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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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naheliegenden Gründen mit der Zeit Geschmack an dem Gesöff gefunden: Uns hin und wieder mit Eremon zusammen ein paar Gläser von dem bitteren Zeug hinter die Binde zu kippen war so ziemlich unsere einzige Möglichkeit, etwas über unseren Chef in Erfahrung zu bringen, den Leda gern den »Küchentyrannen« nannte.
    Und wo ich jetzt schon für mindestens eine halbe Stunde
mit Eremon im Auto saß, kam mir das vor wie eine einmalige Gelegenheit.
    Man kann sich also meine Überraschung vorstellen, als er als Erster das Schweigen brach, und zwar auf äußerst verblüffende Weise.
    »Ich wollte dir sagen, dass E.B. nicht sauer auf dich ist«, sagte er.
    Eremon nannte Rodo immer »E.B.«, die Abkürzung für »Eredolf Boujaron«, ein beliebter Scherz unter Basken, wie er Leda und mir an einem unserer ersten Cidre-Besäufnisse anvertraut hatte. Offenbar gibt es im Baskischen kein Wort, das mit R anfängt, daher der Name Eremon im Unterschied zum spanischen Ramon und dem französischen Raymond. Und Rodolfo klang beinahe italienisch. Dieser kleine linguistische Makel machte Rodo zu einer Art baskischem Bastard.
    Aber allein die Tatsache, dass er es sich leisten konnte, einen Tyrannen wie Rodo aufzuziehen, zeigte, dass die beiden mehr waren als nur Herr und Diener. Eremon war der einzige Mensch, der eine Ahnung haben konnte, was Rodo am Abend vorhatte.
    »Wenn er nicht sauer auf mich ist«, fragte ich, »was haben dann die angebrannte Schokolade, die Mütze auf dem Boden, die Tirade auf Baskisch und die zugeknallte Tür zu bedeuten? Und warum hat er mich eben achtkantig rausgeschmissen?«
    Eremon zuckte die Achseln und lächelte mysteriös, während sein Blick nach wie vor auf der Straße klebte.
    »E.B. weiß eben nie, wie er mit dir umgehen soll.« Jetzt war er in seinem Element. »Du bist anders. Er ist es nicht gewohnt, mit Frauen zu tun zu haben. Zumindest nicht auf beruflicher Ebene.«
    »Leda ist auch anders«, konterte ich, indem ich die Frau ins Spiel brachte, die er insgeheim anhimmelte. »Sie organisiert
den gesamten Cocktailbereich. Sie arbeitet wie ein Tier. Sie verhilft dem Sutalde zu einem Riesenumsatz. Das wird Rodo doch wohl zu schätzen wissen.«
    »Ach ja, der Schwan. Sie ist großartig«, seufzte Eremon, und einen kurzen Moment lang ließ die Konzentration in seinem Blick nach. Dann lachte er. »Aber er sagt mir immer, dass ich bei ihr auf dem Irrweg bin.«
    »Ich glaube, das heißt, auf dem Holzweg sein.«
    Eremon trat auf die Bremse. Wir standen vor der Ampel an der Ecke River Road und Wisconsin. Er schaute mich an.
    »Was soll denn ein Holzweg sein?«, fragte er mit verständnisloser Miene.
    »Na ja, der Holzweg führt jedenfalls nicht zum Schwan«, sagte ich.
    »Da müsste man schon schwimmen«, meinte Eremon. »Vor allem, wenn man in den Schwan verliebt ist, und das bin ich wirklich.«
    O Gott, dieses Gespräch war absolut nicht das, was ich mir erhofft hatte.
    »Ich fürchte, was Menschenkenntnis angeht, liegt Rodo in diesem Fall ausnahmsweise richtig«, sagte ich. »Ich glaube nämlich, der Schwan steht auf Frauen.«
    »Dummes Zeug. Das ist doch bloß so eine vorübergehende Phase. Genau wie diese Rollerblades. Das gibt sich wieder, dieses Bedürfnis, Erfolg zu haben, Macht über Männer zu haben. Sie muss doch nicht immer allen etwas beweisen«, beharrte er.
    Ach ja, dachte ich, die übliche Leier: So einen wie mich hat sie noch nie kennengelernt.
    Aber zumindest war Eremon ausnahmsweise mal gesprächig, egal, was ihm die Zunge gelöst hatte. Als die Ampel auf Grün sprang und wir weiterfuhren, begann er, mir ein bisschen
mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Vermutlich war das, bis wir im Sutalde eintrafen, meine letzte Gelegenheit, zu erfahren, was sich hinter den Kulissen abspielte.
    »Apropos beweisen«, sagte ich so beiläufig wie möglich. »Ich frage mich, warum Monsieur Boujaron nicht Leda oder sonst jemanden gebeten hat, heute Abend zu arbeiten. Ich meine, wenn die Gäste, die er erwartet, dermaßen wichtig sind, sollte man da nicht davon ausgehen können, dass er sich vor ihnen beweisen will? Müsste ihm da nicht daran gelegen sein, dass alles läuft wie am Schnürchen? Wir wissen doch alle, was für ein Perfektionist er ist. Aber wir beide können schwerlich die gesamte Belegschaft des Restaurants ersetzen. Nach der Menge an Lebensmitteln zu urteilen, die ich heute nach Kenwood gebracht habe, rechnet er offenbar mit ziemlich vielen Leuten.«
    Ich hatte mich bemüht, ihn möglichst unauffällig

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