Die Bourne Intrige
Weg. Sie vereinbarten, dass sie sich bei einem Teppichgeschäft im Basar von El Dahar treffen würden, dessen Eigentümer ein guter Freund von Amun war.
Soraya ging hinunter ans Meer und besuchte einen Tauchanbieter nach dem anderen. Sie ging an Bord ihrer Boote, befragte Kapitäne und Mannschaft und sah sich die Logbücher mit den Kunden der vergangenen drei Wochen an. Manchmal musste sie warten, bis die Boote zurück waren. In einigen Fällen war der Eigentümer so nett, sie mit dem Boot zur Tauchstelle zu bringen. Nachdem sie vier Stunden lang immer dieselben Fragen gestellt und dieselben Antworten bekommen hatte, kam ihr die bittere Erkenntnis, dass es hoffnungslos war. Es war wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Selbst wenn die Terroristen wirklich auf diese Weise nach Ägypten gekommen wären, mussten es die Tauchanbieter nicht mitbekommen haben. Andererseits fragte sie sich, wie die Terroristen die große Kiste erklärt hätten, in denen sich die Kowsar-3-Rakete befunden haben musste. Erneut kamen ihr Zweifel an Amuns Geschichte, und sie fragte sich mit einem unguten Gefühl, ob er nicht doch etwas mit dem Abschuss des Flugzeugs zu tun hatte.
Was mache ich eigentlich hier? Was ist, wenn Amun und sein Geheimdienst die wahren Täter sind?
In ihrer Frustration beschloss sie, noch eine letzte Tauchbasis aufzusuchen und dann die Suche abzubrechen, nachdem sie inzwischen acht Anbieter unter die Lupe genommen hatte. Ein grauhaariger Ägypter, der ständig ins Wasser spuckte, fuhr sie zu dem Tauchboot hinaus. Es war extrem heiß, die Sonne brannte ihr auf den Kopf; der einzige Lufthauch kam vom Fahrtwind des Bootes. Selbst durch ihre Sonnenbrille sah in dem grellen Licht alles ausgebleicht aus. Der erfrischende salzige Geruch des Meeres stieg ihr in die Nase. Der enttäuschende Verlauf ihrer Suche hatte sie unaufmerksam werden lassen, sonst hätte sie den jungen Mann mit den dunkelblonden Locken bemerkt, der sich davonstahl, als der Eigentümer der Firma sie der Mannschaft vorstellte. Sie begann mit ihren ewig gleichen Fragen: Ist Ihnen in den vergangenen drei Wochen etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Vielleicht eine Gruppe von Fremden, die sich als Ägypter ausgaben und die in dieser Zeit an Land gingen? Irgendwelche ungewöhnlich großen Pakete oder Kisten? Nein, nein und wieder nein – was hatte sie auch anderes erwartet?
Sie sah den jungen Mann mit dem lockigen Haar nicht, der sich davonschlich, um seine Sachen zu packen, und erst als er über Bord sprang, wurde sie aus ihrer Lethargie gerissen. Sie lief die Bordwand entlang, streifte ihre Handtasche ab, schlüpfte aus den Schuhen und sprang ihm nach. Er trug eine Tauchermaske und eine Sauerstoffflasche, und sie sah ihn schließlich unter ihr im Wasser. Obwohl er keine Flossen trug, tauchte er tief hinunter, in der Annahme, dass sie ihm ohne Ausrüstung nicht folgen konnte.
Doch er täuschte sich, sowohl was ihre Fähigkeiten als auch was ihre Entschlossenheit betraf. Ihr Vater hatte sie an ihrem ersten Geburtstag in ein Schwimmbecken geworfen, sehr zum Entsetzen ihrer Mutter, und er hatte ihr beigebracht, ausdauernd und schnell zu schwimmen, was ihr in der Highschool und im College dazu verhalf, alle möglichen Wettkämpfe zu gewinnen. Sie hätte es vielleicht bis in die Olympiamannschaft geschafft, doch da war sie schon beim Geheimdienst gelandet und hatte wichtigere Dinge zu tun.
Sie tauchte hinunter, doch als sie sich ihm näherte, drehte er sich erschrocken um und hob rasch seine Harpune. Er entsicherte die Waffe, die mit einem Pfeil mit Widerhaken geladen war, doch sie war bei ihm, bevor er abdrücken konnte. Er schlug ihr mit dem Kolben der Waffe gegen die Schläfe, und als sich ihre Hände von ihm lösten, richtete er die Harpune auf ihre Brust.
Bevor er den Abzug drücken konnte, versetzte sie ihm einen wuchtigen Tritt, und der Pfeil schoss an ihr vorbei. Im nächsten Augenblick stürzte sie sich auf ihn. Sie kümmerte sich nicht mehr um die Waffe – sie war nur noch darauf aus, ihm die Tauchermaske herunterzureißen, damit der Kampf ausgeglichen war, denn ihre Lunge brannte schon, und sie wusste, dass sie nicht mehr lange unter Wasser bleiben konnte.
Ihr pochendes Herz zählte die Sekunden herunter, eins, zwei drei, während sie kämpften, bis es ihr schließlich gelang, ihm die Maske herunterzureißen. Das Wasser flutete ihm ins Gesicht, und er drehte sich nach links und rechts, um ihr auszuweichen, doch schließlich
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