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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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selten hier«, sagte Bourne. »Die Kleider werden nur für Sie angefertigt?«
    »O ja. Entworfen hat sie der Modeschöpfer René Bergeron. Ich bin sicher, daß Sie schon von ihm gehört haben.«
    Jason runzelte die Stirn. »Ja, das habe ich. Er genießt hohen Respekt, aber der große Durchbruch ist ihm bisher noch nicht gelungen, oder?«
    »Das kommt noch, Monsieur. Sein Ruf wächst von Kollektion zu Kollektion. Vor einigen Jahren hat er für St. Laurent gearbeitet, danach für Givenchy. Manche sagen, daß er viel mehr getan hat als nur die Schnitte angefertigt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Das ist nicht schwer.«
    »Und wie die miese Konkurrenz versuchte, ihn in den Hintergrund zu drängen! Richtig übel ist das! Er betet Frauen an; er schmeichelt ihnen mit seiner Mode und macht keine kleinen Jungen aus ihnen. Sie wissen, was ich meine?«
    »Absolut.«
    »Eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, wird er in der ganzen Welt berühmt sein.«
    »Sie sprechen sehr überzeugt. Ich nehme diese drei. Die haben doch etwa Größe zwölf?«
    »Vierzehn, Monsieur. Wir ändern sie natürlich.«
    »Ich fürchte, die Zeit habe ich nicht, aber in Cap-Ferrat gibt es doch sicher gute Schneider.«
    »Naturellement«, räumte die Frau schnell ein.
    »Und dann ...« Bourne zögerte und runzelte wieder die Stirn. »Weil ich schon mal hier bin, könnten Sie mir, um mir Zeit zu sparen, noch ein paar andere Sachen in einem ähnlichen Stil aussuchen?«
    »Sehr gern, Monsieur.«
    »Danke, das ist sehr liebenswürdig. Ich hatte einen langen Flug von den Bahamas und bin sehr erschöpft.«
    »Würden Monsieur sich gerne setzen?«
    »Offen gestanden, ich würde gerne einen Drink nehmen.«
    »Das läßt sich natürlich arrangieren. Die Rechnung, Monsieur ... «
    »Ich zahle in bar, denke ich«, sagte Jason, wohl wissend, daß diese Zahlungsweise der Geschäftsführerin von >Les Classiques< am sympathischsten sein würde. »Mit Schecks ist das immer so eine Sache, nicht wahr?«
    »Sie sind so klug, wie Sie wählerisch sind.« Das starre Lächeln ließ die Maske wieder aufspringen, ohne daß die Augen sich dabei veränderten. »Was den Drink angeht, warum nehmen Sie ihn nicht in meinem Büro? Dort sind Sie ganz für sich; Sie können sich entspannen, und ich bringe Ihnen eine Auswahl.«
    »Ausgezeichnet!«
    »Welche Preislage, Monsieur?«
    »Suchen Sie das Beste aus, Madame.«
    »Natürlich!« Eine schmale weiße Hand streckte sich ihm entgegen. »Ich bin Jacqueline Lavier, Mitinhaberin von >Les Classiques<.«
    Bourne nahm die Hand, ohne einen Namen zu nennen. Vielleicht folgte der in weniger öffentlicher Umgebung, schien sein Gesicht auszudrücken, aber nicht im Augenblick. »Ihr Büro? Meines ist ein paar tausend Meilen von hier entfernt.«
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Monsieur.« Erneut flackerte das starre Lächeln auf. Madame Lavier wies zur Treppe.
    Jason war überzeugt, daß die Frau neben ihm die Befehle zum Mord, die ein gesichtsloser Mann erteilt hatte, der absoluten Gehorsam forderte, weitergeleitet hatte. Und doch gab es nicht den geringsten Hinweis, daß auch nur eine Strähne ihres perfekt frisierten Haares von nervösen Fingern in Unordnung gebracht worden war, keine Blässe auf der gemeißelten Maske, die auf Angst schließen ließe. Ein Teil einer Gleichung fehlte ... dafür war eine andere bestätigt worden, was ihn sehr beunruhigte.
    Er selbst war ein Chamäleon. Die Scharade hatte ihren Zweck erfüllt; er befand sich im Lager des Feindes, überzeugt, daß man ihn nicht erkannt hatte. Dies war nicht das erste Mal, daß er solche Dinge tat. Er war ein Mann, der durch einen ihm unbekannten Dschungel rannte - und trotzdem fand er instinktiv seinen Weg, wußte, wo die Fallen lagen und wie man ihnen auswich. Das Chamäleon war ein Experte.
    Während sie die Treppe hinaufgingen, sprach der konservativ gekleidete Mann in mittleren Jahren, der die Telefonanlage bediente, leise in ein Mikrophon und nickte fast müde mit dem grauhaarigen Kopf, als wolle er den Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung davon überzeugen, daß ihre Welt so beschaulich und ruhig war, wie sie sein sollte.
    Bourne blieb auf der siebten Stufe stehen, er tat es unwillkürlich. Der Kopf des Mannes, die Form seiner Backenknochen, das lichter werdende graue Haar, die Art und Weise, wie es sich über das Ohr legte - all das verriet ihm, daß er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Irgendwo. In jener Vergangenheit, an die er sich nicht

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