Die Bourne Intrige
Tür war verschlossen. Bourne lehnte sich dagegen und benutzte eine Büroklammer, die Tracy in ihrer Handtasche gefunden hatte, um das Schloss zu knacken. Sie schlüpften hinein und schlossen die Tür hinter sich. Die ausgestopften Köpfe von Stieren, die in der Arena getötet worden waren, starrten mit ihren Glasaugen auf sie herunter. Sie gingen an Glaskästen mit prachtvollen Kostümen vorbei, die all die berühmten Matadore seit dem siebzehnten Jahrhundert getragen hatten, als die Arena gebaut worden war. Die gesamte Geschichte des Stierkampfs war in diesen muffigen Räumen dargestellt.
Bourne interessierte sich nicht für die prächtigen Schaustücke; er suchte den Abstellraum und fand ihn schließlich im hinteren Bereich des Museums. Dort ließ er Tracy eine Reinigungsflüssigkeit suchen, mit der sie die Wunde an seinem Rücken behandelte. Der brennende Schmerz nahm ihm den Atem, und er verlor das Bewusstsein.
Als er wieder zu sich kam, spürte er Tracys Hand auf seiner Schulter. Sie schüttelte ihn, was seine Kopfschmerzen noch schlimmer machte.
»Aufwachen!«, sagte sie eindringlich. »Es geht Ihnen ja noch viel schlechter, als ich gedacht habe. Ich muss Sie irgendwie hier rausbringen.«
Er nickte; ihre Worte nahm er nur bruchstückhaft auf, aber er verstand, was sie ihm sagen wollte. Zusammen wankten sie durch das Museum zu dem Eingang, der auf die Straße hinausführte, aber auf der entgegengesetzten Seite vom Haupteingang der Stierkampfarena. Tracy schloss die Tür auf und steckte den Kopf hinaus. Als sie nickte, trat er ins Halbdunkel der Straße hinaus.
Sie musste mit ihrem Handy ein Taxi gerufen haben, denn es dauerte nicht lange, bis sie ihm auf den Rücksitz eines Autos half, sich neben ihn setzte und dem Fahrer eine Adresse nannte.
Als sie losfuhren, drehte sie sich um und schaute durch die Heckscheibe zurück. »Es wimmelt nur so von Polizei in der Maestranza. Was immer Sie getan haben – es hat offenbar einen ziemlichen Aufruhr verursacht.«
Aber Bourne hörte sie gar nicht mehr; er hatte schon wieder das Bewusstsein verloren.
Soraya und Amun Chalthoum kamen kurz vor Mittag in Hurghada an. Aus dem einstigen Fischerdorf war durch ägyptische Initiative und ausländisches Kapital der führende Urlaubsort am Roten Meer geworden. Der Mittelpunkt der Stadt war El Dahar, das älteste Viertel mit dem traditionellen Basar. So wie die meisten ägyptischen Küstenstädte reichte auch Hurghada nicht weit ins Landesinnere, sondern erstreckte sich vor allem entlang der Küste. Das modernere Sekalla-Viertel machte mit seinen vielen billigen Hotels mittlerweile einen ziemlich unansehnlichen Eindruck.
Sie gingen zuerst zu den Fischern – den wenigen, die es seit dem Aufblühen des Tourismus noch gab. Es waren alte Männer mit wettergegerbten Gesichtern, die Hände knotig und schwielig von der Arbeit. Ihre Söhne waren weggegangen, um in irgendeinem klimatisierten Büro oder in einem der Flugzeuge zu arbeiten, die hoch am Himmel über das Land hinwegflogen. Sie waren die Letzten ihrer Art, und sie reagierten mit Misstrauen, wenn wieder einmal Leute auftauchten, die sie überreden wollten, ihnen ihre Anlegeplätze zu überlassen, um den Touristen noch mehr Jet-Skis und Sea-Doos anzubieten. Ihre tief verwurzelte Furcht vor Chalthoum und seinem Geheimdienst drückte sich in kalter Ablehnung aus. Schließlich, so dachten sie sich wahrscheinlich, hatten sie ohnehin nichts mehr zu verlieren, nachdem man ihnen so gut wie alles genommen hatte.
Mit Soraya war es etwas ganz anderes. Ihnen gefiel die sanfte Art, in der sie mit ihnen sprach, aber auch ihr schönes Gesicht und ihre ansehnliche Gestalt. Ihr gaben sie Antwort auf ihre Fragen, obwohl sie betonten, dass es unmöglich sei, dass sich jemand von außerhalb als Fischer ausgab, ohne dass sie es bemerken würden. Sie kannten jedes Boot und jedes Schiff in diesen Gewässern, und sie versicherten ihr, dass sich in letzter Zeit absolut nichts Auffälliges ereignet habe.
»Aber es gibt da diese Tauchbasen«, erklärte ihr ein grauhaariger Seemann. Seine Hände, mit denen er die Netze ausbesserte, waren so groß wie sein Kopf. Er spuckte aus, um seine Abneigung zu demonstrieren. »Wer weiß, wer ihre Kunden sind? Und ihre Mitarbeiter … die wechseln von einer Woche auf die andere, kaum sind sie da, sind sie auch schon wieder weg.«
Soraya und Chalthoum teilten sich die Liste der fünfundzwanzig Tauchbasen, die die Fischer ihnen nannten, und machten sich auf den
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