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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nichts passierte.
    »Was ist mit den Beinen?«
    Nichts. Er kniff sie in den Oberschenkel. »Spürst du das?«
    »Was … was hast du gemacht?«
    Sie war gelähmt. Zumindest einer der Glasspeere hatte die Nerven im Rückenmark durchtrennt. Und der andere? Er versuchte zu erkennen, wie tief die Scherben eingedrungen waren. Es waren große Stücke, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang, und sie steckten tief im Rücken. Er erinnerte sich, wie Tracy sich weggedreht hatte, als die Kugel aus Jewsens Waffe in die schwere Glasschüssel einschlug. Das Projektil hatte die Schüssel in eine Splitterbombe verwandelt, und Tracy war von zwei der Geschosse aufgespießt worden.
    Das Donnern der halbautomatischen Gewehre war nun schon sehr nah, wenn auch nicht mehr so intensiv.
    »Ich muss dich ins Krankenhaus bringen«, sagte Bourne, doch als er sie aus ihrer halb sitzenden Position hochheben wollte, erbrach sie Blut, und er setzte sie wieder hin und hielt sie in den Armen.
    »Ich gehe nirgendwohin.«
    »Ich lass dich nicht …«
    »Ich weiß es … und du auch.« Tracys Augen waren blutunterlaufen und von dunklen Ringen umrahmt. »Ich will nicht allein sein, Jason.«
    Er hielt sie fest, und sie ließ sich gegen ihn sinken. »Warum nennst du mich so?«
    »Ja, ich kenne deinen richtigen Namen, ich hab ihn von Anfang an gekannt. Es war kein Zufall, dass wir uns begegnet sind. Nein, sei still«, fügte sie hinzu. »Ich muss dir ein paar Dinge sagen, und mir bleibt nicht viel Zeit.« Sie leckte sich über ihre blutigen Lippen. »Arkadin hat mich angeheuert, damit ich dich hierherlocke. Nikolaj Jewsen, der Mann, den du da getötet hast, hat mir gesagt, dass Arkadin in Bergkarabach ist … warum, weiß ich nicht, aber er ist dort.«
    Sie hatte also für Arkadin gearbeitet. Bourne schüttelte grimmig den Kopf angesichts der Tatsache, wie raffiniert man ihn in die Falle gelockt hatte. Er sollte zuerst Verdacht gegen sie schöpfen und dann eine absolut plausible Erklärung bekommen, warum sie ihn wegen des Goya-Bildes belogen hatte. Danach hatte er ihr dummerweise vertraut. Er sah Arkadins Hand im Hintergrund die Fäden ziehen, und eine gewisse Bewunderung mischte sich in seinen Zorn auf sich selbst.
    Tracys blutunterlaufene Augen weiteten sich. »Jason!«
    Ihr Atem wurde flach und abgehackt. Sie versuchte zu lächeln. »In so einem Moment ist es vorbei … mit unseren Geheimnissen.«
    Er legte zwei Finger an ihre Halsschlagader. Ihr Puls war schwach und unregelmäßig. Es ging zu Ende. Er musste an ihr Gespräch vom Vorabend denken – Ich frage mich, warum Menschen überhaupt glauben, dass sie lügen müssen , hatte sie gesagt –, und er wusste jetzt, dass sie ihm in diesem Moment gern alles gesagt hätte. Wär’s denn so schlimm, wenn alle einfach nur die Wahrheit sagen würden? Das ganze Gespräch hatte sich um ihr Doppelleben gedreht und ihre Unfähigkeit, es ihm zu beichten. Was ist mit Ihnen? , hatte sie ihn gefragt. Macht es Ihnen etwas aus, allein zu sein?
    Er bemühte sich, die ganze Situation zu verstehen – sie zu verstehen –, doch der Mensch war einfach zu kompliziert, um sich mit ein paar Gedanken zusammenfassen zu lassen. Einmal mehr wurde ihm klar, aus wie vielen Fäden ein Mensch gewoben war – und das galt für Tracy genauso wie für jeden anderen. Vielleicht traf es auf sie sogar besonders zu, weil sie so wie er ein Doppelleben führte. So wie Don Herrera und der Folterknecht war sie ein Teil von Arkadins Spinnennetz; blieb die Frage, was genau ihre Aufgabe war. Er wusste nur, dass sie eine der Schachfiguren in Arkadins Spiel war, und jetzt lag sie sterbend in seinen Armen. Es war offensichtlich, dass sie innerlich zerrissen war angesichts der Rolle, die sie für Arkadin spielte. Sie hatte ihn belogen, aber gestern Abend hatte sie sich offenbar gefragt, ob sie sich dabei nicht auch selbst belogen hatte. Das erinnerte ihn an sein eigenes Dilemma – dass er nicht wusste, wer er wirklich war, dass er zwischen verschiedenen Identitäten hin- und hergerissen wurde und dass er als Folge davon immer wieder Menschen verlor, die in sein Leben traten. Der Tod war immer in seiner Nähe, die andere Seite von Shiva, der gleichzeitig Zerstörung und Erneuerung brachte.
    Plötzlich erschauerte Tracy in seinen Armen, als würde sie zum letzten Mal ausatmen. »Jason, ich will nicht allein sein.«
    Ihre traurigen Worte ließen sein vereistes Herz auftauen. »Du bist nicht allein, Tracy.« Er beugte sich über sie, und seine Lippen

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