Die Bräute des Satans
stieß die mit Pergament bespannten Läden auf und lauschte in den Hof hinunter. Kaum war dies geschehen, öffnete sich das Tor und ein vierspänniger, von feurigen Rappen gezogener Reisewagen fuhr in den Hof. Eine Eskorte bis auf die Zähne bewaffneter Soldknechte, einer grimmiger als der andere, sprengte hinterdrein.
Als der Wagen zum Stehen kam, sprangen die ersten Laienbrüder herzu, und der Diensteifer, mit dem sie es taten, ließ auf eine hochgestellte Persönlichkeit schließen. Mechthild war gespannt, wer das wohl sein mochte, und obwohl sie weiß Gott andere Sorgen hatte, konnte sie ihre Neugier kaum bezähmen.
Als sich der Wagenschlag öffnete, war die Sechzehnjährige fast ein wenig enttäuscht. Von dem Spektakel, das sich da drunten anbahnte, hatte sie sich eigentlich mehr erhofft. Weit mehr jedenfalls als die schmächtige, eher unscheinbare Gestalt, welche dem prunkvollen Gefährt entstieg. Bei näherem Hinsehen musste Mechthild ihren Eindruck revidieren. Von dem Mönch im Habit der Dominikaner ging eine merkwürdige Aura aus, und als dieser sich dem Tor zuwandte, hielt sie instinktiv den Atem an. »Heilige Muttergottes!«, flüsterte sie und zog die Fensterläden zu, bis auf einen schmalen Spalt, durch den hindurch sie den Neuankömmling mit einer Mischung aus Neugier und Unbehagen fixierte. Wahrhaftig, solche Augen, so einen bohrenden, alles durchdringenden Blick hatte sie noch nie im Leben gesehen. Gut möglich, dass der Dominikanermönch noch keine vierzig war, von dem Eindruck, den seine hageren Züge hinterließen, einmal abgesehen. Die nämlich sahen wie das Gesicht eines vor der Zeit gealterten Mannes aus, wenngleich er von seiner Gestik, seinem Gang und dem würdevollen Auftreten her wesentlich jünger wirkte. Ohne jeden Zweifel war dies ein bedeutender Mann, sonst wäre die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, nicht so groß gewesen.
Mechthild war so sehr mit dem Menschenauflauf auf dem Hof beschäftigt, dass sie das Knarren der Stubentür nicht bemerkte. Dies galt auch für die Schritte, die sich ihr von hinten näherten. Schritte wie die einer Katze, lautlos, behände und einzig und allein auf Beute aus.
»Na – bei der Arbeit?«
Einen Schrei auf den Lippen, der sich aber nicht von ihnen löste, wirbelte Mechthild herum. »Was … wollt Ihr hier?«, herrschte sie den Vestiarius an, der die üppigen Rundungen unter dem Kleid aus grobem Wollstoff genüsslich betrachtete.
Bruder Venantius focht dies allerdings nicht an. Er war so sehr auf ihr scharlachrotes Kleid fixiert, dass er das Treiben auf dem Hof glatt vergaß. »Hübsch, sehr hübsch«, murmelte er, während sich ein hauchdünner Speichelfaden aus seinem Mundwinkel löste und auf den Kragen seines Habits tropfte. Der Vestiarius schien es nicht einmal zu bemerken. »So leicht nicht zu übertreffen.«
Mechthild war zwar erst sechzehn, keineswegs jedoch aus der Welt. Wer sich wie sie allein durchschlagen musste, war mit dem, was die Mannsbilder im Schilde führten, bestens vertraut. »Wenn Ihr denkt, Ihr könnt mich hier so einfach …«, setzte sie sich vehement zur Wehr, wurde dabei jäh unterbrochen.
»Seit wann kannst du Gedanken lesen?«, fragte der Vestiarius süffisant, nachdem er sich die Lippen trockengewischt hatte. Beißender Schweißgeruch, von dem Mechthild fast schlecht wurde, erfüllte den Raum. »So etwas ist man doch eigentlich nur von Hexen gewohnt.«
»Kaum zu fassen.«
»Was denn?«
»Dass es Mönche gibt, die an so etwas glauben«, hielt Mechthild dagegen, während sie von Venantius immer mehr in die Enge getrieben wurde.
Mit so einer Antwort, noch dazu aus dem Munde einer Dienstmagd, hatte der triefäugige Vestiarius nicht gerechnet. An seiner Entschlossenheit änderte dies freilich nichts. »Ganz schön keck für dein Alter!«, keuchte er, ohne sich um das, was sich auf dem Hof tat, auch nur im Geringsten zu kümmern. »Doch so leicht, wie du kleine Metze dir das vorstellst, lasse ich mich von dir nicht ins Bockshorn jagen.«
»Noch einen Schritt, und dann schreie ich!«, fuhr Mechthild, die Wand im Rücken, den außer Rand und Band geratenen Vestiarius an. Sein Blick sprach Bände und bedurfte keines Kommentars.
»Wem, denkst du, würde man eher glauben – einer Dirne, welche der Hexerei bezichtigt wird, oder mir?«
»Rührt mich nicht an, sonst könnt Ihr was erleben.«
»Soll das etwa eine Drohung sein?«
»Das werdet Ihr sehen, wenn es so weit ist«, zahlte Mechthild mit gleicher Münze heim und
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