Die Bourne-Identität
einen Brandy, Monsieur Briggs?«
»>Merci bien.« Bourne hielt ihr sein Glas hin; sie nahm es und trat an die Bar. Jason wußte, daß die Zeit für das, was er vorhatte, noch nicht gekommen war. Erst mußte er sich von seinem Geld getrennt haben. Aber er konnte sich weiter bemühen, die Mitinhaberin von >Les Classiques< für sich einzunehmen. »Dieser Bergeron«, sagte er, »arbeitet er ausschließlich für Ihr Geschäft?«
Madame Lavier drehte das Glas in der Hand. »Ja. Wir sind hier eine kleine Familie.«
Bourne nahm den Brandy entgegen, nickte dankend und setzte sich in den Lehnstuhl vor dem Schreibtisch.
Die hochgewachsene, hagere Angestellte, die ihn unten im Laden angesprochen hatte, kam mit einem Quittungsblock ins Zimmer. Schnelle Anweisungen wurden erteilt, Beträge eingetragen, die Kleider der Reihe nach auf einen Stuhl gelegt, während der Quittungsblock von einer Hand zur anderen wanderte. Schließlich hielt Madame Lavier Jason die komplette Rechnung hin. »Bitte, Monsieur«, sagte sie, »überprüfen Sie.«
Bourne schüttelte den Kopf. »Schon gut. Wie hoch ist der Betrag?« fragte er.
»Zwanzigtausendeinhundert Franc, Monsieur«, antwortete die Partnerin von >Les Classiques< und wartete auf seine Reaktion.
Jason zog ungerührt die Geldscheine aus der Brieftasche und reichte sie ihr. Sie nickte und gab sie der schlanken Verkäuferin, die mit den Kleidern aus dem Büro stelzte.
»Alles wird eingepackt und mit Ihrem Wechselgeld hierher gebracht werden.« Sie trat an ihren Schreibtisch und setzte sich. »Sie reisen also jetzt nach Ferrat. Dort ist es bestimmt sehr schön.«
Er hatte bezahlt; die Zeit war jetzt da. »Ich habe noch eine Nacht in Paris, ehe ich in den Kindergarten zurückkehre«, sagte Jason und hob sein Glas, wie um sich selbst zu verspotten.
»Ja, Sie erwähnten, daß Ihre Freundin sehr jung ist.«
»Ein Kind, habe ich gesagt, und das ist sie. Sie ist eine gute Gefährtin, aber ich glaube, daß ich die Gesellschaft reiferer Frauen vorziehe.«
»Sie müssen sie sehr gerne mögen«, wandte die Frau ein, von seinen Worten geschmeichelt und betastete ihr perfekt frisiertes Haar.
»Sie kaufen ihr so reizende und offen gestanden sehr teure Dinge.«
»Ein geringer Preis, wenn man bedenkt, was sie tun könnte.«
»Wirklich?«
»Sie ist meine Frau, meine dritte, um genau zu sein, und auf den Bahamas ist es sehr wichtig, daß man den Schein wahrt. Aber das ist wohl überall das gleiche. Mein Leben ist ganz in Ordnung.«
»Sicher ist es das, Monsieur.«
»Weil wir gerade von den Bahamas sprechen, da ist mir vor ein paar Minuten etwas in den Sinn gekommen, deshalb habe ich sie wegen Bergeron gefragt.«
»Was denn?«
»Sie halten mich vielleicht für ungestüm; aber ich versichere Ihnen, daß ich das nicht bin. Wenn mir etwas in den Sinn kommt, muß ich das gleich untersuchen. Da Bergeron exklusiv für Sie arbeitet - haben Sie eigentlich je daran gedacht, eine Filiale auf den Inseln zu eröffnen?«
»Auf den Bahamas?«
»Ja, und auf anderen Inseln in der Karibik.«
»Monsieur, der Laden allein hier ist oft schon mehr, als wir schaffen können.«
»Nicht in Eigenregie, meinte ich. Ich dachte an Konzession für exclusive Modelle, an eine Zusammenarbeit mit Geschäftsleuten auf Provisionsbasis.«
»Dazu gehört beträchtliches Kapital, Monsieur Briggs.«
»Nur für den Anfang, um ins Geschäft zu kommen. In den besseren Hotels und Clubs hängt es normalerweise davon ab, wie gut man die Direktion kennt.«
»Und zu denen haben Sie gute Beziehungen?«
»Sehr gute sogar. Wie gesagt, das war nur so eine Idee, aber ich glaube, es lohnt sich, darüber nachzudenken. Ihre Etiketts würden viel Prestige haben: >Les Classiques< - Paris, Bahamas ... Caneel Bay, vielleicht.« Bourne leerte sein Glas. »Aber wahrscheinlich halten Sie mich für verrückt. Betrachten Sie es nur so als dahingeredet ... obwohl ich schon manchmal ein paar Dollar mit spontanen Einfallen verdient habe, die auch nicht ohne Risiken waren.«
»Risiken?« Jacqueline Lavier griff sich wieder ins Haar.
»Ich verschenke Ideen nicht, Madame. Gewöhnlich verwirkliche ich sie selber.«
»Ich verstehe. Die Idee klingt schon verlockend.«
»Das denke ich auch. In dem Zusammenhang würde mich natürlich Ihre schriftliche Vereinbarung mit Bergeron interessieren.«
»Die könnte ich Ihnen zeigen, Monsieur.«
»Fein. Wenn Sie Zeit haben, konnten wir uns ja beim Dinner weiter darüber unterhalten. Heute ist mein einziger Abend
Weitere Kostenlose Bücher