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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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fügte der Großinquisitor mit einem Hauch von Zufriedenheit hinzu. Und flüsterte süffisant: »Warum nicht gleich.«
    »Euer gehorsamer Diener.« Bruder Thaddäus verstand sich selbst nicht mehr. Schließlich war das Granteln eine Art Steckenpferd von ihm. Im Angesicht des Ehrfurcht gebietenden, fast schmächtig zu nennenden Großinquisitors war jedoch keine Rede mehr davon. Dieser Mann war die personifizierte Autorität. Und mit der wollte er sich nicht anlegen.
    »Eine Frage noch, Bruder.«
    Um dem stechenden Blick seines Gesprächspartners auszuweichen, deutete Bruder Thaddäus eine Verbeugung an und flötete: »Aber gerne.«
    Der Dominikaner, von dem er bislang nicht einmal den Namen kannte, lächelte stillvergnügt in sich hinein. »Ergebensten Dank«, erwiderte er, wobei das Lächeln genauso schnell verschwand, wie es gekommen war. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Bruder Hilpert wieder in den Schoß dieses Konvents zurückgekehrt ist?«
    »Freilich«, war zunächst alles, was Bruder Thaddäus in der Aufregung zu sagen einfiel, so sehr war ihm die Furcht vor dem unerwarteten Besucher in die Glieder gefahren.
    »Und wann?«
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Dann hat sich der Weg wenigstens gelohnt«, murmelte Remigius, ließ Thaddäus, seinen Sekretarius und den Kondottiere einfach stehen und verschwand wieder im Nebel, der seine fragile Silhouette wie eine Sinnestäuschung erscheinen ließ.
    Wenig später preschte ein von berittenen Soldknechten eskortierter Reisewagen unter dem Torbogen hindurch, und während der Vierspänner auf die Stallungen zusteuerte, schlug der völlig verdatterte Pförtner ein Kreuz.
    Und das gleich dreimal hintereinander.

Nach der Sext
     
    [Kalefaktorium, 12:00 h]
     
     
    Worin Bruder Hilpert etwas bevorsteht, gegen das er sich mit aller Macht sträubt.
     
    Beim Betreten der Heizkammer , die unmittelbar neben dem Refektorium lag, fiel Bruder Hilpert automatisch sein Lieblingsdichter ein. ›Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!‹ hieß es in Dantes Inferno, und was das Grauen betraf, das ihn ergriff, kam diese Reminiszenz nicht von ungefähr.
    Das Gewölbe, über dem sich das Kalefaktorium befand, war nur etwa sechs auf vier Schritt groß und mit der Wärmestube durch mehrere kreisrunde Öffnungen verbunden. In der Mitte befand sich die Feuerstelle, von wo aus der Rauch über einen Kamin ins Freie gelangte. Nach etwa einer halben Stunde, wenn das Feuer richtig brannte, wurden die Bodenplatten im Kalefaktorium entfernt, und die Wärme strömte in den darüber liegenden Raum, wo sich die Fratres aufwärmen durften.
    Was die Dreckarbeit betraf, waren sie sich allerdings zu schade. Die Beschaffung von Brennholz, Feldsteinen und Ziegeln war Sache der Laienbrüder, ebenso wie die Reinigung der Feuerstelle, die vom Kreuzgang durch eine mehrere Handbreit dicke Mauer getrennt war. Auf diese Weise blieben die Chormönche unter sich, was auch für die Benutzung der Wärmestube galt. Die Fratres waren zum Beten da, die Laien zum Arbeiten. So wollte es die Ordensregel, und da sie von alters her praktiziert wurde, wagte nicht einmal Bruder Hilpert, daran zu rütteln. ›Suum quique!‹ [14] , pflegten die alten Römer zu sagen, und obwohl ihm derlei Gepflogenheiten nicht behagten, behielt er seine Vorbehalte für sich.
    Um ein Gespräch mit dem Laienbruder, dem die Befeuerung der Fußbodenheizung oblag, kam er freilich nicht herum. Ein Blick genügte, um ihm klarzumachen, dass der Kalefaktor, vorsichtig ausgedrückt, mit den Nerven am Ende war. Das war Bruder Hilpert zwar auch, aber da es einen Mord aufzuklären galt, musste er sich wohl oder übel überwinden.
    »Und wann, Bruder Kalefaktor«, richtete der Bibliothekarius das Wort an den am Boden zerstörten Mönch, »hast du diese abscheuliche Entdeckung gemacht?« Bruder Hilpert wusste nur zu gut, dass seine Wortwahl eine absolute Verharmlosung war, hatte jedoch nichts Besseres parat.
    »Etwa eine halbe Stunde vor der Sext«, antwortete der Laienbruder, der sich durch seinen Bart, die gebräunte Haut und eine Tunika aus grober brauner Wolle deutlich von Bruder Hilpert unterschied. Er mochte Mitte zwanzig sein, von bäuerlicher Herkunft wie so viele der zahlreichen Laienbrüder, die in der Küferei, Schmiede oder Wagnerei arbeiteten. »Bevor die Stube beheizt wird, wollte ich noch mal das Holz kontrollieren. Damit es keine Beschwerden gibt.«
    »Beschwerden?«, wiederholte Bruder Hilpert mit Blick auf die Hand, welche unter einem

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