parkplatz erkannte ich mit Entsetzen den BMW, der neben meinem Wagen stand. Er protzte mit einem Wunschkennzeichen, auf dem SAGESSE zu lesen war.
    Hinter mir flüsterte Wartan: »Ist es jemand, den Sie kennen?«
    Als würde jemand, den wir nicht kannten, sich je die Mühe machen, hier heraufzukommen.
    »Es sind Leute, von denen ich am liebsten vergessen würde, dass ich sie kenne«, erwiderte ich leise. »Aber sie sind eingeladen.«
    Sage Livingston würde es nicht widerspruchslos hinnehmen, wenn man ihr zumutete, sich vor der Tür die Beine in den Bauch zu stehen, erst recht nicht, wenn sie mit einer Entourage angereist war. Mit einem resignierten Seufzer öffnete ich die Tür. Und erlebte eine weitere unangenehme Überraschung.
    »O nein - der ganze Botanikverein.« Key nahm mir die Worte aus dem Mund.
    Sie meinte die Livingstons, die alle botanische Vornamen hatten - Basil, Rosemary und Sage - Basilikum, Rosmarin und Salbei.
    Sie stellten ein weiteres Rätsel auf der Gästeliste meiner Mutter dar.
    »Darling! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!
«, flötete Rosemary, als sie in unseren vollgestopften Windfang stürmte.
    Mit ihrer dunklen Sonnenbrille und ihrem extravaganten Luchscape mit Kapuze wirkte Sages Mutter noch jünger, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie umhüllte mich kurz mit einer Wolke aus dem Fell einer bedrohten Tierart und hauchte mir einen Luftkuss in Richtung jeder Wange.
    Ihr folgte meine Erznemesis, ihre makellose aschblonde Tochter Sage. Aufgrund der hoffnungslosen Überfüllung unseres Windfangs blieb Sages Vater Basil vorerst draußen stehen - zusammen mit einem anderen Mann, zweifellos unser »neuer Nachbar«, ein hagerer, sonnengebräunter Typ in Jeans, Schaffelljacke, Westernstiefeln und einem ganz offensichtlich von Hand gefertigten Stetson. Neben dem arroganten Basil mit seinen silbergrauen Schläfen und den beiden mit der neuesten Haute Couture ausstaffierten Damen wirkte der Neuankömmling auf diesem Ball ziemlich fehl am Platz.
    »Willst du uns nicht hereinbitten?«, fragte Sage betont gut gelaunt, als wäre es nicht Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten.
    Sie lugte an ihrer Mutter vorbei zur Tür, wo Key stand, und hob eine perfekt gezupfte Braue, als wunderte sie sich, sie hier zu sehen. Sage Livingston und Nokomis Key hatten aus unterschiedlichen Gründen noch nie viel füreinander übrig gehabt.
    Niemand machte Anstalten, seine nassen Klamotten abzulegen oder mich unserem Gast vorzustellen, der immer noch draußen vor der Tür stand. Wartan schob die an der Garderobe hängenden Anoraks und Pelzmäntel auseinander, stieg über ein paar Gepäckstücke und wandte sich Rosemary mit einem Charme zu, von dem ich nie gedacht hätte, dass Schachspieler ihn besitzen.

    »Darf ich Ihnen Ihren Mantel abnehmen?«, fragte er mit der sanften Stimme, die mir schon immer etwas unheimlich erschienen war. Hier in der Enge des Vorraums hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sie an einem intimeren Ort womöglich noch verwirrender wirken konnte.
    Sage, schon lange auf Designerklamotten und ebensolche Männer spezialisiert, warf Wartan einen Blick zu, der einen Elefantenbullen hätte in die Knie zwingen können. Er schien ihn allerdings gar nicht zu bemerken und erbot sich, auch ihr den Mantel

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