Die Bourne Intrige
unbemerkt ins Haus ihres Vollstreckers ein, fesselte ihn und zwang ihn mit anzusehen, was ich mit seiner Familie machte«, erzählte er Arkadin später.
Als er fertig war, zerrte er den Mann in die Küche und bearbeitete ihn dort mit der glühend heißen Spitze eines Tranchiermessers, das er von einem Holzregal genommen hatte. Die Schmerzen, die Oserow ihm zufügte, rissen den Mann aus seinem Schock, und er begann zu schreien, worauf Oserow ihm die Zunge abschnitt.
Eine Stunde später war Oserow fertig. Er ließ den Sterbenden in seinem eigenen Blut und Erbrochenen liegen. Als seine Kumpane am nächsten Morgen zu ihm kamen, um ihre tägliche Patrouille zu beginnen, traten sie durch die offene Haustür und sahen das Gemetzel. Erst jetzt tauchte Tarkanian in Nischni Tagil auf. Die ganze Bande war derart geschockt, dass keiner mehr an Arkadin dachte.
»Lew Antonin, ich glaube, ich kann Ihnen die Lösung für Ihr Problem liefern«, sagte Tarkanian zum neuen Chef von Stas Kuzins Bande, als er zu ihm ins Büro kam. Sieben schwer bewaffnete Männer standen draußen Wache. »Ich werde diesen Killer für euch finden und ihn erledigen.«
»Wer sind Sie, Fremder? Und warum wollen Sie das tun?«, fragte Lew Antonin und musterte ihn argwöhnisch. Er hatte ein graues Gesicht mit langen Ohren und Bartstoppeln an Kinn und Wangen. Er sah aus, als hätte er eine Woche nicht geschlafen.
»Wer ich bin, ist unwichtig. Aber ich kenne solche Männer wie diesen Killer hier bei euch«, antwortete Tarkanian, ohne zu zögern. »Und warum ich hier bin, das kann ich Ihnen sagen: Ich will Leonid Danilowitsch Arkadin.«
Antonins misstrauischer Gesichtsausdruck verschwand, dafür kam nackte Wut zum Vorschein. »Und warum wollen Sie diesen verdammten Schweinehund?«
»Das ist meine Sache«, antwortete Tarkanian. »Ihre Sache ist es, dafür zu sorgen, dass Ihre Leute am Leben bleiben.«
Das sah auch Antonin so. Er war ein nüchterner Mensch, der nichts von dem wahnsinnigen Feuer seines Vorgängers in sich hatte. Tarkanian wusste genau, was in dem Mann vorging; er war offensichtlich besorgt, dass die allgemeine Angst nicht nur die Arbeit seiner Männer behinderte, sondern auch seine eigene Autorität untergrub. Andererseits konnte er es sich nicht leisten, Arkadin auszuliefern. Seine Männer waren so begierig, Arkadin endlich zu erledigen, dass sie nicht gerade erfreut sein würden, wenn ihr Chef ihr Opfer einfach ziehen ließ.
Antonin rieb sich nachdenklich das Gesicht. »Gut«, sagte er schließlich, »aber Sie bringen mir den Kopf des Killers, damit meine Männer mit eigenen Augen sehen, dass diese Scheiße vorbei ist. Und dann können Sie Arkadin haben, wenn Sie ihn finden.«
Tarkanian glaubte diesem Neandertaler natürlich kein Wort. Er sah die Gier in seinen gelben Augen und spürte, dass es dem Kerl nicht reichte, den Mörder seiner Männer zu bekommen; er wollte auch Arkadin. Die beiden blutigen Köpfe würden seine Macht für alle Zeiten festigen.
»Aber was Lew Antonin wollte, das spielte keine Rolle«, erzählte Tarkanian Arkadin später. »Ich hatte mir schon gedacht, dass er mich hintergehen wollte, und war darauf vorbereitet.«
Es hätte Oserow königlich amüsiert, den Mörder für den Neandertaler namens Lew Antonin zu »finden« und ihm den abgeschnittenen Kopf zu bringen, aber dieses Vergnügen blieb ihm versagt. Er machte ein finsteres Gesicht, als ihm Tarkanian mitteilte, dass er den »Mörder« selbst finden und dem Bandenchef präsentieren würde.
»Aber du brauchst dich nicht zu ärgern – für dich gibt es etwas anderes zu tun«, fügte Tarkanian hinzu. »Eine viel wichtigere Aufgabe, die nur du erledigen kannst.«
»Ich habe den starken Verdacht, dass er mir das nicht geglaubt hat«, erzählte Tarkanian Arkadin später, »aber als er hörte, was ich von ihm wollte, hatte er ein Grinsen im Gesicht. Er konnte einfach nicht anders, der Hundesohn.«
Tarkanian brauchte jemanden, den er Lew Antonin präsentieren konnte. Aber nicht irgendjemanden – er musste wie ein Killer aussehen. Und so streifte er durch die nächtlichen Straßen von Nischni Tagil und suchte die Bars nach einem möglichen Opfer ab. Er wich den Pfützen aus, die so groß wie kleine Teiche waren, nachdem der Regenguss eben erst nachgelassen hatte. Der tief hängende Himmel war trüb und grau, aber mit etwas Gelb und Violett dazwischen, als hätte der Tag ein paar blaue Flecken von dem Unwetter abbekommen.
Tarkanian ging draußen vor der lautesten
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