Die Bourne Intrige
brannte fast überhaupt nicht mehr – nur der Schmerz in der Brust ließ ihn zusammenzucken, als er sich ein Laken um die Taille schlang und vom Bett aufstand.
»Perfekt«, meinte Tracy. »Wie ein römischer Senator.«
»Hoffen wir, dass ich heute Nachmittag mehr kastilisch als römisch aussehe«, gab er zurück, während er zum Badezimmer ging, »weil es Professor Alonzo Zuñiga sein wird, der Sie heute Nachmittag zu Don Herrera begleitet.«
Sie sah ihn neugierig an, dann drehte sie sich um und ging zurück ins Wohnzimmer. Er schloss die Badezimmertür hinter sich und drehte die Dusche auf. Über dem Waschbecken hing ein Spiegel, der von kleinen Glühbirnen umgeben war; das Badezimmer einer Frau, dachte er, ideal zum Schminken.
Als er nach der Dusche in sein Zimmer zurückkehrte, fand er einen dicken Frotteemorgenmantel, den er sogleich anzog. Sie hatte seine Wunde an der Brust mit einer wasserdichten Wundauflage versehen, die ihm erst aufgefallen war, als er in den heißen Wasserstrahl der Dusche stieg.
Als er zu ihr ins Wohnzimmer kam, goss Tracy gerade Kaffee in eine große Tasse. Die kleine Küche war nicht mehr als eine Nische an einem Ende des großen Raumes, der – ähnlich wie das Schlafzimmer – so sparsam eingerichtet war wie ein Hotelzimmer. Auf dem schlichten Holztisch sah er das typische Frühstück eines andalusischen Arbeiters: eine Tasse heiße Schokolade und ein Teller mit Churros, frittierte Teigstangen, mit Zucker bestreut.
Bourne setzte sich auf einen Stuhl und frühstückte zusammen mit Tracy.
Sie überließ ihm alle Churros, trotzdem war er immer noch hungrig, als er fertig war. Er ging zum Kühlschrank hinüber.
»Ich fürchte, es ist nicht viel drin«, sagte sie. »Ich war eine Weile nicht hier.«
Immerhin fand er etwas Speck. Während er die Speckstreifen briet, sagte sie: »Schreiben Sie mir Ihre Größe auf, dann besorge ich Ihnen etwas zum Anziehen.«
Er nickte. »Wenn Sie schon unterwegs sind, könnten Sie mir auch gleich ein paar andere Dinge mitbringen.« Er holte einen Bleistift und einen Notizblock von der Arbeitsplatte, riss ein Blatt ab und machte eine Liste der Dinge, die er brauchte.
Als er ihr den Zettel gab, warf Tracy einen Blick darauf. »Für Professor Zuñiga, nehme ich an?«
Er nickte, während er die angebratenen Speckstreifen umdrehte. »Das sind die Adressen der Geschäfte für Theaterzubehör, die ich gestern gefunden habe. Wir waren gerade auf dem Weg dorthin, als der Kerl mit der Narbe auftauchte.«
Sie stand auf, nahm ihre Handtasche und ging zur Tür. »Ich werde ungefähr eine Stunde brauchen«, sagte sie. »Lassen Sie es sich noch schmecken.«
Als sie weg war, nahm Bourne die Bratpfanne von der Herdplatte und legte den Speck auf ein Stück Küchenrolle. Dann ging er zum Notizblock. Der Zettel, den er vorhin abgerissen hatte, war aus der Mitte, weil er das oberste Blatt nicht benutzen wollte. Er hielt den Bleistift schräg und strich ganz leicht über das Papier. Buchstaben begannen hervorzutreten, der Abdruck der letzten Notiz, die jemand – vermutlich Tracy – niedergeschrieben hatte.
Don Herreras Name und Adresse erschienen auf dem Papier, außerdem die Uhrzeit – drei Uhr, so wie sie gesagt hatte. Er riss den Zettel ab und steckte ihn ein. Da bemerkte er auch auf dem Zettel, der nun ganz oben war, einen leichten Abdruck. Er riss auch dieses Blatt ab, dann hielt er den Bleistift flach und strich leicht über das Papier. Nach und nach trat eine Zeile mit Zahlen und Buchstaben zutage.
Er aß den Speck im Stehen am Fenster und blickte auf den strahlenden Morgen hinaus. Es war noch zu früh, dass die Leute zum Feiern der Feria aus den Häusern kamen, aber der Balkon gegenüber war mit Blumen und bunten Stoffen geschmückt. Er suchte die Straße zu beiden Seiten nach jemandem oder etwas ab, was ihm in irgendeiner Weise verdächtig vorkam, doch ihm fiel absolut nichts auf. Eine junge Frau führte drei Kinder über die Straße. Eine alte Frau in Schwarz, klein und gebückt, trug eine Einkaufstasche voll mit Obst und Gemüse.
Er steckte den letzten Bissen Speck in den Mund, wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und ging zu Tracys Laptop hinüber, der am anderen Ende des Holztisches stand. Der Computer war eingeschaltet, und er sah, dass sie eine Wi-Fi-Internetverbindung hatte.
Er setzte sich an das Gerät, googelte die Folge von Zahlen und Buchstaben und bekam folgendes Ergebnis:
Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage –
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