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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Beinahe, als würde die Hand des Schicksals ihn packen, spürte Charlot, wie ihm der Schrecken ins Rückgrat fuhr. Als er sich abrupt umdrehte, sah er unter den Mädchen, die, jeweils zu zweit am linken Hand- und Fußgelenk aneinandergekettet, gerade auf das Podest geführt wurden, Haidées schmale Gestalt, deren Nacktheit nur noch von ihrem langen, üppigen Haar bedeckt wurde.
    Während Kauri ihn vor den Blicken der anderen schützte, tat Charlot so, als würde er sich die Dschellaba ausziehen. In Wirklichkeit jedoch langte er mit einer Hand unter seinen Kaftan und zog die schwarze Dame aus dem darunter verborgenen Beutel. Mit seinem scharfen busaadi kratzte er etwas Kohle von dem Klumpen, bis die Figur zum Vorschein kam, und löste mit der Spitze des Messers vorsichtig einen der wertvollen Steine aus der Goldfassung - einen Smaragd von der Größe eines Rotkehlcheneis. Dann verstaute er die schwarze Dame wieder in dem Beutel, löste ihn von seinem Gürtel, gab ihn Kauri und zog seine Dschellaba wieder zurecht.
    Den glatten Edelstein in der Hand, schob Charlot sich allein durch die Menge, bis er direkt vor dem Podest stand, auf dem die nackten, verängstigten Mädchen zum Verkauf angeboten wurden. Aber als er aufblickte, sah er nur Haidée. Sie schaute ihn voller Vertrauen an, ohne jede Spur von Angst.

    Sie wussten beide, was er zu tun hatte.
    Charlot mochte seine Gabe des zweiten Gesichts verloren haben, aber er zweifelte nicht daran, dass er das Richtige tat.
    Denn er wusste jetzt, dass Haidée die neue weiße Dame war.

Der Herd
     
     
     
     
Jeder griechische Staat hatte ein Prytaneum, ein Gemeindehaus. …
Auf dem Herd in diesem Haus brannte ein ewiges Feuer, das
Hestia gewidmet war, der Göttin des Herdfeuers. … Es bleibt die
Frage, warum der Unterhaltung eines ewigen Feuers eine solche
Bedeutung beigemessen wurde. … Die Geschichte des Feuers reicht
bis in den Urzustand der menschlichen Zivilisation zurück.
    JAMES GEORGE FRAZER, Garnered Sheaves

Washington, D.C.
APRIL 2003
    Als ich in der M Street, im Herzen von Georgetown, aus dem Taxi stieg, läuteten die Glocken der jesuitischen Kirche gerade das Ende des Sonntagabends ein.
    Mein Chef Rodo hatte auf meiner Handymailbox unzählige Nachrichten mit der Aufforderung hinterlassen, endlich das Feuer wieder in Gang zu bringen. Und obwohl ich völlig erschöpft war, beschloss ich, nicht zuerst noch kurz nach Hause zu gehen, sondern mich direkt in das nur einen Block von meiner Wohnung entfernte Restaurant zu begeben und wie üblich das Feuer für die kommende Woche vorzubereiten.
    Meinen Zustand als erschöpft zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Die Rückreise von Colorado war nämlich absolut nicht so verlaufen wie geplant.

    Als sich die drei Livingstons nach dem Essen am Freitagabend endlich verabschiedeten, waren wir anderen fix und fertig. Lily und Wartan, gerade erst aus London eingetroffen, litten unter Jetlag. Key erklärte, sie sei seit dem Morgengrauen auf den Beinen und müsse dringend nach Hause und sich ein paar Stunden aufs Ohr legen. Und was mich betraf, so hatte ich nach all den emotionalen und psychischen Tiefschlägen, die ich seit meiner Ankunft auf dem Berg in Colorado hatte einstecken müssen, mittlerweile dermaßen viele Züge und Gegenzüge im Kopf, dass ich vor lauter Figuren das Schachbrett nicht mehr sehen konnte.
    Als Lily unsere hohlwangigen Gesichter sah, schlug sie vor, schlafen zu gehen und uns am nächsten Morgen noch einmal zusammenzusetzen, um uns eine Strategie zurechtzulegen.
    Sie stellte sich das so vor, dass wir an mehreren Fronten zugleich tätig wurden: Sie selbst würde sich über Basil Livingstons Aktivitäten in der Schachwelt schlau machen, und Wartan würde seine Kontakte in Russland spielen lassen, um etwas über den rätselhaften Tod von Taras Petrossian in Erfahrung zu bringen. Nokomis sollte herausfinden, wohin meine Mutter sich aus dem Staub gemacht hatte, um sich nach Möglichkeit an ihre Spur heften zu können, während mir die undankbare Aufgabe übertragen wurde, meinen schwer fassbaren Onkel zu kontaktieren, um ihn zu fragen, was er über das Verschwinden meiner Mutter wusste und von was für einem »Geschenk« er in seiner merkwürdigen Nachricht gesprochen hatte. Wir waren uns einig, dass wir vor allen Dingen meine Mutter finden mussten. Am Montag sollte ich Key dann anrufen, um zu hören, was sie zutage gefördert hatte.
    Als Key gerade mit ihren Kollegen telefonierte,

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