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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Das Gehalt eines Polizisten zwingt dazu. »Wie alt sind Sie?«
    »Sechzehn.«
    »Wohnhaft?«
    »Sonst in Konstanz.«
    »Konstanz. Aha! Daher das Kopftuch. Was heißt sonst?«
    »Jetzt wohne ich in einem kleinen Hotel.«
    Hauptwachtmeister Schmitz legte das zusammengefaltete Pergamentpapier in die Schublade neben Taschenlampe und einen Kriminalroman.
    So eine ist es nicht, dachte er. Die kennen wir, diese jungen Pflänzchen, die am Rhein und in der Altstadt auf den Strich gehen. Dafür hat man einen Blick, und die stehen anders da, wenn sie sich über einen ihrer Kunden beschweren, der ihnen statt Geld eine Tracht Prügel gegeben hat. Das da ist ein kleines, nettes, braungebranntes Mädchen, adrett und schüchtern. Aber man kann sich täuschen. Vielleicht zieht auch in dieses Gewerbe eine neue, eine weiche Welle ein.
    »Was ist los, Kleine?« fragte der Hauptwachtmeister. »Übrigens gehörst du mit sechzehn Jahren nicht mehr um zwei Uhr morgens auf die Straße. Wo sind deine Erziehungsberechtigten?«
    »Wer bitte?«
    »Deine Eltern.«
    »Ich … ich kenne sie nicht.« Das Mädchen nestelte an dem bunten Kopftuch, löste den Knoten unter dem Kinn und streifte es ab. Ein Wuschelkopf strähniger, schwarzer, zerdrückter Haare quoll hervor. Hauptwachtmeister Schmitz putzte sich laut die Nase.
    Aha, dachte er. Ein Negerkind. So sieht die Sache schon ganz anders aus. Ein Mischlingsmädchen, das seine Eltern nicht kennt und nachts um zwei Uhr auf eine Polizeiwache kommt, ohne festen Wohnsitz, wie es amtlich heißt, kann ein ›Fall‹ sein. Er rückte seine Schreibmaschine heran, spannte einen Bogen in die Walze, schrieb die obligaten Zeilen. »Es erschien vor dem Polizeirevier XXV, Düsseldorf, Diensthabender HWM Schmitz, um 2,10 Uhr morgens die …«
    Schmitz beugte sich zu dem stillen Mädchen mit den großen, glänzenden, schwarzen Augen vor. Ein nettes Ding, dachte er. Diese Mischlinge sind doch verteufelt hübsch.
    »Harriet-Rose Achenberg.«
    »Geboren?«
    »Am 28. Juli 1946.«
    »Wo?«
    »In Bamberg.«
    »Name des Vaters.«
    Sie schwieg und sah den Polizisten nur mit ihren großen Augen an. Schmitz räusperte sich.
    »Natürlich. Sagten Sie ja schon. Und die Mutter?«
    »Ich kenne sie auch nicht«, sagte Rose leise.
    »Wo aufgewachsen?«
    »Im Waisenhaus in Konstanz.«
    »Zuletzt wohnhaft?«
    »In Konstanz.«
    »Waisenhaus?«
    »Ja.«
    »Aha!«
    Hauptwachtmeister Schmitz schob die Schreibmaschine zur Seite und legte die Hände übereinander. Meine Inge ist siebzehn, dachte er. Und welch ein schönes Leben hat sie. Ein eigenes Zimmer, Freundinnen, ein Fahrrad, Tanzabende, jedes Jahr mit uns eine Sommerreise, an die See, in die Alpen, voriges Jahr nach Alassio an die Riviera. Zugegeben, das Geld ist knapp, es reicht man gerade so hin … aber sie hat ein Zuhause, sie kann Vater und Mutter sagen. Und das ist mehr wert als Millionen.
    »Ausgerissen?« fragte Hauptwachtmeister Schmitz. »Nicht wahr? So ist es? Du hattest die Nase voll und bist einfach weg. Und hast dir gedacht, die anderen Menschen hier nehmen dich mit offenen Armen auf. Sie haben nur auf dich gewartet. Und nun haste die Nase voll und willst zurück.«
    »So ähnlich.« Harriet-Rose drehte das bunte Kopftuch zwischen den braunen Fingern. »Ich wollte meine Mutter suchen.«
    »Aber die kennst du doch gar nicht.«
    »Nein.« Rose senkte den Kopf. Das Licht der Schreibtischlampe beleuchtete ihren schwarzen Schädel. »Es war ein Zufall.«
    »Was war ein Zufall?«
    »Ich hatte Stubendienst im Heim. Auch das Zimmer von Mutter Erna mußte ich ausfegen. Und da stand die Heimkartei offen. Sonst ist sie immer abgeschlossen. Ich war allein im Zimmer. Da habe ich meine Karteikarte herausgesucht und gelesen. Und da stand es: Vater: Harry Bob Shirer, Wohnsitz unbekannt. Mutter: Marianne Achenberg, geboren in Düsseldorf – – – Mehr konnte ich nicht lesen. Es kam jemand. Ich mußte weiterarbeiten, Wasser holen. Als ich zurückkam, war der Karteikasten wieder abgeschlossen. Aber nun wußte ich ja, daß meine Mutter eine Deutsche war, geboren in Düsseldorf.«
    Rose schwieg. Ihre schwarzen Augen glitzerten. Hauptwachtmeister Schmitz sah sie an.
    »Das war doch eine Dummheit, Mädchen«, sagte er begütigend. »Weglaufen, nach Düsseldorf fahren und dann glauben, hier findest du deine Mutter. Nach sechzehn Jahren! Die ist längst verheiratet und lebt irgendwo in Deutschland oder im Ausland. Wie lange bist du denn schon unterwegs?«
    »Drei Tage.«
    »Und wovon hast

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