Die Bourne-Identität
ich glaube auch, daß Sie recht haben, General, er ist wieder zerbrochen worden. Er ist nicht mehr Delta. Wir haben einen Mythos geschaffen, der Cain hieß. Nur daß es kein Mythos mehr ist. Das ist jetzt wirklich er.«
»Nach so vielen Monaten ...« Der Senator lehnte sich zurück, und seine Stimme wurde leiser. »Warum ist er zurückgekommen? Von woher?«
»Aus Zürich«, antwortete Crawford. »Webb war in Zürich, und ich glaube, daß er der einzige ist, der ihn hätte zurückhalten können. Und was die Frage nach dem >Warum< angeht, so werden wir das vielleicht nie erfahren, es sei denn, er hat erwartet, uns alle dort vorzufinden.«
»Er weiß nicht, wer wir sind«, protestierte der Senator. »Seine einzigen Kontakte waren der Yachtsegler, seine Frau und David Abbott.«
»Und Webb natürlich«, fügte der General hinzu.
»Natürlich«, nickte der Senator. »Aber nicht bei Treadstone, nicht einmal er.«
»Das hätte nichts ausgemacht«, sagte Conklin und stieß mit seinem Stock auf den Boden. »Er weiß, daß es einen Ausschuß gibt; Webb hat ihm vielleicht gesagt, daß wir alle dort sein würden, hat das angenommen. Eine Menge Fragen warteten auf ihn - über sechs Monate haben wir nichts von ihm gehört, ein paar Millionen Dollar sind verschwunden. Er könnte uns beseitigen und verschwinden. Ohne Spuren.«
»Warum sind Sie da so sicher?«
»Erstens, weil er dort war«, erwiderte der Mann von der Abwehr und hob die Stimme. »Wir haben seine Fingerabdrücke auf einem Brandyglas, das nicht einmal ausgetrunken wurde.
Zweitens, es ist eine klassische Falle mit dreihundert Variationen.«
»Würden Sie das erklären?«
»Man bleibt selbst stumm«, unterbrach der General und musterte dabei Conklin, »bis der Feind das nicht mehr länger erträgt und selbst seine Deckung verläßt.«
»Und wir sind zum Feind für ihn geworden?«
»Daran besteht jetzt kein Zweifel mehr«, sagte der Marineoffizier. »Aus welchen Gründen auch immer - Delta hat eine Kehrtwendung vollzogen. Das wäre nicht das erste Mal, daß so etwas passiert - Gott sei Dank geschieht es nicht oft. Wir wissen, was zu tun ist.«
Wieder beugte sich der Senator auf der Couch vor. »Was werden Sie tun?«
»Seine Fotografie ist nie in Umlauf gebracht worden«, erklärte Crawford. »Das werden wir jetzt tun. Jede Station, jeder Lauschposten, jeder Gewährsmann und jeder Informant, den wir besitzen, erhält ein Foto. Irgendwohin muß er gehen, und er wird mit einem Ort beginnen, den er kennt, und wäre es nur, um sich eine neue Identität zu kaufen. Er wird Geld ausgeben; man wird ihn finden. Und wenn das geschehen ist, wird die Anweisung lauten ... «
»Ihn sofort herzubringen?«
»Ihn zu töten«, sagte Conklin einfach. »Einen Mann wie Delta nimmt man nicht gefangen, und man geht auch nicht das Risiko ein, daß eine andere Regierung das tut. Nicht bei den Informationen, die er hat.«
»Das kann ich dem Präsidenten aber nicht sagen. Es gibt Gesetze.«
»Nicht für Delta«, sagte der Agent. »Er steht jenseits der Gesetze. Er ist nicht mehr zu retten.«
»Nicht ... «
»Richtig, Senator«, unterbrach der General. »Nicht mehr zu retten. Ich glaube, Sie wissen, was dieser Satz bedeutet. Sie müssen selbst entscheiden, was Sie dem Präsidenten sagen wollen oder nicht. Es könnte besser sein ... «
»Sie müssen a!!es untersuchen«, sagte der Senator und unterbrach damit den Offizier. »Ich habe letzte Woche mit Abbott gesprochen. Er sagte mir, Maßnahmen seien im Gange, um Delta zu erreichen. Zürich, die Bank, die Benennung von Treadstone; das hängt doch alles damit zusammen, nicht wahr?«
»Ja, und jetzt ist es vorbei«, sagte Crawford. »Wenn Ihnen das Beweismaterial von der Einundsiebzigsten Straße noch nicht reicht, sollte wenigstens das genügen. Delta hat ein klares Signal zur Rückkehr bekommen. Er hat es nicht befolgt. Was wollen Sie noch?«
»Ich will absolut sicher sein.«
»Und ich will, daß er stirbt.« Conklins Worte hatten, obwohl er sie ganz leise ausgesprochen hatte, die gleiche Wirkung wie ein plötzlicher eisiger Windhauch. »Er hat nicht nur sämtliche Regeln gebrochen, die wir uns je selbst gesetzt haben - gleichgültig, welcher Art - sondern er ist abgesunken. Er stinkt. Er ist Cain. Wir haben so oft den Namen Delta gebraucht - nicht einmal Bourne, sondern Delta - und ich glaube, daß wir etwas vergessen haben. Gordon Webb war sein Bruder. Wir müssen ihn finden. Wir müssen ihn töten.«
Buch III
23.
Es war zehn
Weitere Kostenlose Bücher