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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die seit drei Jahren in ganz Europa mit großem personellen Aufwand läuft. Alles dreht sich um einen Mörder, dessen >Erfolgsliste< atemberaubend ist. Stimmt das im wesentlichen?«
    »Nur weiter«, erwiderte Abbott leise und hielt seine Pfeife fest. »Wie lautet Ihre Frage?«
    »Wer ist er? Wer, zum Teufel, ist dieser Cain?«

16.
    Das Schweigen dauerte exakt fünf Sekunden, und während dieser Zeit musterten Augenpaare andere Augenpaare. Einige räusperten sich, und niemand bewegte sich auf seinem Stuhl. Es war, als sollte eine Entscheidung ohne Diskussion getroffen werden. Der Kongreßabgeordnete Efrem Walters, aus dem US-Staat Tennessee, Absolvent der Yale-Universität, ließ sich jedoch nicht mit allgemeinen Umschreibungen abspeisen. Mit schönen Worten war bei ihm nichts zu erreichen.
    David Abbott legte seine Pfeife auf den Tisch, und das leise Klappern klang wie eine Ouvertüre zu seinen Worten. »Je weniger ein Mann wie Cain in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät, desto besser ist es für alle.«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Walters. »Aber ich vermute, Sie wollen noch fortfahren.«
    »Richtig. Er ist ein berufsmäßiger Killer, der alle Mordmethoden beherrscht, und politische oder persönliche Motive sind für ihn ohne Belang. Er ist ein Geschäftsmann, der ausschließlich ein Ziel verfolgt: Geld zu machen. Und je größer sein Ruf ist, desto mehr kann er für seine Dienste kassieren.«
    Der Kongreßabgeordnete nickte. »Sie wollen also diesen Ruf nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen, damit er möglichst wenig Propaganda bekommt.«
    »Richtig. Es gibt auf dieser Welt zu viele Irre mit zu vielen echten oder eingebildeten Feinden, die leicht Kunden von Cain werden könnten, wenn sie von ihm wüßten. Unglücklicherweise sind das ohnehin schon mehr geworden, als uns lieb ist; bis zur Stunde kann man achtunddreißig Morde unmittelbar Cain zuschreiben und weitere zwölf bis fünfzehn mit einiger Wahrscheinlichkeit.«
    »Und das ist seine >Referenzliste    »Ja. Und wir sind dabei, die Schlacht zu verlieren. Mit jedem neuen Mord wird sein Ruf weiter verbreitet.«
    »Eine Weile war es still um ihn«, sagte Knowlton vom CIA. »Ein paar Monate lang dachten wir, es hätte ihn erwischt. Es gab ein paar Fälle, wo die Mörder selbst eliminiert wurden; wir nahmen an, er wäre einer davon gewesen.«
    »Beispiele«, forderte Walters.
    »Ein Bankier in Madrid, der Bestechungsgelder für die Europolitan Corporation für Regierungsgeschäfte in Afrika abzweigte. Er wurde aus einem fahrenden Auto auf dem Paseo de la Castellana erschossen. Sein Chauffeur und Leibwächter mähte den Fahrer und den Schützen um; eine Zeitlang glaubten wir, bei dem Schützen handle es sich um Cain.«
    »Ich erinnere mich an den Zwischenfall. Wer könnte den Auftrag erteilt haben?«
    »Eine beliebige Anzahl von Firmen«, antwortete Gillette,»die vergoldete Autos und Toilettensitze an Diktatoren verkaufen wollten.«
    »Wer noch?«
    »Scheich Mustafa Kalig in Oman«, sagte Colonel Manning.
    »Es hieß doch, er sei bei einem gescheiterten Putschversuch getötet worden.«
    »Stimmt nicht«, fuhr der Offizier fort. »Es gab gar keinen Putschversuch. G-Zwo-Informanten haben das bestätigt. Kalig war unpopulär. Mit dem angeblichen Putschversuch sollte seine Ermordung getarnt werden. Mitglieder des Offizierskorps wurden hingerichtet, um die Lüge glaubhaft erscheinen zu lassen. Eine Weile dachten wir, einer von ihnen sei Cain; der Zeitpunkt hätte gepaßt.«
    »Wer würde Cain für die Ermordung Kaligs bezahlen?«
    »Die Frage haben wir uns auch immer wieder gestellt«, sagte Manning. »Auf die einzig mögliche Antwort brachte uns ein Informant, der behauptete, Cain hätte die Tat begangen, einfach um zu beweisen, daß sie möglich war. Ihm möglich. Wenn Ölscheichs auf Reisen gehen, sind sie besser bewacht als sonst jemand auf der ganzen Welt.«
    »Es gibt noch einige Dutzend weiterer Beispiele«, fügte Knowlton hinzu. »Darunter solche, bei denen in höchstem Grad geschützte Persönlichkeiten getötet wurden, und bei denen unsere Gewährsleute Cain als Täter nannten.«
    »Ich verstehe.« Der Kongreßabgeordnete nahm das Blatt, das sich mit den Vorgängen in Zürich betaßte, in die Hand. »Aber nach dem, was ich bisher gehört habe, wissen Sie nicht, wer er ist.«
    »Keine zwei Beschreibungen gleichen einander«, warf Abbott ein. »Cain versteht es offensichtlich meisterhaft, sich immer wieder ein neues Gesicht zu

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