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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Irrtümern zu bewahren.«
    Bruder Hilpert erstarrte, und es fiel ihm schwer, sein Unbehagen zu unterdrücken. »Und woher wollt Ihr das wissen?«, erwiderte er mit gespielter Teilnahmslosigkeit.
    »Das mit dem Besuch?«, gab der Vestiarius ebenso hochnäsig wie schadenfroh zurück. »Von unserem Prior. Im Vertrauen .«
    »Weshalb Ihr es coram publico [5] herumposaunen müsst, ich verstehe.«
    »Besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen.«
    »Ein Diktum so recht nach meinem Geschmack, Vestiarius – Kompliment«, retournierte Bruder Hilpert souverän, wenngleich er sich in Gedanken bereits mit seinem Intimfeind beschäftigte.
    Remigius von Otranto. Einer, wenn nicht gar der gefürchtetste Inquisitor überhaupt. Bruder Hilpert stöhnte innerlich auf. Viel Gutes war von einem Mann wie ihm nicht zu erwarten. Höchstens das Gegenteil.
    »Was ist mit Euch, Bruder – Ihr seid ja so blass!«, riss ihn die geheuchelte Anteilnahme des Vestiarius aus den Gedanken. »Hat Euch die Nachricht etwa so sehr …«
    Seiner Miene nach zu urteilen, hätte der Vestiarius die Pointe gerne noch an den Mann gebracht. Doch die Umstände in Gestalt der Hebamme, die mit gerafften Röcken durch das innere Tor stürmte, hielten ihn davon ab. Fast automatisch gaben die Dorfbewohner die Gasse frei, und nachdem die korpulente Matrone in die Menge eingetaucht war, erstattete sie atemlos Bericht.
    Aus ihrem Gestammel, das zunächst keinen Sinn ergab, wurde Bruder Hilpert vorerst nicht schlau, und so näherte er sich der Menschentraube, welche die Hebamme umgab. Bevor er allerdings etwas aufschnappen konnte, lichteten sich die Reihen und die Müllerfrau trat mit hämischem Gesichtsausdruck auf ihn zu.
    »Bin gespannt, was Ihr dazu zu sagen habt, Bruder«, schnappte sie und bedachte Mechthild mit einem hasserfüllten Blick.
    »Zu was denn?«
    »Dazu, dass die Frau des Verwalters im Kindbett gestorben ist«, trumpfte die Müllerfrau auf, verschränkte die Arme und genoss ihren Triumph in vollen Zügen. »Sieht so aus, als müsstet Ihr Euch etwas einfallen lassen.«
    »Und das möglichst schnell«, ergänzte Bruder Venantius, doch Bruder Hilpert stellte sich taub, wechselte ein paar Worte mit Mechthild und geleitete sie zum Tor, vorbei an einem Spalier erzürnter Dorfbewohner, von denen nicht wenige die Fäuste ballten.
    Wahrhaftig, er musste sich etwas einfallen lassen.

Vor der Sext
     
    [Ostflügel des Kreuzganges, 11:10 h]
     
     
    Worin über einen an Ruchlosigkeit nicht zu überbietenden Anonymus zu berichten sein wird.
     
    In all den Jahren , die er damit verbracht hatte, sich den Tag der Rache herbeizusehnen, hatte er sich noch nie so ermattet gefühlt wie eben. Und noch nie so zufrieden.
    Selbst jetzt noch, Stunden nach seiner Tat, überkamen ihn wohlige Schauder, und wie zufällig blieb sein Blick dabei auf dem Sims haften, worauf er sich verewigt hatte. Es war nur ein einziges Wort, das er hier eingemeißelt hatte, aber eines, das die Jahrhunderte überdauern würde. Und darauf, nur darauf kam es an. Jedes Mal, wenn er hier vorbeikam, wollte er an den heutigen Tag erinnert werden, und wenn er längst tot war, würde dies eine Wort zu seinem Epitaphium werden.
    Dies hier war sein Stammplatz, bereits seit vielen Jahren, und der heutige Tag bildete da keine Ausnahme. Während die übrigen Brüder durch den Kreuzgang wandelten, hatte er einfach nur hier gestanden, in den Garten hinausgestarrt und sich ausgemalt, wie es wäre, wenn Bruder Severus vom Angesicht der Erde getilgt würde. Belächelt, verspottet und von den meisten der Heuchler, die sich Brüder schimpften, mit Missachtung gestraft. Doch damit war nun Schluss. Vom heutigen Tage an würde für ihn eine neue Zeit anbrechen, und die Kränkung, die Bruder Severus ihm zugefügt hatte, vergessen sein.
    Für immer.
    In Gedanken bei dem, was er vollbracht hatte, konnte er sich eines Lächelns nicht erwehren. Purer Zufall, dass Severus gerade hier sein Schicksal ereilt hatte, nun, da dem so war, hatte er nicht lange gezögert, nach dem Meißel gegriffen, den einer der Steinmetze hatte liegen lassen und das Dasein des ihm verhassten Bursarius ausgelöscht. Wäre er der gewesen, für den ihn seine Mitbrüder hielten, hätte man die Tat sofort entdeckt, nur war ihm auch hier der Zufall zu Hilfe gekommen. Fast hätte man meinen können, bei alldem sei Gottes Hand mit im Spiel gewesen, aber da er seit geraumer Zeit nicht mehr an ihn glaubte, schrieb er die Vertuschung seiner Tat

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