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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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er sich um zwei andere Patienten gleichzeitig.«
    »Ist Ihr Patient gestorben?«
    »Ja, aber nicht an seiner Wunde. Er war schon todkrank, bevor er angeschossen wurde.«
    »Das hat Sie wahrscheinlich ein bisschen getröstet.«
    »Nein, hat es nicht«, erwiderte sie, »eigentlich gar nicht.« Sie warf die letzten gebrauchten Gazetupfer in einen Abfalleimer, dann trug sie die antibiotische Salbe auf und legte ihm einen frischen Verband an. »Sie müssen mir versprechen, dass Sie so etwas nicht wieder machen. Das nächste Mal wird die Blutung stärker sein.« Sie lehnte sich zurück und begutachtete ihre Arbeit. »Ideal wäre, wenn Sie ins Krankenhaus gehen würden, oder wenigstens zu einem Arzt.«
    »Diese Welt ist nun mal nicht ideal«, erwiderte er.
    »Das habe ich auch schon bemerkt.«
    Sie half ihm, sich aufzusetzen. »Wo sind wir?«, fragte er.
    »In einer Wohnung, die mir gehört. Am anderen Ende der Stadt.«
    Er ging zu einem Sessel hinüber und setzte sich vorsichtig hin. Seine Brust fühlte sich an wie aus Blei. Sie pochte wie in einem dumpfen Schmerz, an den er sich aus der fernen Vergangenheit erinnerte. »Haben Sie nicht einen Termin bei Don Fernando Herrera?«
    »Den habe ich verschoben.« Sie sah ihn fragend an. »Ich kann ja schließlich nicht ohne Sie hingehen, Professor Alonzo Pecunia Zuñiga.« Auf einmal lächelte sie. »Ich mag mein Geld zu sehr, um es unnötig auszugeben.«
    Sie stand auf und führte ihn zum Bett zurück. »Aber jetzt brauchen Sie erst mal Ruhe.«
    Er wollte etwas antworten, aber die Augen fielen ihm schon zu. Mit der Dunkelheit kam ein tiefer und friedlicher Schlaf.
    Arkadin scheuchte seine Rekruten einundzwanzig Stunden am Tag durch die öde Landschaft von Bergkarabach. Wenn sie anfingen, im Stehen einzuschlafen, bekamen sie seinen Schlagstock zu spüren. Nie brauchte er einen von ihnen zweimal zu schlagen. Dann schliefen sie, wo immer sie gerade waren, drei Stunden irgendwo auf dem Boden – außer Arkadin, der schon seit Monaten so gut wie überhaupt nicht mehr schlief. Stattdessen kamen Szenen aus der Vergangenheit in ihm hoch, vom Ende seiner Zeit in Nischni Tagil, als ihn Stas Kuzins Männer jagten und er kaum noch eine andere Aussicht hatte, als vielleicht noch ein paar von ihnen zu töten, bevor sie ihn erwischten.
    Er hatte keine Angst vor dem Tod, das wusste er von Anfang an, als er sich in das freiwillige Gefängnis des Kellers zurückzog und sich nur nachts kurz hinauswagte, um etwas zu essen und frisches Wasser zu besorgen. Über ihm herrschte fieberhafte Aktivität, als Kuzins Bande die immer intensivere Suche nach ihm koordinierte. Tage, Wochen und Monate vergingen, in denen Arkadin hoffte, dass sie sich irgendwann mit etwas anderem beschäftigen würden – aber nein, sie nährten ihre Wut auf ihn, die sich bis zur Besessenheit steigerte. Sie würden nicht eher ruhen, als bis sie seine Leiche durch die Straßen schleifen konnten, als warnendes Beispiel für jeden, der vielleicht daran dachte, ihnen in die Quere zu kommen.
    Sogar die Polizei, die ohnehin auf der Gehaltsliste der Bande stand, nahm an der Suche teil. Sie hatte Kuzin und seine Leute immer schon gewähren lassen – aber mittlerweile hatte die Terrorherrschaft der Bande über die Stadt derartige Ausmaße angenommen, dass die Polizeibehörden in anderen Teilen des Landes nur noch Hohn und Spott für ihre Kollegen in der Stadt im Ural übrig hatten, denn anstatt den Kampf gegen die Verbrecher aufzunehmen, kapitulierte die Polizei vor ihren Forderungen. Bald beteiligte sich die ganze Stadt an der Suche nach Arkadin, und es gab keinen Ausweg mehr für ihn.
    In dieser Situation kam Michail Tarkanian, den Arkadin später Mischa nannte, von Moskau nach Nischni Tagil. Er war von seinem Chef Dimitri Maslow geschickt worden, dem Oberhaupt der Kazanskaja, die Geschäfte mit Drogen und Schwarzmarktautos machte. Über seine vielen Augen und Ohren hatte Maslow von Arkadin gehört – von dem Blutbad, das er ganz allein angerichtet hatte, und von der Pattsituation danach. Er wollte, dass Arkadin zu ihm gebracht wurde. »Das Problem«, sagte Maslow zu seinen Leuten, »ist, dass Stas’ Männer ihn nur zu gern in die Finger bekommen würden.« Er §gab ihnen eine Akte mit körnigen Schwarz-Weiß-Überwachungsfotos von Stas’ Leuten mit dem Namen des Betreffenden auf der Rückseite.
    Maslow hätte einfach seinen Vollstrecker Wjatscheslaw Germanowitsch Oserow mit einem Überfallkommando losschicken können, um Arkadin

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