Die Bourne Intrige
Studenten, der sein Lehrbuch aufschlägt, um zu arbeiten.
»Nach meinen Informationen ist die NSA im Moment der größte Klient von Black River, in Person des Verteidigungsministers, der beim Präsidenten für sie eingetreten ist.«
Marks sah ihn mit großen Augen an. »Woher wissen Sie das alles?«
Willard lächelte und drehte sein Glas zwischen den Fingern. »Sagen wir mal so – dass ich als Maulwurf in der NSA war, gibt mir einen gewissen Vorsprung, auch gegenüber Ihnen und Ihren Kollegen, Peter.« Er erhob sich, ging an den Nutten vorbei, die ihm beide eine Kusshand zuwarfen. Die Jukebox spielte jetzt Don Henleys »The Boys of Summer«, das dem irischen Tenor während des Singens noch mehr Tränen in die Augen trieb.
Als Willard an den Tisch zurückkam, hatte er eine Flasche Single Malt Whisky in der Hand. Er schenkte sich ein und füllte auch Marks’ Glas. »Eins frage ich mich gerade«, sagte er, »warum haben Sie unsere interessante Information über Noah Perlis und Black River nicht an den Araber weitergegeben?«
»M. Errol Danziger ist der neue DCI «, sagte Marks nachdenklich, »aber ich weiß nicht, ob ich ihm irgendetwas berichten will, vor allem wenn die NSA ihre Hände im Spiel hat. Er ist durch und durch Hallidays Mann.«
Willard nahm einen Schluck von seinem Single Malt. »Was werden Sie jetzt machen? Kündigen?«
Marks schüttelte den Kopf. »Dazu ist mir die CI zu wichtig. Sie ist mein Leben.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Aber ich könnte Sie das Gleiche fragen: Werden Sie kündigen?«
»Sicher nicht.« Willard nippte wieder an seinem Whisky. »Aber ich habe schon vor, meinen eigenen Weg zu gehen.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, erwiderte Marks.
Willards Gesicht wurde sehr nachdenklich – vielleicht als Ausdruck eines inneren Kampfes zwischen seiner Neigung zur Verschwiegenheit und dem Wunsch, jemanden für seine Anliegen zu gewinnen. »Haben Sie Alex Conklin gekannt?«, fragte er schließlich.
»Keiner hat Conklin gekannt – jedenfalls nicht wirklich.«
»Ich schon. Ich sag das nicht, um anzugeben, es ist einfach eine Tatsache. Alex und ich haben zusammengearbeitet. Ich wusste, was er mit Treadstone aufbauen wollte. Ich weiß nicht, ob ich das damals gut fand, aber da war ich noch sehr jung. Ich hatte nicht erlebt, was Alex erlebt hatte. Jedenfalls hat er mir mit der Zeit alle Geheimnisse von Treadstone anvertraut.«
»Ich dachte, die Treadstone-Akten wurden vernichtet.«
Willard nickte. »Der Alte und Alex haben sie in den Reißwolf gesteckt. So heißt es jedenfalls.«
Marks überlegte einen Augenblick. »Wollen Sie damit sagen, dass die Treadstone-Akten noch existieren?«
»So wie Alex nun einmal war, hatte er vorher ein Duplikat gemacht. Nur zwei Leute haben je gewusst, wo die Akten aufbewahrt sind, und einer davon ist tot.«
Marks leerte sein Glas, lehnte sich zurück und sah Willard in die Augen. »Wollen Sie Treadstone neu starten?«
Willard schenkte ihnen beiden nach. »Das ist schon passiert, Peter. Ich möchte Sie fragen, ob Sie bei Treadstone mitmachen wollen.«
»Sie sind sicher nicht länger als achtundvierzig Stunden hier, vielleicht auch erst vierundzwanzig Stunden.« Yusef, Sorayas Agent in Khartum, war ein kleiner Mann mit glänzenden Augen und sehr kleinen Ohren, doch er hörte alles. Er war einer von Typhons Top-Agenten, weil er so schlau und einfallsreich war, Kontakte zu den Jugendlichen und ihrer lebendigen Internetszene zu unterhalten. »Es ist der ungelöschte Kalk, wissen Sie. Diejenigen, die sie hier hineingeworfen haben, wollten, dass sie möglichst spurlos verschwinden, weil der Kalk alles auflöst, sogar Knochen und Zähne.«
Soraya hatte auf der Fahrt vom Flughafen hierher mit Yusef Kontakt aufgenommen und auf Amuns Drängen hin ein Treffen mit ihm vereinbart, obwohl sie verfolgt wurden – ja, in Wahrheit gerade deshalb. »Diese Männer wurden von meinen Feinden geschickt«, hatte Amun im Wagen zu ihr gesagt. »Ich will, dass sie so nah herankommen, dass wir sie uns schnappen können.«
Yusef hatte von einem Jungen aus der Gegend von den toten Männern gehört. Der Junge hatte das Grab entdeckt, als er mit seinen Freunden die alten Festungen der Ansar, der Anhänger des Mahdis, am Nil erkundete; die Festungen hatten im Jahr 1885 dazu gedient, Schiffe und Boote anzugreifen, mit denen die Entsatztruppen für den eingeschlossenen britischen General Gordon und seine erschöpften Männer kamen. Der Junge und seine Freunde lebten im
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