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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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von meiner Mutter gelernt habe. Und ich glaube, du solltest mein Angebot in Anspruch nehmen, bevor wir morgen früh aufbrechen.«
    Er stand auf, holte meinen Daunenanorak aus dem Windfang und warf ihn mir auf den Schoß. Dann trat er an den Flügel. Entgeistert richtete ich mich auf, als er den Deckel anhob und hineinlangte. Im nächsten Augenblick brachte er die Zeichnung des Schachbretts zum Vorschein, die ich in meiner Verwirrung völlig vergessen hatte.
    »Du hattest doch sicher vor, das mitzunehmen, oder?«, fragte er. Als ich nickte, sagte er: »Dann solltest du froh sein, dass du so einen schönen, dicken Daunenanorak hast, in dem man die Zeichnung verstecken kann, und dass meine Mutter mir das Nähen beigebracht hat!«

    Ich hatte die strapaziöse, zehnstündige Fahrt schon öfter unternommen, aber diesmal kämpfte ich den ganzen Samstag mit dem Steuerrad, um den Windböen standzuhalten, die den Schneesturm ankündigten. Ein Trost war es mir immerhin, dass mein Anorak ein Extrawärmepolster in Gestalt einer zweihundert Jahre alten Zeichnung enthielt. Und dass ich in letzter Minute auf die Idee gekommen war, den Kissenbezug
mit den Schachfiguren in meinen Rucksack zu stopfen für den Fall, dass darin noch eine weitere Botschaft enthalten war, die ich übersehen hatte.
    Als der Schneesturm Denver erreichte, lieferte ich Lily samt Entourage und Gepäck vor dem Brown-Palace-Hotel ab und übergab dem Portier den Wagen. In der Ship’s Tavern nahmen wir unsere erste Mahlzeit an dem Tag ein, kurz bevor das Restaurant zumachte. Wir vereinbarten, gegen Ende der kommenden Woche alle miteinander Kontakt aufzunehmen. Ich schlief ein paar Stunden auf dem Sofa in Lilys Suite. Es sollte sowohl die letzte Mahlzeit als auch die letzte Ruhezeit sein, die ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden bekommen würde.
    Als ich jetzt mitten in der Nacht in Georgetown die steile Steintreppe hinunterstieg, die zu der hölzernen Fußbrücke über den schimmernden Kanal führte, sah ich vor mir am Ufer Rodos weltberühmtes Restaurant: Sutalde - der Herd.
    Selbst in einem so geschichtsträchtigen Viertel wie Georgetown war das Sutalde einzigartig. Die leicht verwitterten steinernen Gebäude, in denen es untergebracht war, stammten aus dem achtzehnten Jahrhundert. Sie gehörten zu den ältesten Häusern Washingtons und strahlten ein unübersehbares Charisma aus.
    Ich schloss die Eingangstür auf und deaktivierte die Alarmanlage. Die Beleuchtung im Restaurant wurde über eine automatische Schaltung geregelt, und ich machte mir eigentlich nie die Mühe, das Licht einzuschalten, auch nicht, wenn ich so spät nachts hierherkam. Von der gegenüberliegenden Wand des riesigen Raums aus, wo früher die Scheunentore gewesen waren, hatte man einen fantastischen Blick auf den Kanal und den Potomac. Als ich zwischen den mit Damasttüchern bedeckten Tischen hindurchging, die im Dunkeln gespenstisch
schimmerten, betrachtete ich die blassgrün schillernde Key Bridge, die von hohen, schlanken Laternen beleuchtet wurde. Am anderen Ufer spiegelten sich die Lichter der Hochhäuser von Rosslyn im stillen Wasser des Potomac.
    Zwischen den Fenstern und dem Pult des Oberkellners stand ein hohes Regal voller handgemachter Krüge mit Cidre aus allen baskischen Provinzen. Das Regal war so platziert, dass dahinter ein Korridor entstand, durch den die Kellner und die Lieblingskunden meines Chefs zu ihren Plätzen gelangen konnten, ohne sich durch das Labyrinth aus Tischen schlängeln zu müssen. Rodo war mächtig stolz auf sein Restaurant - auf seine Cidre-Sammlung, die Krüge und den Hauch von Klasse. Ich umrundete das Regal und stieg die steinerne Wendeltreppe hinunter, die in die Küche führte. Hier unten befand sich das romantische steinerne Verlies des Rodolfo Boujaron, wo privilegierte Gäste mit viel Zeit und beaucoup d’argent durch eine riesige Glaswand zusehen konnten, wie fleißige Küchengehilfen und mehrere Starköche auf offenem Feuer ihr achtgängiges Menü zubereiteten.
    Neben den großen Steinöfen hockte Leda die Lesbe auf einem Barhocker, den wir benutzten, um die Feuer zu überwachen. Ruhig und entspannt las sie in einem Buch, rauchte eine ihrer handgedrehten türkischen Zigaretten, die in einer glänzend schwarzen Zigarettenspitze steckte, und nippte zwischendurch an einem Gläschen Pernod Pastis, ihrem Lieblingsgetränk.
    Zufrieden stellte ich fest, dass die Öfen abgekühlt waren und Leda sie bereits gereinigt hatte, was mir bei meiner

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