Die Botschaft des Panergon
Naivsten bekannt sein, daß Panergon über mehr als vier Fahrzeuge verfügte. Blieben Lebenszeichen von Taoso und seinen Begleitern aus, so konnte es nicht lange dauern, bis Panergon neue Schiffe entsenden und nach den Vermißten suchen würde. Stellte sich dann heraus, daß die Union sich eines schweren Vertrauensbruchs schuldig gemacht hatte, konnte die Vergeltung nicht ausbleiben, sie würde, nach den Machtmitteln des Panergon zu urteilen, vielleicht vernichtend ausfallen.
Ein Eindringen in die Union war nicht möglich, wenn man sich nicht zum Krieg entschließen wollte. In einem Gefühl der Ohnmacht, das man sich nur widerwillig eingestand, beschränkte man sich notgedrungen auf die Übergabe weiterer Noten, die von der Union mit großer, ja fast ironisch wirkender Höflichkeit beantwortet wurden, die aber in der Sache keinerlei Veränderungen herbeizuführen vermochten.
Das mußte man in erster Linie erfahren: Wie stand es um die Männer des Panergon?
Waren sie wirklich krank? Oder waren sie Gefangene?
Die letzte Note der Union hatte versichert, daß eine leichte Besserung im Befind en einiger der Panergeten eingetreten sei, die es ihnen gestattet, sich ab und zu von der Unversehrtheit und Sicherheit ihrer Fahrzeuge zu überzeugen.
Filmaufnahmen, deren Übernahme in die filmische Tagesschau einiger führender Unternehmen in Staaten der UN die Union gestattete, schienen zu beweisen, daß die Angaben der Union auf Wahrheit beruhten. Man sah Taoso in Begleitung von Repräsentanten der Union auf dem Wege zu „Panergon 37“, man sah ihn die Laufbahn emporgehen und mit einigen Vertretern der Union das Weltraumschiff betreten. Die Fachwelt erkannte in zweien von ihnen die auch in den UN hinreichend bekannten Wissenschaftler Professor Alosha und Professor Abdullah, man sah eine gleiche Szene, nur daß in dieser statt Taoso inmitten der Union-Vertreter der schlanke Atiro zu erblicken war.
Beide, Taoso und Atiro, zeigten einen müden Gesichtsausdruck, ihr Gang entbehrte der Elastizität, die man bewundert hatte, aber war das nicht hinreichend durch ihre Krankheit erklärt?
Einmal hatte man im Funk und Telesender der Union Taoso gesehen und einige Worte sprechen hören, daß er und seine Gefährten hofften, wieder bald genesen zu sein, daß sie von Gefühlen des Dankes der Union gegenüber bewegt seien, die alles tue, ihnen den erzwungenen Aufenthalt so leicht wie möglich zu machen.
Malcolm Turner, Chef des UN-Geheimdienstes, ließ sich soeben diese Aufnahmen noch einmal vorführen. Er saß schweigend, leicht vornüber geneigt; die blauen Augen in dem schmalen Gesicht verfolgten jede Phase des Bildablaufes mit angespannter Aufmerksamkeit.
„Noch einmal, langsamer!“ ordnete er an.
. Wieder sah man Taoso, seine Züge waren seltsam unbewegt, die Stimme war schwach und arm im Ausdruck.
„Vergrößerung!“ befahl Turner, „nur Hände, dann Augen! – Achten Sie besonders auf die Augen, Doc!“ sagte er, sich an Dr. Robert Manville wendend, der an seiner Seite saß.
„Nun, was halten Sie davon?“ fragte Turner nach Schluß der Vorführung seinen medizinischen Experten.
„Eine zuverlässige Diagnose ist nicht möglich, ein Bild ist kein Leben“, sagte der grauhaarige Arzt entschieden. „Das vorausgeschickt, möchte ich doch immerhin der Ansicht Ausdruck geben, daß die glasige Starre der Augen, die Mattigkeit und die Weitung der Pupillen auf den Einfluß einer Droge deuten könnten. Die Willenlosigkeit in der Handhaltung, das schlaffe, unbewegliche Herabhängen der Finger, weist in die gleiche Richtung. Aber da das Visuelle nicht durch eine körperliche Untersuchung ergänzt werden kann, ist ein Urteil nur unter starkem Vorbehalt möglich. Das gerade deshalb, weil die Aufnahme in ungünstigem Licht erfolgt und daher einigermaßen unscharf ist.“
„Es war das Licht, das man als günstig brauchte“, bemerkte Turner. „Wie oft haben mir Menschen gegenübergesessen, die unter dem Einfluß solcher Drogen standen. Taosos Augen haben den gleichen Ausdruck der Hilflosigkeit und Verzweiflung, den ich oft bei Personen gesehen habe, die dem Zwang der Droge unterworfen wurden und sich gegen sie im Bewußtsein ihrer Unschuld auflehnten.“
„Und was soll geschehen?“
„Ich arbeite daran, mehr kann ich zur Stunde nicht sagen.“ Turner erhob sich, sein Blick glitt über die versammelten Mitarbeiter.
„Lister, Mater, Guennel, le Blanc, van Haalen, kommen Sie mit mir, ich habe Arbeit für Sie!“
Er ging,
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