Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
geben.«
    »Und doch haben Ihre Gewährsleute, die Informanten, ihn gesehen, mit ihm gesprochen. Sie haben sie doch bestimmt verhört und nach ihren Angaben eine Phantomzeichnung angefertigt - irgend etwas.«
    »Eine ganze Menge haben wir«, erwiderte Abbott, »aber dazu gehört keine detaillierte Beschreibung. Zunächst einmal läßt sich Cain nie bei Tageslicht blicken. Er hält seine Besprechungen in der Nacht ab, in abgedunkelten Räumen oder in finsteren Gassen. Wenn er je mit mehr als einer Person gleichzeitig gesprochen hat - als Cain - wissen wir davon nichts. Man hat uns gesagt, er würde bei der Unterhaltung nie stehen, immer sitzen - und das nur in schwach beleuchteten Restaurants oder auf einem Stuhl in einer Ecke oder in einem geparkten Wagen. Manchmal trägt er eine dunkle Brille, manchmal keine; bei einem Treffen hat er dunkles Haar, bei einem anderen weißes oder rotes oder trägt einen Hut.«
    »Sprache?«
    »Jetzt kommen wir der Sache näher«, sagte der CIADirektor, der offenbar großen Wert darauf legte, die gute Arbeit seiner Organisation ins rechte Licht zu rücken. »Englisch und Französisch beherrscht er fließend und ein paar orientalische Dialekte.«
    »Was für Dialekte? Wäre da nicht zuerst eine Sprache zu erwähnen?«
    »Natürlich. Vietnamesisch.«
    »Vietnamesisch«, wiederholte Walters gedehnt und beugte sich vor. »Warum habe ich jetzt das Gefühl, daß ich damit auf etwas gestoßen bin, das Sie mir besser nicht gesagt hätten?«
    »Weil Sie sich wahrscheinlich recht gut auf die Kunst des Kreuzverhörs verstehen.«
    »Nun, passabel, würde ich sagen.«
    »Wir wissen, woher Cain ursprünglich kam«, meldete sich Gillette zu Wort, und seine Augen musterten David Abbott kurze Zeit ganz seltsam.
    »Woher?«
    »Aus Südostasien«, antwortete Manning. »Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, hat er sich die Dialekte, die man im Bergland an der kambodschanischen und laotischen Grenze spricht, hinreichend angeeignet, um sich verständigen zu können. Ebenso auch die von Nordvietnam. Wir nehmen das zunächst nur als Fakten auf - aber es paßt.«
    »Paßt wozu?«
    »Zur Operation Medusa.« Der Oberst griff nach einem schmalen Koffer, der links von ihm lag. Er öffnete ihn, entnahm ihm einen Ordner und legte ihn vor sich auf den Tisch. »Das ist die Akte Cain«, sagte er. »Die anderen Unterlagen im Koffer betreffen die Operation Medusa, genauer gesagt, diejenigen Aspekte, die in irgendeiner Weise Bezug zu Cain haben könnten.«
    Der Mann aus Tennessee lehnte sich in seinem Sessel zurück, wobei sich seine Lippen zu einem zynischen Lächeln formten. »Wissen Sie, meine Herren, eigentlich machen Sie mir mit diesen hochtrabenden Namen richtig Spaß. Übrigens, Medusa klingt wirklich gut; ein wenig geheimnisvoll und höchst gefährlich. Ich kann mir vorstellen, daß Sie in Ihrer Branche einen Kurs in solchen Dingen absolvieren müssen. Weiter, Colonel. Was ist mit der Bezeichnung Medusa gemeint?«
    Manning warf einen kurzen Blick zu David Abbott hinüber und sagte dann: »Während des Vietnam-Krieges, Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, bildete man aus amerikanischen, französischen, britischen, australischen und eingeborenen Freiwilligen Einsatzkommandos, die in Gebieten operieren sollten, die von den Nordvietnamesen besetzt waren. Ihr Auftrag bestand in erster Linie darin, die feindlichen Verbindungs- und Versorgungslinien zu stören, Gefangenenlager ausfindig zu machen und nicht zuletzt auch die Dorfältesten zu töten, von denen man wußte, daß sie mit den Kommunisten kooperierten.«
    »Es war ein Krieg im Krieg«, erläuterte Knowlton weiter. »Unglücklicherweise machte die rassische Eigenart und das Sprachproblem diese Operation so gefährlich, daß man überhaupt froh war, Freiwillige zu bekommen. Deshalb war die Wahl unter den Angehörigen westlicher Nationen nicht immer so sorgsam, wie es vielleicht hätte sein können.«
    »Diesen Teams«, fuhr der Oberst fort, »gehörten Marineveteranen an, die die Küstenbereiche kannten, oder französische Plantagenbesitzer, die nur bei einem amerikanischen Sieg hoffen konnten, ihr Land zu behalten. Darunter waren auch ehrgeizige amerikanische Offiziere aus der Armee und den zivilen Abwehrorganisationen. Außerdem gab es natürlich, was in solchen Fällen immer unvermeidbar ist, unter ihnen eine erhebliche Anzahl von Kriminellen. Männer, die mit Waffenschmuggel, Drogenhandel, Gold und Diamanten ihr Geld verdienten und ihre Waren

Weitere Kostenlose Bücher