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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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gerettet hat«, beendete ich den Satz für ihn. »Vielleicht bist du ja ein geeigneter Kandidat für einen Job bei der richtigen CIA? Oder woher wusstest du, dass ich zu einer Party gefahren war? Und vielleicht kannst du mir mal erklären, warum ich so überstürzt zurückkommen sollte?«
    Das brachte Rodo einen Augenblick lang aus dem Konzept. Doch er hatte sich schnell wieder gefasst, riss sich mit einem verächtlichen Schnauben die Baskenmütze vom Kopf und warf sie theatralisch auf den Boden - ein typisches Verhalten, wenn ihm die Worte fehlten, was selten genug vorkam.
    Als Nächstes folgte eine Tirade auf Euskera, von der ich nur ein paar Brocken aufschnappen konnte. Sie galt dem würdevollen, silberhaarigen Eremon neben mir, der noch nichts gesagt hatte, seit wir eingetreten waren.
    Eremon nickte stumm, trat an den Herd, stellte das Gas ab und nahm den Löffel aus dem Topf mit der Schokolade, den Rodo vergessen hatte. Der Schokoladenbrei sah ziemlich missraten aus. Nachdem der Concierge den Löffel sorgfältig auf einem dafür vorgesehenen Teller abgelegt hatte, ging er zur Terrassentür und drehte sich um, als erwartete er, dass ich ihm folgte.
    »Komm, ich muss dich jetzt zurückbringen wegen der geldo «, sagte er. Offenbar sollte ich die Herdglut für das abendliche Mahl vorbereiten. »Wenn die Männer das Gemüse geputzt haben, wird Monsieur Boujaron mit dem Wagen nachkommen
und alle Lebensmittel mitbringen, und dann kannst du ihm bei der Zubereitung des Essens zur Hand gehen.«
    »Aber warum ich?«, fragte ich meinen Chef. »Wer in aller Welt sind diese ›Würdenträger‹, für die so ein geheimnisvolles Abendessen veranstaltet wird? Warum darf sie außer dir und mir niemand sehen?«
    »Daran ist überhaupt nichts Geheimnisvolles, weswegen du dir Sorgen machen müsstest«, antwortete Rodo ausweichend. »Aber du bist spät dran. Eremon wird dir alles Nötige unterwegs erklären.« Mit einem beleidigten Gesichtsausdruck verließ er die Küche und knallte die Tür hinter sich zu.
    Meine Audienz beim Meister schien hiermit beendet zu sein. Also folgte ich dem würdevollen Concierge auf die Terrasse und stieg auf der Beifahrerseite in den Wagen, während er sich ans Steuer setzte.
    Vielleicht hatte ich es mir ja nur eingebildet, oder vielleicht lag es auch daran, dass ich so wenig von der baskischen Sprache verstand, aber es war mir so vorgekommen, als hätte ich in Rodos Tirade zwei Worte herausgehört. Und wenn ich mich nicht geirrt hatte, dann trugen diese beiden Worte nicht gerade zu meinem Seelenfrieden bei. Im Gegenteil.
    Das erste Wort lautete arisku , ein Begriff, den Rodo ständig benutzte, wenn es um die Öfen ging, und er bedeutete »Gefahr«. Natürlich musste ich sofort daran denken, dass dasselbe Wort auf Russisch auf einem Kärtchen stand, das ich immer noch in der Jackentasche hatte. Aber das zweite baskische Wort, zortzi , das er gleich danach gesagt hatte, war noch schlimmer - auch wenn es nicht bedeutete »Hüte dich vor dem Feuer«.
    Zortzi bedeutet auf Euskera »acht«.

    Während der Fahrt über die Rover Road zurück nach Georgetown wandte Eremon den Blick keine Sekunde lang von der Straße ab und nahm auch kein einziges Mal die Hände vom Steuerrad, was auf seine mangelnde Erfahrung im Stadtverkehr hindeutete und den Fahrer verriet, der es sein Leben lang gewohnt war, durch halsbrecherische Serpentinen in den Bergen zu kurven. Aber seine Konzentration würde mich nicht davon abhalten, ihn mit Fragen zu löchern, um, wie Rodo mir andeutungsweise versprochen hatte, »alles Nötige« unterwegs aus ihm herauszubekommen.
    Natürlich kannte ich Eremon schon seit dem Tag, als ich die Lehrstelle bei Monsieur Rodolfo Boujaron angetreten hatte. Und auch wenn ich über die Consiglieri wesentlich weniger wusste als über den Don, wusste ich eins mit Bestimmtheit: Auf Rodos Herrensitz mochte Eremon als die graue Eminenz und das Oberfaktotum fungieren, aber außerhalb seines offiziellen Jobs war er ein waschechter Baske mit allem, was dazugehörte. Das heißt, er besaß einen schrägen Sinn für Humor, eine Schwäche für alles Weibliche (vor allem für Leda) und eine unerklärliche Vorliebe für Sagardoa, diesen scheußlichen baskischen Apfelcidre, den nicht mal die Spanier trinken.
    Leda sagte immer, Sagardoa würde sie an Ziegenpisse erinnern; allerdings fragte ich mich, welcher Erfahrung sie es verdankte, diesen kulinarischen Vergleich ziehen zu können. Dennoch hatten wir beide aus

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