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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nichts war ungewöhnlich.
    Und doch - irgendwo mußte es hier eine Person geben, die nicht nur Carlos' Vertrauen besaß, sondern auch autorisiert war, drei Killer einzusetzen. Eine Frau ...
    Da sah er sie; sie mußte es sein. Sie kam die teppichbelegte Freitreppe herunter, eine hochgewachsene, eindrucksvolle Frau mit einem Gesicht, das sich durch eine dicke Schicht Make-up in eine starre Maske verwandelt hatte. Sie wurde von einem gertenschlanken Angestellten aufgehalten, der ihr einen Verkaufsbeleg hinhielt; sie warf einen Blick darauf und sah dann hinunter auf den Verkaufstresen für Schmuck, vor dem ein nervöser Mann in mittleren Jahren stand. Der Blick war kurz, aber eindeutig. Was er ausdrückte, war ebenso klar: Also gut, mon ami, nimm die Klunker mit, aber bezahle deine Rechnung bald, sonst könnte es das nächste Mal peinlich für dich werden. Oder noch schlimmer: ich könnte deine Frau anrufen. Im Bruchteil einer Sekunde war der Tadel verflogen; ein Lächeln, so falsch wie es breit war, brach die Maske auf, und die Frau nahm mit einem Kopfnicken den Stift, den der Angestellte ihr hinhielt, und zeichnete schwungvoll den Beleg ab. Dann setzte sie ihren Weg die Treppe herunter fort, gefolgt von dem Angestellten, der sich im Gespräch zu ihr neigte. Es war offensichtlich, daß er ihr schmeichelte; sie blieb auf der untersten Stufe stehen, drehte sich herum, griff sich in das von hellen Strähnen durchzogene dunkle Haar und tippte, wie um sich für das Kompliment zu bedanken, mit dem Zeigefinger auf sein Handgelenk.
    In den Augen der Frau war wenig Gelassenheit. Sie waren so wach wie das Paar Augen, das Bourne hinter goldgeränderten Brillengläsern in Zürich gesehen hatte.
    Instinktiv fühlte er, daß sein Ziel sie war; blieb nur noch die Frage, wie er den Kontakt mit ihr finden sollte! Die ersten Schritte durften weder zu auffällig noch zu zaghaft sein. Geschickt mußte er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sie mußte zu ihm kommen.
    Die nächsten paar Minuten erstaunten Jason, das heißt, er staunte über sich selbst. Ihn verblüffte die Leichtigkeit, mit der er in eine Rolle hineinschlüpfte, die ganz anders war als er selbst - so wie er sich kannte. Wo er noch vor Minuten nur Beschauer gewesen war, fing er jetzt an, den kritischen Kunden zu spielen. Er zog Blusen aus den Regalen, hielt die Stoffe ans Licht, musterte die Nähte, untersuchte Knöpfe und Knopflöcher, fuhr mit den Fingern über Kragen und hob sie hoch. Er war ein Kenner guter Kleidung, ein versierter Käufer, der wußte, was er wollte, und schnell das abtat, was nicht seinem Geschmack entsprach. Das einzige, worauf er nicht achtete, waren die Preisschilder - sie waren offensichtlich völlig nebensächlich für ihn.
    Eben diese Tatsache erweckte das Interesse der stattlichen Frau, die immer wieder in seine Richtung schaute. Eine Verkäuferin tänzelte mit ihrem konkav geformten Körper auf ihn zu, um ihm behilflich zu sein. Er lächelte höflich und sagte, er zöge es vor, selbst herumzustöbern. Weniger als eine halbe Minute später stand er hinter drei Verkaufspuppen, die mit den teuersten Modellen drapiert waren, die im >Les Classiques< ausgestellt wurden. Er hob die Brauen, schob dann billigend die Lippen vor und spähte zwischen den Plastikfiguren zu der Frau hinter dem Tresen hinüber. Sie flüsterte der Verkäuferin, die ihn angesprochen hatte, etwas zu; das ehemalige Mannequin schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern.
    Bourne stand mit verschränkten Armen da, blies die Backen auf und ließ langsam den Atem zwischen den Lippen entweichen, während sein Blick zwischen den drei Puppen hin und her wanderte; er war unsicher, ein Mann, der im Begriffe war, seine Entscheidung zu treffen. Und ein potentieller Kunde in dieser Lage, dazu einer, der nicht auf Preisschilder achtete, brauchte Hilfe von der cleversten Person in seiner Umgebung. Die arrogant wirkende Frau schob sich die Frisur zurecht und kam mit wiegendem Schritt auf ihn zu.
    »Ich sehe, Sie sind bei den besseren Stücken angelangt, Monsieur«, sagte die Frau auf Englisch, was auf einen geschulten Blick schließen ließ.
    »Das hoffe ich«, erwiderte Jason. »Sie haben eine interessante Kollektion, aber man muß ja wählerisch sein, nicht wahr?«
    »Das zeichnet immer den aus, der das Besondere sucht, Monsieur. Alle unsere Modelle sind exklusiv.«
    »Das sagt gar nichts, Madame.«
    »Ah, Sie sprechen Französisch?«
    »Ein wenig.«
    »Sind Sie Amerikaner?«
    »Ich bin

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