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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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auszuhorchen, doch dann sah ich plötzlich die Bibliothek von Georgetown zu unserer Linken, was bedeutete, dass wir in wenigen Minuten am Sutalde sein würden. Ich beschloss, ein bisschen direkter zu werden, was sich jedoch erübrigte.
    Eremon war in eine Nebenstraße eingebogen, um dem Verkehr auf der Wisconsin auszuweichen. Als er an einem Stoppschild halten musste, schaute er mich an.
    »Nein, ich glaube, es werden höchstens zwölf Personen erwartet«, sagte er. »Das wird heute Abend eine Galavorstellung mit höchsten Ansprüchen an die Haute cuisine, da wird E.B. richtig gefordert. Einige Spezialitäten wurden im Voraus bestellt. Deswegen mussten wir oben in Euskal Herria unter E.B.s Aufsicht all die Vorbereitungen treffen. Und deswegen hat er so großen Wert darauf gelegt, dass du rechtzeitig hier warst, um gestern Abend die Feuer in Gang zu bringen, damit wir mit dem meschoui anfangen konnten.«

    »Mit dem meschoui ?«, fragte ich verblüfft.
    Es dauerte mindestens zwölf Stunden, so ein am Spieß gebratenes, mit Kräutern gefülltes Lamm oder Zicklein zuzubereiten. So etwas ließ sich nur in dem großen Zentralofen im Sutalde bewerkstelligen. Rodo musste schon am frühen Morgen ein paar Leute ins Restaurant geschickt haben, die mit dem Braten angefangen hatten, damit das Fleisch bis zum Abend gar war.
    »Aber wer sind denn nun diese geheimnisvollen Würdenträger?«, fragte ich noch einmal.
    »Nach dem Menü zu urteilen, muss es sich um hochrangige Persönlichkeiten aus dem Nahen Osten handeln«, sagte Eremon. »Und ich habe gehört, dass jede Menge Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Warum du die Einzige bist, die die Gäste bewirten soll, kann ich dir auch nicht sagen. Aber E.B. hat uns versichert, dass heute Abend alles genau so ablaufen wird, wie es angeordnet wurde.«
    »Angeordnet?«, wiederholte ich. Das Wort verursachte mir Unbehagen. »Angeordnet von wem? Und wieso brauchen wir Sicherheitsvorkehrungen?«
    Ich bemühte mich, gelassen zu wirken, aber mein Herz raste. Das war mir alles zu viel. Gefährliche Schachspiele mit mysteriösen Zügen, ermordete Russen und eine verschwundene Mutter, geheimnisvolle Würdenträger aus dem Nahen Osten und Invasionen in Bagdad. Und ich hatte in achtundvierzig Stunden nur acht Stunden geschlafen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Eremon. »E.B. hat das alles allein geregelt. Aber bei all den Sicherheitsleuten, die beteiligt sind, würde ich mal schätzen, dass dieses Abendessen vom Oval Office arrangiert wurde.«

    Ein vom Weißen Haus bestelltes Galadiner? Das sollte wohl ein Witz sein. Was für Probleme wollte mein ohnehin schon anstrengender Chef mir denn noch aufhalsen? Aber, wie Key sagen würde: Wenn es dir zu heiß wird, geh aus der Küche.
    Ich hatte eigentlich angenommen, dass ich in dieselbe Küche gehen würde, in der ich vor weniger als zehn Stunden eigenhändig die Öfen angefeuert hatte. Aber als ich im Nieselregen die steile Treppe hinunterstieg, fiel mir auf, dass sich einiges verändert hatte, seit ich am Morgen hier gewesen war.
    Eine niedrige Betonbarriere blockierte die Fußbrücke über den Kanal, und daneben stand eine kleine Holzbude von der Größe eines Baustellenklos. Als ich näher kam, traten zwei Männer aus der Bude. Sie trugen dunkle Anzüge und Mäntel und (merkwürdigerweise trotz des trüben Wetters) noch dunklere Sonnenbrillen.
    »Bitte nennen Sie uns den Grund für Ihren Besuch«, sagte einer der beiden Männer mit tonloser, offiziell klingender Stimme.
    »Wie bitte?«, entgegnete ich entgeistert.
    Sicherheitsvorkehrungen, hatte Eremon gesagt. Aber diese Sperre, die wie ein Pilz auf der leeren Brücke aufgetaucht war, erschien mir mehr als absurd. Ich wurde von Minute zu Minute nervöser.
    »Und wir brauchen Ihren Namen, Geburtsdatum und einen Ausweis mit Lichtbild«, sagte der zweite Mann mit einer ähnlich monotonen Stimme und streckte seine Hand in meine Richtung aus.
    »Ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Ich bin Köchin im Sutalde«, erklärte ich mit einer Geste zu den Gebäuden auf der anderen Seite der Brücke.
    Bemüht, mich zuvorkommend zu geben, kramte ich in meiner Schultertasche nach meinem Führerschein. Dann wurde
mir plötzlich bewusst, wie einsam und düster dieser Teil des von Sträuchern gesäumten Trampelpfads war. Hier in der Nähe waren schon Frauen ermordet worden, eine sogar am helllichten Tag. Und hatte irgendjemand sie schreien hören?
    »Und woher soll ich wissen, wer Sie sind?«, fragte ich

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