Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Das haben wir doch hinter uns ... Peter? Ich bete ihn an. Wir haben fast zwei Jahre zusammengelebt, aber es hat nicht funktioniert.«
    »Offenbar nimmt er Ihnen das nicht übel.«
    »Das würde ich ihm auch nicht raten!« sie lachte wieder. »Er ist Abteilungsdirektor und hofft, bald ins Kabinett berufen zu werden. Wenn er nicht brav ist, erzähle ich dem Schatzministerium etwas, was er nicht weiß, und dann ist er wieder ein kleines Licht.«
    »Er schrieb, er würde Sie irgendwann in den nächsten Tagen am Flughafen abholen. Sie sollten ihm besser telegrafieren.«
    »Ja, ich weiß.«
    Über ihre Abreise hatten sie bewußt nicht gesprochen, als wollten sie sich glauben machen, daß die Trennung in weiter Ferne läge. Marie hatte gesagt, sie wolle ihm helfen; er hatte akzeptiert, in der Annahme, sie würde von falscher Dankbarkeit dazu getrieben, ein oder zwei Tage bei ihm zu bleiben. Mehr erwartete er nicht. Alles andere war undenkbar.
    Je länger sie miteinander sprachen oder sich schweigend anblickten, desto wohler begannen sie sich zu fühlen. Gelegentlich verspürten sie das Verlangen, den anderen zu berühren, und sie begriffen beide und zogen sich zurück. Alles andere war undenkbar.
    Und so redeten sie immer wieder über die Ereignisse der Vergangenheit, die voller Brutalität und Schrecken gewesen waren und Marie St. Jacques aus ihrer heilen, geordneten Welt gerissen hatten. Das war zugleich aber auch eine Herausforderung für ihren ordnenden, analytischen Geist, der danach drängte, die Rätsel dieses Mannes, der sein Gedächtnis verloren hatte, zu ergründen. Ihr Suchen und Tasten wurde immer unnachgiebiger, ebenso eindringlich, wie Geoffrey Washburn auf der Ile de Port Noir seinen Patienten befragt hatte. Sie hatte jedoch nicht die Geduld des Arztes; denn sie hatte dafür keine Zeit; das wußte sie, und das trieb sie an den Rand der Hysterie.
    »Wenn Sie die Zeitungen lesen, was fällt Ihnen dann auf?«
    »Das Durcheinander, das Chaos. Aber das scheint überall das gleiche zu sein.«
    »Seien Sie ernst. Was ist Ihnen vertraut?«
    »Fast alles, aber ich kann Ihnen nicht sagen, weshalb.«
    »Nennen Sie ein Beispiel.«
    »Heute morgen habe ich eine Meldung über amerikanische Waffenlieferungen an Griechenland gelesen und von der anschließenden Debatte in den Vereinten Nationen; die Sowjets legten Protest ein. Ich verstehe, was das bedeutet, die machtpolitische Auseinandersetzung im Mittelmeer, die Folgen der Ereignisse im Mittleren Osten.«
    »Noch ein Beispiel.«
    »In einem anderen Artikel wurde davon berichtet, daß die Bonner Regierung in Ost-Berlin Protest eingelegt hat, weil die DDR den Interzonenverkehr behindert hat. Ostblock -westliche Allianz: ich begriff erneut.«
    »Sie verstehen die politischen Zusammenhänge, nicht wahr?«
    »Oder ich bin ganz einfach über die gegenwärtige Weltlage gut informiert. Ich glaube nicht, daß ich jemals Diplomat war. Das hohe Guthaben auf der Gemeinschaftsbank schließt eigentlich eine Beamtentätigkeit aus.«
    »Das ist allerdings richtig. Immerhin sind Sie politisch auf dem laufenden. Wie ist es mit den Landkarten, die ich Ihnen auf Ihren Wunsch hin besorgt habe? Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie sie sich anschauen?«
    »In manchen Fällen lösen Namen von Hotels oder Straßen Bilder aus, so wie in Zürich. Manchmal tauchen auch Gesichter auf, aber nie Namen. Die Gesichter haben keine Namen.«
    »Sie sind weit gereist.« »Ja, ich denke schon.« »Ich weiß, daß Sie viel gereist sind.« »Also gut, dann bin ich eben gereist.«
    »Wie sind Sie gereist? Mit dem Flugzeug oder per Auto? Genauer: Haben Sie Taxis benutzt, oder sind Sie selbst gefahren?«
    »Beides, denke ich. Warum fragen Sie danach?« »Nun, Flugzeuge würden bedeuten, daß Sie größere Entfernungen zurückgelegt haben. Hat man Sie abgeholt? Gibt es Gesichter auf Flughäfen oder in Hotels?« »Straßen«, antwortete er unwillkürlich. »Warum Straßen?«
    »Ich weiß nicht. Gesichter sind mir in den Straßen begegnet ... und an ruhigen Orten, finsteren Orten.« »Waren das Restaurants oder Cafés?« »Ja. Und Zimmer.« »Hotelzimmer?« »Ja.«
    »Nicht Büros von irgendwelchen Firmen?«
    »Manchmal. Aber eigentlich nur selten.«
    »Also gut. Leute sind Ihnen begegnet. Männer? Frauen?«
    »Hauptsächlich Männer. Einige Frauen.«
    »Worüber haben Sie geredet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern.«
    »Das kann ich nicht. Da sind keine Stimmen, keine Worte.« »Sie trafen sich

Weitere Kostenlose Bücher